Der Biomethanmarkt ist im ständigen Wandel. Die heimische Produktion hat in den letzten zwei Jahren unter dem THG-Quotenpreisverfall gelitten, den betrügerische Importe von Biodiesel und anderen Klimaschutzoptionen aus China verursacht hatten. Aber nicht nur die neue Bundesregierung verspricht frischen Wind, sondern auch weitere Entwicklungen wie neue Absatzmärkte im Ausland oder neue internationale Player auf dem Markt. Henning Dicks, Geschäftsführer vom Biomethandienstleister agriportance aus Münster, gibt einen Überblick.
Die Messe E-World in Essen war kürzlich wieder ein Stell-Dich-ein der Energiewirtschaft. Welche Rolle hat Biomethan dort gespielt?
Dicks: Auffällig war, dass der Hype um Wasserstoff anscheinend deutlich abgeklungen ist. Viele Stände, die man früher dort gesehen hat, waren jetzt wieder verschwunden. Aber man sieht auch wieder neue Aktivitäten der Mineralölindustrie bei fossilen Kraftstoffen. Auch hier stellt sich die Branche darauf ein, dass das Verbrennerverbot mit der neuen Bundesregierung relativiert werden könnte. Dazu kommen die Signale aus den USA, die auch wieder ganz klar auf fossile Brennstoffe setzen. Biomethan hat aber immer noch Relevanz. Denn es ist im Vergleich zu Wasserstoff eine Lösung, die heute schon verfügbar ist. Auch geht die Branche davon aus, dass die neue Bundesregierung daran festhalten wird. Interessant ist, dass jetzt international im Gashandel tätige Unternehmen wie 3degrees und Anew Climate auf den europäischen Markt drängen. Sie unterstützen Unternehmen dabei, den CO2-Fussabdruck zu verbessern. Biomethan ist eine Lösung dafür.
Also bekommt der heimische Biomethanhandel Druck?
Dicks: Anew Climate hat in einer Pressemitteilung angekündigt, in den deutschen Biomethanmarkt einzusteigen. Für den Markteinstieg laufen auch tiefere Gespräche zur Übernahme von Teilen der Landwärme GmbH. Neben Anew kommen weitere Player auf den deutschen Markt. Die neuen Unternehmen füllen das Vakuum, das BMP Greengas und Landwärme hinterlassen haben. Man muss aber sagen, dass nach der Landwärme-Pleite der Biomethanhandel unter Verruf gekommen ist.
Wie gehen Produzenten und Abnehmer damit um?
Dicks: Der Trend geht ganz klar in Richtung Direktverträge. Viele Stadtwerke wollen mit Produzenten Verträge abschließen. Und auch die Produzenten suchen den Kontakt direkt zum Abnehmer. Selbst, wenn ein Biomethanerzeuger mit Händlern zusammenarbeitet, wird die gesamte Gasmenge nicht mehr an ein einzelnes Unternehmen verkauft, sondern das Risiko auf zwei oder drei Abnehmer verteilt, um mehr Sicherheit zu bekommen. Zu dieser Risikoverteilung raten inzwischen auch die Banken.
Der deutsche Markt ist ja auch wegen des Preisverfalls bei den THG-Quoten unter Druck geraten. Gibt es dafür eine Lösung?
Dicks: Ja, der Export von Biomethan in andere Länder nimmt zu. So sind die Niederländer mit der Umsetzung der europäischen Direktive (RED III) schon weiter als Deutschland. Auch wurden härtere Gegenmaßnahmen in den Niederländern und Großbritannien gegen Brütereien durchgesetzt, dadurch konnten sich die dortigen Märkte besser erholen. Das bringt mehr Kontinuität in den Markt und damit auch den deutschen Produzenten zusätzliche Sicherheit, weil sie beim Export ins europäische Ausland nicht mehr so vom heimischen Markt abhängig sind.
Wird die neue Regierung das forcieren?
Dicks: Davon gehen wir aus. Es gab in der Vergangenheit von CDU und SPD immer mal wieder Vorschläge zu einer Grüngasquote, bei der fossiles Erdgas durch einen Teil von erneuerbaren Gasen ersetzt werden soll. Das wäre sehr förderlich auch für Biomethan, unabhängig von der europäischen Vorgabe der RED III.