Die Digitalisierung vereinfacht viele Prozesse, sie erhöht jedoch auch den Stromverbrauch. Werden derzeit noch 550 Terrawattstunden pro Jahr in Deutschland verbraucht, prognostiziert der Gesetzgeber für das Jahr 2030 einen jährlichen Verbrauch von 750 Terrawattstunden.
Mit einem geplanten Anteil von dann 80 % an Erneuerbaren Energien sind die Ausbauziele dementsprechend ambitioniert, schreibt der Landvolk-Pressedienst. In seiner jüngsten Sitzung diskutierte der Ausschuss für Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen daher lebhaft über die Chancen und Risiken in den Bereichen Bioenergie, Solarenergie und Windenergie für die Landwirtschaft.
Biogas verringert Energieimporte
„Niedersachsen ist das Biogasland Nummer 1 in Deutschland“, sagte Harald Wedemeyer, Referent für Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen. Er hob hervor, dass Biogas klimaneutral erzeugt werden kann und die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringert. Dies muss seiner Meinung nach die wesentliche Aussage der künftigen Biomassestrategie sein. Sie werde ebenso eine sogenannte Kaskadennutzung mit Vorrang der stofflichen vor der energetischen Nutzung beinhalten.
„Teller und Trog stehen vor der Nutzung im Tank beziehungsweise der Biogasanlage“, veranschaulichte Wedemeyer.
Gesellschaft soll Moor-Klimaleistung honorieren
Alternativen zum Maisanbau zum Beispiel in den Moorgebieten sehen die Landwirte dagegen skeptisch. „Alle anderen Kulturen müssen in ihrer Wirtschaftlichkeit zum Mais als Benchmark in Bezug gesetzt werden“, stellte der Ausschuss-Vorsitzende Jochen Oestmann klar.
Aufgrund der zahlreichen Moorstandorte trüge Niedersachsen ohnehin schon die Hauptlast der geplanten Wiedervernässung. „Diese Klimaleistung muss von der Gesellschaft honoriert werden und kann auf keinen Fall von den Landwirten alleine gestemmt werden. Für die Bauern ist es wichtig, dass sie ihre Familien ernähren können“, fasste Oestmann zusammen.
Solarenergie: Einkommen contra Flächenverlust
Im Bereich der Solarenergie erhitzen vor allem sogenannten Freiflächen-Photovoltaikanlagen die Gemüter. Nach dem Niedersächsischen Klimaschutzgesetz sollen 0,47 % der Landesfläche – das sind in Niedersachsen 23.000 ha – bis 2030 damit bestückt worden sein.
„Für Landwirte eröffnet sich damit ein neues Einkommensfeld, soweit sie Eigentümer sind. Als Pächter betroffener landwirtschaftlichen Flächen verlieren sie aber auch gleichzeitig ihre Existenzgrundlage, weil ihnen die Bewirtschaftungsgrundlage entzogen wird“, erläutert Wedemeyer das Spannungsfeld.
Er appelliert daher an die Politiker, Standorte sachgerecht auszuweisen und landwirtschaftliche Belange besonders zu berücksichtigen. „Die Fläche ist unser knappstes Gut und das gilt es zu schützen“, ergänzte Oestmann.
Fachbehörde prüft Betroffenheit
Das Landvolk Niedersachsen hat für diese Abwägung mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein Konzept erarbeitet, um die Verträglichkeit von Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit der örtlichen Landwirtschaft planerisch sicher zu stellen. Dies findet bereits in vielen Kommunen Beachtung.
„Wenn alle landwirtschaftlichen Belange berücksichtigt wurden, spricht nichts gegen eine Stromerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen“, fasst Wedemeyer zusammen. Er sieht zudem in den zu renaturierenden Mooren erhebliches Potenzial für Photovoltaik-Freiflächen – auch um die dort wegfallende Wertschöpfung aufzufangen.
Auch in der Windenergie stehen durch das „Windenergie an Land Gesetz“ substanzielle Änderungen an. So sollen bis Ende 2027 1,7 % der Landesfläche in Niedersachsen für Windanlagen ausgewiesen sein, bis Ende 2032 sind es 2,2 %. Diese Vorgaben werden in Niedersachsen auf die Landkreise aufgeteilt, was die Kommunen teilweise vor hohe Herausforderungen stellt.
Zentrales Problem der erneuerbaren Energien ist der schleppende Netzausbau. „Dieses Damoklesschwert hängt über der gesamten Stromerzeugung in Norddeutschland“, beschreibt Oestmann die Lage. Er befürchtet weitere Netzengpässe und damit Abschaltungen oder Abregelungen von Windkraft-, Biogas- und Solaranlagen.
„Zudem sind Stromspeicher oder die Produktion von Wasserstoff unbedingt erforderlich, um den Strom unabhängig von der Wetterlage, sowie der Tages- oder Jahreszeit nutzen zu können“, stellt Oestmann fest. Nur dann wäre der Weg frei für eine steigende Nutzung von erneuerbaren Energien für Strom, Wärme und Verkehr.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Zu unseren Abos
Die Digitalisierung vereinfacht viele Prozesse, sie erhöht jedoch auch den Stromverbrauch. Werden derzeit noch 550 Terrawattstunden pro Jahr in Deutschland verbraucht, prognostiziert der Gesetzgeber für das Jahr 2030 einen jährlichen Verbrauch von 750 Terrawattstunden.
Mit einem geplanten Anteil von dann 80 % an Erneuerbaren Energien sind die Ausbauziele dementsprechend ambitioniert, schreibt der Landvolk-Pressedienst. In seiner jüngsten Sitzung diskutierte der Ausschuss für Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen daher lebhaft über die Chancen und Risiken in den Bereichen Bioenergie, Solarenergie und Windenergie für die Landwirtschaft.
Biogas verringert Energieimporte
„Niedersachsen ist das Biogasland Nummer 1 in Deutschland“, sagte Harald Wedemeyer, Referent für Erneuerbare Energien im Landvolk Niedersachsen. Er hob hervor, dass Biogas klimaneutral erzeugt werden kann und die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringert. Dies muss seiner Meinung nach die wesentliche Aussage der künftigen Biomassestrategie sein. Sie werde ebenso eine sogenannte Kaskadennutzung mit Vorrang der stofflichen vor der energetischen Nutzung beinhalten.
„Teller und Trog stehen vor der Nutzung im Tank beziehungsweise der Biogasanlage“, veranschaulichte Wedemeyer.
Gesellschaft soll Moor-Klimaleistung honorieren
Alternativen zum Maisanbau zum Beispiel in den Moorgebieten sehen die Landwirte dagegen skeptisch. „Alle anderen Kulturen müssen in ihrer Wirtschaftlichkeit zum Mais als Benchmark in Bezug gesetzt werden“, stellte der Ausschuss-Vorsitzende Jochen Oestmann klar.
Aufgrund der zahlreichen Moorstandorte trüge Niedersachsen ohnehin schon die Hauptlast der geplanten Wiedervernässung. „Diese Klimaleistung muss von der Gesellschaft honoriert werden und kann auf keinen Fall von den Landwirten alleine gestemmt werden. Für die Bauern ist es wichtig, dass sie ihre Familien ernähren können“, fasste Oestmann zusammen.
Solarenergie: Einkommen contra Flächenverlust
Im Bereich der Solarenergie erhitzen vor allem sogenannten Freiflächen-Photovoltaikanlagen die Gemüter. Nach dem Niedersächsischen Klimaschutzgesetz sollen 0,47 % der Landesfläche – das sind in Niedersachsen 23.000 ha – bis 2030 damit bestückt worden sein.
„Für Landwirte eröffnet sich damit ein neues Einkommensfeld, soweit sie Eigentümer sind. Als Pächter betroffener landwirtschaftlichen Flächen verlieren sie aber auch gleichzeitig ihre Existenzgrundlage, weil ihnen die Bewirtschaftungsgrundlage entzogen wird“, erläutert Wedemeyer das Spannungsfeld.
Er appelliert daher an die Politiker, Standorte sachgerecht auszuweisen und landwirtschaftliche Belange besonders zu berücksichtigen. „Die Fläche ist unser knappstes Gut und das gilt es zu schützen“, ergänzte Oestmann.
Fachbehörde prüft Betroffenheit
Das Landvolk Niedersachsen hat für diese Abwägung mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein Konzept erarbeitet, um die Verträglichkeit von Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit der örtlichen Landwirtschaft planerisch sicher zu stellen. Dies findet bereits in vielen Kommunen Beachtung.
„Wenn alle landwirtschaftlichen Belange berücksichtigt wurden, spricht nichts gegen eine Stromerzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen“, fasst Wedemeyer zusammen. Er sieht zudem in den zu renaturierenden Mooren erhebliches Potenzial für Photovoltaik-Freiflächen – auch um die dort wegfallende Wertschöpfung aufzufangen.
Auch in der Windenergie stehen durch das „Windenergie an Land Gesetz“ substanzielle Änderungen an. So sollen bis Ende 2027 1,7 % der Landesfläche in Niedersachsen für Windanlagen ausgewiesen sein, bis Ende 2032 sind es 2,2 %. Diese Vorgaben werden in Niedersachsen auf die Landkreise aufgeteilt, was die Kommunen teilweise vor hohe Herausforderungen stellt.
Zentrales Problem der erneuerbaren Energien ist der schleppende Netzausbau. „Dieses Damoklesschwert hängt über der gesamten Stromerzeugung in Norddeutschland“, beschreibt Oestmann die Lage. Er befürchtet weitere Netzengpässe und damit Abschaltungen oder Abregelungen von Windkraft-, Biogas- und Solaranlagen.
„Zudem sind Stromspeicher oder die Produktion von Wasserstoff unbedingt erforderlich, um den Strom unabhängig von der Wetterlage, sowie der Tages- oder Jahreszeit nutzen zu können“, stellt Oestmann fest. Nur dann wäre der Weg frei für eine steigende Nutzung von erneuerbaren Energien für Strom, Wärme und Verkehr.