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Energieeffiziente Ställe

Klimaschutz in der Tierhaltung: Vier zukunftsweisende Stallkonzepte

Beim Bundeswettbewerb „Landwirtschaftliches Bauen“ haben vier landwirtschaftliche Familien eine Auszeichnung für energieeffiziente Ställe bekommen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit dem Bundeswettbewerb „Landwirtschaftliches Bauen“ prämiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) innovative und nachhaltige Stallbaukonzepte.

Am Dienstag wurden in Berlin vier zukunftsweisende Betriebe für ihre ganzheitlichen Energiekonzepte und klimaschonenden Bauweisen ausgezeichnet. Unter dem Motto „Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept“ standen Lösungen im Fokus, die Tierwohl, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen.

"Für Klimaziele unverzichtbar"

„Die Preisträger zeigen eindrucksvoll, wie die Tierhaltung gleichzeitig klimafreundlich sein kann und den Landwirtinnen und Landwirten ein gutes Einkommen sichert. Sie ermutigen so ihre Berufskolleginnen und -kollegen, ihr individuelles Konzept zu erarbeiten, um sich fit für die Zukunft zu machen", sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Preisverleihung.

Der Wettbewerb soll die Bedeutung des landwirtschaftlichen Bauens zum Erreichen der Klimaziele unterstreichen. Energieeffiziente Ställe, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden und gleichzeitig an die Folgen des Klimawandels angepasst sind, sind laut BMEL unverzichtbar. Der aktuelle Bundeswettbewerb fokussierte sich auf Betriebe, die zum einen zeigen konnten, wie man Energie einspart, aber auch vernünftig einsetzt sowie diese nachhaltig/regenerativ erzeugt. Zum anderen spielte für die Jury auch das innovative Betriebs- und Stallbaukonzept sowie die damit erzielte Tiergerechtheit eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der Preisträger.

Die Preisträger

Im Folgenden werden die vier Preisträger kurz vorgestellt. Ausführliche Informationen bietet die KTBL-Begleitschrift zum Wettbewerb „Dem Klimawandel begegnen – Ställe mit ganzheitlichem Energiekonzept“, welche über den KTBL Online-Shop mit der Bestellnummer 11538 zu beziehen ist. Zudem finden sich die Kurzbeiträge über die Preisträger auf dem KTBL-YouTube Kanal.

Huabahof, Schönrain (Bayern)

Auf dem Huabahof im bayerischen Schönrain hat der Landwirt Franz Xaver Demmel senior, welcher zusätzlich Diplomingenieur für Bauingenieurwesen und Technischen Umweltschutz sowie Energieberater und Nachhaltigkeitsauditor ist, ein Energiemanagementsystem der besonderen Art geschaffen. Gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan und der Technischen Universität München entstand aus der Überzeugung, dass Milch- und Energieversorgung symbiotische Betriebszweige sind, ein Energiemanagementsystem, das Demmel seinen Betrieb nahezu energieautark steuern lässt.

Auf den Dachflächen des Hofes wird Solarstrom erzeugt und davon möglichst viel im eigenen Betrieb genutzt. Der Erzeugung von 400.000 kWh steht ein Verbrauch von 100.000 kWh gegenüber. Die überschüssigen 300.000 kWh werden ins öffentliche Netz eingespeist.

Für Franz Demmel sind seine bidirektionalen Speicher ein Hauptaspekt dieses Konzeptes. Das Handy in der Hand jongliert Demmel Energiespitzen, -erträge und -verbräuche und macht seinen Betrieb so nahezu autark von fossilen Energieträgern. Und Franz Demmel plant weiter: er denkt an eine intelligente Einspeisung zur Netzstabilisierung und die entsprechende Regionalvermarktung. 

Agrarprodukte Kitzen e.G., Pegau (Sachsen)

Die Agrarprodukte Kitzen e. G. ist eine historisch gewachsene Agrargenossenschaft mit drei Gesellschaftern und 120 Mitgliedern. Eigentlich ein Familiengroßbetrieb, da sich die Familien der Gesellschafter und Vorstände allesamt gemeinsam auf dem Betrieb engagieren. Der Betrieb ist an mehreren Betriebsstandorten mit verschiedenen Betriebszweigen tätig. Hauptproduktionsrichtungen sind die Pflanzenproduktion und die Tierhaltung. Produktionsgrundlage ist eine rund 2.800 ha große landwirtschaftliche Nutzfläche. Entwickelt aus einer ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft ist die Agrarprodukte Kitzen e.G. heute ein modernes Unternehmen, das auf einem geschlossenen Wirtschaftskreislauf basiert und komplett autark vom öffentlichen Stromnetz ist.

Eine mit Flüssigmist betriebene Biogasanlage, 2 Blockheizkraftwerken, Solarmodulen auf nahezu allen Dächern mit einer Gesamtleistung von 9 000 kWp; alle elektrischen Verbraucher sind optimal aufeinander abgestimmt. Die Autarkie des Betriebes wird zusätzlich über einen Batteriespeicher erhöht. 

Die auf dem Betrieb anfallender Flüssigmist wird in Energie verwandelt und gleichzeitig zur Düngung der Felder eingesetzt.

Hof Friedrichs, Hilgermissen (Niedersachsen)

Eine Besonderheit auf dem Betrieb der Familie Friedrichs ist die Klimatisierung des 2005 gebauten und 2015 erweiterten Schweinemaststalls. Vor bereits 20 Jahren hat Tim Friedrichs echten Pioniergeist bewiesen: Das Stallgebäude ist mit einer Geothermielösung ausgestattet. Friedrichs Tiere profitieren somit von kühler Zuluft im Sommer und angewärmter Zuluft im Winter. Stall und Erdwärmetauscher – insgesamt 2,7 km Rohre – hat Friedrichs größtenteils in Eigenleistung konzipiert und errichtet. Die homogene Zuluftführung, die durch einen Erdwärmetauscher erzielt wird, ist zum einen dem Tierwohl zuträglich, zum anderen können Wetterereignisse gut ausgeglichen werden.

Das lokale Grundwasser hat über das ganze Jahr hinweg eine Temperatur zwischen 8 und 10 Grad und die heimischen Tonböden eine gute Leitfähigkeit. Daher kann Friedrichs mit einer stabilen Zulufttemperatur rechnen und so gelingt es ihm, eine Temperaturdifferenz von 15 K (Außen- vs. Innentemperatur) zu erreichen. Das spart fossile Energieträger und ist auch wirtschaftlich interessant. Zugeheizt wird bei Bedarf mit einer Gastherme. Durch das passive Kühlen und Heizen der Zuluft, benötigt Friedrichs nur ca. 60 % der üblichen Luftrate vergleichbarer Ställe, was natürlich dem Klimaschutz zugutekommt.

Die zudem 2023 installierte 29,6-kWp-Photovoltaikanlage für den Eigenverbrauch ermöglicht es, den Anteil des zugekauften Stroms noch weiter zu reduzieren.

Der Erdwärmetauscher lässt sich sehr gut in einen Neubau integrieren. Aber auch bei Altbauten kann der Erdwärmetauscher durch den Einbau einer Klimakammer mit angrenzender Freifläche für das Auslegen der Tauscherrohre – nachgerüstet werden.

Die Jury ist sich einig: So müssen Schweine in der Haltungsstufe 2 aussehen, wenn diese längerfristig gesellschaftlich akzeptabel sein soll. 

Ziegenhof Holzer, Hochdorf (Baden-Württemberg)

Was 2010 mit 13 Milchziegen in einem gepachteten Kuhstall begann, hat mittlerweile stattliche Ausmaße angenommen. Die studierte Agrarwissenschaftlerin Andrea Holzer und ihr Mann Tim, gelernter Landwirt, haben 2019 das Projekt „Ziegenbetrieb auf der grünen Wiese“ gestartet. Zwischen der Erschließung der neuen Hofstelle bis zur Fertigstellung von Stall, Hofladen und Käserei vergingen 3 Jahre. Seitdem wird im baden-württembergischen Hochdorf ein ökologischer Ziegenbetrieb betrieben, der seinesgleichen sucht.

Eine konsequente Verwendung von Holz als klimaschonendes Bau- und Heizmaterial, die gewollt extensive Wirtschaftsweise mit Monotraite (nur einmal tägliches Melken) sowie die Heutrocknung durch Unterdachabsaugung, welche auch an schlechten Tagen eine gleichbleibende Grundfutterqualität garantiert, machen das Konzept rund und den Betrieb vorbildlich. Der Betrieb zeigt, wie auf den ersten Blick sehr extensive Ansätze doch sehr effizient zum Betriebseinkommen beitragen können. Holzers veranschaulichen, dass der Weg der Energieeinsparung ebenfalls Option sein kann, den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.

 

Weitere Infos

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) prämiert mit dem Bundeswettbewerb Landwirtschaftliches Bauen zukunftsweisende Stallbauten. Der Wettbewerb wird vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) organisiert.

Videos zu den vier Betrieben finden Sie hier.

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