Die Produktion von Biomethan gilt als wichtige Alternative zur Stromerzeugung. Doch bislang war der Umstieg nur den Anlagen vorbehalten, die in der Nähe des Gasnetzes liegen.
Das bayerische Ingenieurbüro Green Energy Max Zintl (www.biogas-shop.de) aus Mitterteich hat jetzt ein Verfahren entwickelt, um Biomethan auch in kleinen Mengen auf der Anlage zu komprimieren und per Sattelauflieger abzutransportieren. Wir sprachen mit Geschäftsführer Maximilian Zintl über das Verfahren, aber auch über ein spannendes neues Projekt, bei dem Strom und Gas als Antriebsenergie verkauft werden soll.
Sie haben eine neue Technik für eine alternative Biomethanvermarktung entwickelt. Was waren die Hintergründe?
Zintl: Wir haben festgestellt, dass einige Biogasanlagenbetreiber von der Stromerzeugung auf die Biomethanproduktion wechseln wollen. Aber einige Anlagen sind zu weit vom Gasnetz entfernt, um es einzuspeisen. Von den über 9.000 Biogasanlagen in Deutschland kann vermutlich über die Hälfte nie an das Gasnetz angeschlossen werden. Daher besteht hier enormes Potenzial. Ziel ist es, direkt vor Ort an solchen Anlagen das Biogas aufzubereiten, zu komprimieren und anschließend dorthin zu transportieren, wo Gas benötigt wird. Dies würde mehr Unabhängigkeit von ausländischen Energieimporten bedeuten. Ein Beispiel: Im Landkreis Tirschenreuth könnten wir, wenn alle Biogasanlagen genutzt würden, über 100 % des örtlichen Haushaltsbedarfs decken.
Sie könnten also das Rohbiogas zu Biomethan aufbereiten, und anstatt es ins Gasnetz einzuspeisen, in einem mobilen Gastank speichern.
Wie funktioniert das?
Zintl: Die Anlage ist transportabel. Verfügen Biogasanlagen über groß dimensionierte Gasspeicher, können sich zwei Anlagen eine Gasaufbereitungsanlage teilen. Hierzu habe ich einen Sattelauflieger entwickelt, der bei den Biogasanlagen steht. Das Biomethan wird dabei auf 250 bar verdichtet und in kleinen Flaschen abgefüllt, die auf dem Sattelauflieger platziert sind – denn es gibt keinen großen Druckbehälter für 250 bar.
Was passiert dann?
Zintl: Ist der Gasspeicher voll, kommt ein Unternehmen mit einem leeren Auflieger und nimmt den vollen mit. Es gibt erste Flüssiggashändler wie z.B. die Friedrich Scharr KG aus Stuttgart, die Interesse daran haben, das Biomethan abzuholen. Das Gas wird dann z.B. als Kraftstoff oder als Heizgas für Privathaushalte vermarktet. Oder an Klein-BHKW-Betreiber, die Strom und Wärme produzieren wollen.
Kraftstoffgas ist ja wegen der höheren Treibhausminderung besonders gefragt, wenn es aus Wirtschaftsdünger hergestellt wird. Gibt es Vorgaben für die Rohstoffe für die Biogasproduktion?
Zintl: Nein, auch Gas aus nachwachsenden Rohstoffen und Nebenprodukten kann gefragt sein, wenn wir es als Erdgasersatz im Heizungsmarkt verwenden. Hier sehe ich den größten Absatzmarkt, da rund 50 % der Haushalte eine Erdgasheizung haben.
Und nicht alle Häuser lassen sich mit einer Wärmepumpe beheizen. Mit der Beimischung von Biomethan zum Erdgas können die Haushalte die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes erfüllen. Der Hausbesitzer muss zwar aktuell ca. 6 ct/kWh mehr für das Biomethan bezahlen. Aber bei 15 % Beimischung und einem Verbrauch von 20.000 kWh im Jahr sind das 180 €. Dafür spart er 30 € an CO2-Aufschlag ein.
Je höher der CO2-Aufschlag auf fossile Brennstoffe wird, desto eher lohnt sich die Beimischung. Das haben neben Gashändlern auch Stadtwerke erkannt, die jetzt Ökogas anbieten wollen. Sie würden Biomethan aus dem Netz nehmen.
Ab welcher Größenordnung wäre die Biomethanproduktion ohne Gaseinspeisung attraktiv?
Zintl: Das geht schon ab einer Anlagengröße von umgerechnet 50 kW elektrisch. Wir haben eine kleine Aufbereitung auf Basis der Membrantechnik konzipieren lassen, die verarbeitet 27 m3 Rohbiogas in der Stunde. Dann bräuchte der Betrieb nur noch einen Verdichter, um das Gas auf 250 bar zu komprimieren. Um hier Kosten zu sparen, könnte er Aufbereitung und Verdichter zumindest im Sommer mit Solarstrom betreiben.
Wäre die CO₂-Verflüssigung auch noch eine Möglichkeit zu einem Zusatzerlös?
Zintl: Irgendwann ja, aber momentan sind die CO₂-Preise zu gering, als dass sich eine Verflüssigung lohnen würde. Etwas anderes ist es, wenn sich mehrere Anlagen zusammenschließen und gemeinsam Biomethan erzeugen. Dann reden wir schon von größeren Anlagen. Damit sind dann auch neue Energiekonzepte möglich.
Wie sähe das dann aus?
Zintl: Wir haben hier ein konkretes Projekt, bei dem sich vier Anlagen mit je 500 kW Bemessungsleistung zusammenschließen wollen. Sie produzieren zusammen 500 m3 Biomethan pro Stunde. Die Gasaufbereitung liegt an einem Standort an einer Autobahn. Darum planen wir eine CNG-Gastankstelle plus Elektroladesäulen für Lkw.
Gleichzeitig bauen wir noch einen Solarpark auf 8 ha (also ca. 8 MW) und Batteriespeicher dazu. Wir kennen eine Spedition, die E-Lkw anschaffen und an unserer Tankstelle beladen will. Der Strom dafür stammt in erster Linie von dem Solarpark, im Winter dann auch von einem Biogas-BHKW. Auch der Großspeicher soll mit Solarstrom beladen werden. Die Zukunftsoption wäre, dass wir mit dem CO₂ aus der Aufbereitung und Wasserstoff aus einer Elektrolyse synthetisches Methan machen.