Das Thema Agrarholz bekommt immer mehr Bedeutung. Während Kurzumtriebsplantagen aufwendig und nicht einfach umzusetzen sind, gibt es mehr Landwirte, die die  Vorteile von Agroforstsystem für sich entdecken.

Ein erster Einstieg in das Thema kann das Pflanzen von einzelnen Bäumen sein. Das zeigen die Erfahrungen des dreijährigen Projekts „Solitärbäume“ vom Bund Naturschutz in Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Bauernverband und der Agrokraft GmbH, einer Tochtergesellschaft des Bayerischen Bauernverbandes und des Maschinen- und Betriebshilfsrings im Landkreis Rhön-Grabfeld.

Sie begleiten seit dem Jahr 2022 das Projekt „Solitärbäume“ im Landkreis Rhön-Grabfeld. Was waren die Hintergründe?

Flach: Angeregt durch das Kunstwerk ‚7000 Eichen für Kassel‘ haben wir uns dem Thema angenommen, weil bei uns die Landwirtschaft ausgeräumt ist und wir gedacht haben: Was in der Stadt geht, sollte doch erst recht auf dem Land möglich sein. Wir wollten für den vielfältigen Wert sensibilisieren, den  Bäume in der Landschaft bieten als Wetterschutz, Landmarke, Lebensraum oder als ersten Schritt hin zu Agroforstsystemen, die Weidevieh vor Witterungseinflüssen oder Ackerböden vor Verdunstung oder Winderosion schützen.

Welche Rolle hat die Agrokraft dabei gehabt?

Flach: Während der BUND Naturschutz in Bayern Projektträger und -leiter war, haben wir uns um die Umsetzung gekümmert. Das Projekt wurde u.a. vom Bayerischen Umweltministerium, dem BUND Naturschutz sowie Firmen und Organisationen als Projektpaten finanziert. Wir haben die Bäume bestellt und Pflanzpfosten, Verbissschutz usw. zur Verfügung gestellt sowie die interessierten Landwirte, Kommunen oder Dorfgemeinschaften beraten. Nach anfänglich sehr zögerlichem Verlauf haben wir in drei Pflanzaktionen jeweils im Herbst insgesamt 3500 Bäume vermitteln können. Insgesamt haben über 200 Landwirte und andere Interessenten mitgemacht.

Wo gab es Widerstände?

Flach: Viele Landwirte, aber auch z.B. Bauhofmitarbeiter von Kommunen haben in den Bäumen anfangs vor allem Hindernisse gesehen, die die Bearbeitung von Feldern oder Straßen stören. Das ist verständlich, weil es bis in die 1970er-Jahre Geld für das Abholzen von Bäumen gab. Dazu kam, dass viele Kommunen in der Vergangenheit Obstbäume als Ausgleich für Baumaßnahmen oder bei Flurbereinigungsverfahren gepflanzt haben, die nicht selten an ungünstigen Standorten stehen. Erst nach und nach hat sich der Gedanke durchgesetzt, dass Bäume prägend für das Landschaftsbild, aber gleichzeitig auch nützlich sein können und dass es eben nicht nur Obstbäume sein müssen.

Was spricht gegen Obstbäume?

Flach: Gerade Apfelbäume sind eher niedrig und ausladend, sodass sie eher als Hindernis gelten. Außerdem müssen sie regelmäßig gepflegt werden. Wir haben nur zu Obstbäumen wie Apfel oder Birne geraten, wenn das Obst auch tatsächlich genutzt werden sollte und sie nicht zu weit draußen in der Feldflur stehen.

Welche Baumarten wurden vor allem gepflanzt?

Flach: Interessant sind vor allem Bäume, die sich hoch entasten lassen und eine schöne Krone ausbilden. Das Hochentasten ist an Wegen oder Feldrändern wichtig, damit man mit das Lichtraumprofil freihalten kann. Sehr häufig wurde in unserem Projekt die Walnuss gepflanzt. Sie bietet viele Vorteile: Sie wächst schnell und wirft wegen der großen Blätter im Sommer Schatten. Außerdem ist sie trockenheitstolerant, was gerade bei unseren extrem trockenen Sommern von Vorteil ist. Und zuletzt sind die Früchte sehr gefragt, die sich als Nuss oder sogar als Öl regional vermarkten lassen. Daneben wurde ein breites Spektrum an heimischen Arten wie Linde, Ahorn oder Eiche, Wildobst, Kirschen oder Esskastanien gepflanzt bis hin zu selten Arten wie die Elsbeere - je nachdem, was der Standort sowohl hinsichtlich Standortbedingungen, Anforderungen an die Baumform etc. fordert.

Was sind aus Ihrer Sicht gut geeignete Standorte?

Flach: Das ist ganz unterschiedlich. Bäume können z.B. da gut passen, wo es eh schon Elemente wie z.B. Bildstöcke, kleine Denkmäler oder Sitzbänke gibt. Auch an Gewässerrandstreifen bietet sich die Pflanzung an, weil da ohnehin nicht gewirtschaftet werden darf. Wir haben auch Landwirte, die ganz gezielt Bäume auf die Weide gesetzt haben, die den Rindern im Sommer Schatten spenden sollen.

Wie groß waren die Bäume?

Flach: Wir haben in der Regel zwei bis drei Jahre alte Bäume genommen. Sie sind von der Größe mit einem Kronenansatz von 1,80 m noch zu handhaben, sind aber nach dem Pflanzen auch schon gut sichtbar. Ältere Bäume dagegen sind zu groß, zu schwer und tun sich schwer mit dem Anwachsen.

Ist neben den Früchten auch eine Nutzung des Holzes angedacht?

Flach: Auch wenn die Holznutzung explizit nicht verboten ist in dem Projekt, ist die reine Holznutzung nur ein Nebenaspekt. Natürlich kann ein Walnussbaum nach ein paar Jahrzehnten auch sehr schönes Möbelholz liefern. Aber im Vordergrund steht der Nutzen, den der Baum für die Landschaft und die Landwirtschaft bietet. Wir sehen das Projekt jetzt eher als Einstieg in die Agroforstwirtschaft, bei der Baumreihen gepflanzt werden. Doch schon jeder einzelne Baum ist ein kleines Biotop und positiv für Klimaschutz.