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topplus Biomethan, Pflanzenöl & Co.

Alternative Kraftstoffe in der Landwirtschaft: Einschätzungen der Praxis

Landwirte stehen Alternativen zu Diesel positiv gegenüber, sind aber bezüglich Reichweite bei schweren Arbeiten skeptisch. Das zeigt eine Umfrage der Uni Göttingen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Einerseits muss sie die wachsende Weltbevölkerung ernähren, andererseits ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. In Deutschland ist die Landwirtschaft für etwa 7 bis 10 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wovon ein erheblicher Teil mit dem Kraftstoffverbrauch von Traktoren und anderen landwirtschaftlichen Maschinen zusammenhängt.

Vor diesem Hintergrund gewinnen alternative Kraftstoffe sowie Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen mit alternativen Antriebskonzepten zunehmend an Bedeutung. Beispiele hierfür sind E-Traktoren, die ihre Energie aus Batterien beziehen, sowie CNG-Traktoren, die Methan als Kraftstoff nutzen, welches als aufbereitetes Biogas bereitgestellt werden kann. Flüssiges Biogas kann auch als Kraftstoff für LNG-Traktoren verwendet werden. Darüber hinaus wurden Pflanzenöl-Traktoren entwickelt, die mit reinem Pflanzenöl statt Diesel betrieben werden.

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Die Vorteile für die Landwirtschaft

Diese Technologien versprechen viele Vorteile für die Landwirtschaft:

  • eine Reduzierung der CO₂-Emissionen,

  • weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen,

  • ökologische und wirtschaftliche Chancen,

  • die Chance, Kraftstoffe wie Biogas, Pflanzenöl oder Strom selbst zu produzieren und damit zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen.

Umfrage zu alternativen Antrieben

Doch wie stehen Landwirte selbst zu diesen Technologien? Sehen sie alternative Kraftstoffe als Chance oder als Risiko? Welche Faktoren beeinflussen ihre Bereitschaft, in Traktoren mit alternativen Antriebskonzepten zu investieren? Der Arbeitsbereich Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Göttingen hat dazu im Jahr 2022 insgesamt 141 deutsche Haupterwerbslandwirte befragt. Die Studie gibt aufschlussreiche Einblicke in die Akzeptanz und Kaufbereitschaft für Traktoren mit alternativen Antriebskonzepten.


Was Landwirte über alternative Kraftstoffe denken

90 % der befragten Landwirte haben zum Zeitpunkt der Studie bereits von alternativen Kraftstoffen gehört. Sie sehen sowohl Chancen als auch Herausforderungen bei alternativen Kraftstoffen. Besonders geeignet erscheinen ihnen diese Antriebskonzepte für leichte Hofarbeiten mit dem Frontlader (90 % der Befragten) und kurze Transportfahrten (54 %). Für energieintensivere schwere Ackerarbeiten (14 % ) oder Transporte über weite Strecken (16 %) sind die Landwirte skeptischer, wie Abbildung 1 zeigt.

Als größte Hürden für die Einführung alternativer Antriebskonzepte nennen die Landwirte zum Zeitpunkt der Umfrage (siehe Abbildung 2):

  • die geringere Reichweite im Vergleich zu Dieseltraktoren (70 % der Befragten),

  • hohe Investitionskosten (60 %) und

  • eine unzureichende Infrastruktur (50 %).

Was beeinflusst die Kaufbereitschaft?

In der Studie konnten die Wissenschaftler mehrere Faktoren identifizieren, die die Bereitschaft der Landwirte beeinflussen, einen Traktor mit alternativem Antriebskonzept zu kaufen. Daraus ergeben sich mehrere Schlussfolgerungen für Landwirte:

  1. Leistungsvergleich: Bei der Bewertung alternativer Antriebskonzepte achten Landwirte besonders auf die Leistungsfähigkeit im Vergleich zu Dieseltraktoren. Dabei geht es nicht nur um die reine Motorleistung, sondern auch um Aspekte wie Betriebskosten, Reichweite und Zuverlässigkeit.

  2. Umweltaspekte: Die ökologischen Vorteile alternativer Antriebskonzepte können ein wichtiges Entscheidungskriterium sein, insbesondere wenn sie mit wirtschaftlichen Vorteilen einhergehen.

  3. Erfahrungen und Informationen: Es ist für Landwirte ratsam, sich regelmäßig über Erfahrungen von Kollegen zu informieren und mit Expertenmeinungen auseinanderzusetzen. Der Besuch von Fachmessen, die Teilnahme an Feldtagen oder der Austausch in Berufsverbänden können wertvolle Erkenntnisse liefern.

  4. Fördermöglichkeiten: Landwirte sollten sich über aktuelle Förderprogramme und rechtliche Rahmenbedingungen für alternative Antriebskonzepte auf dem Laufenden halten.

Aus den genannten Punkten ergeben sich auch wichtige Schlussfolgerungen für Anbieter alternativer Antriebskonzepte und politische Entscheidungsträger.

Ausblick und offene Fragen

Für die Zukunft ergeben sich mehrere spannende Fragen, die für die Landwirte vor einem Kauf geklärt sein sollten:

  • Wie entwickeln sich die Leistungsfähigkeit und Reichweite alternativer Antriebskonzepte? Können sie in absehbarer Zeit mit Dieseltraktoren in allen Einsatzbereichen konkurrieren?

  • Welche spezifischen alternativen Kraftstoffe eignen sich am besten für welche landwirtschaftlichen Anwendungen?

  • Wie kann die notwendige Infrastruktur für alternative Kraftstoffe im ländlichen Raum ausgebaut werden? Welche Rolle können Landwirte dabei spielen, etwa durch die eigene Produktion von Biokraftstoffen oder die Installation von Ladestationen?

  • Wie wirken sich alternative Antriebskonzepte langfristig auf die Betriebskosten und die Produktivität landwirtschaftlicher Betriebe aus?

Die Herausforderung wird darin bestehen, den richtigen Zeitpunkt und die passende Strategie für den eigenen Betrieb zu finden.

Unsere Autoren

Die Autoren dieses Beitrags: Marius Michels, Vanessa Bonke, Hendrik Wever, Oliver Mußhoff

Arbeitsbereich Landwirtschaftliche Betriebslehre, Georg-August-Universität Göttingen

 

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