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Noch zwölf Tage: Welche Zukunft hat Biogas?

Auf dem BEE-Energiedialog 2025 in Berlin gab es neben vielen Erfolgsmeldungen auch kritische Stimmen, die eine Lösung für die fast 10.000 Biogasanlagen in Deutschland anmahnten.

Lesezeit: 6 Minuten

Vielen Biogasanlagenbetreibern steht aktuell das Wasser bis zum Hals: Das EEG-Ende rückt näher oder wird in diesem Jahr erreicht, und es gibt keine Anschlussförderung. Denn das Ausschreibungsvolumen ist zu gering, die letzten Ausschreibungsrunden waren mehr als dreifach überzeichnet. Abhilfe sollte in letzter Minute das Biogaspaket schaffen, das am Mittwoch Thema einer Anhörung im Bundestag war. „Natürlich haben wir uns gefreut haben, dass aus dem Bundeswirtschaftsministerium überhaupt einmal ein positives Signal mit dem Biomassepaket für die Bioenergie gekommen ist. Aber leider versucht man damit, dem Bestand von rund 10.000 Biogasanlagen ein doch sehr technisch enges Korsett aufzuzwingen, was so nicht möglich ist“, bemängelte Christoph Spurk, Geschäftsführer des Biogasanlagenherstellers Ökobit und Vizepräsident des Fachverbandes Biogas, auf dem dritten Energiedialog des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE).

Die Veranstaltung am Donnerstag Abend (16. Januar) verfolgten einige hundert Gäste im EUREF-Campus in Berlin und über 5300 Teilnehmer online live mit. „Mit der vierfachen Überbauung, wie sie jetzt vorgesehen ist, werden wir sehr viele Erzeugungsleistung verlieren“, befürchtet Spurk. Das sei gerade mit Blick auf die Wärmeversorgung im Winter ein Problem: 90 % der Anlagen hätten Wärmekonzepte unterschiedlicher Konstellationen. „Viele Kommunen haben jetzt Angst, dass Wärmenetze abgeschaltet werden“, berichtet er.  

Der Fachverband fordert schon lange, diese Ausschreibungsmenge zu erhöhen, um genau diese Erzeugungsleistung und diese Wärmenetze nicht zu verlieren und um diesen Betrieben eine planbare Zukunft zu geben. „Ich glaube, das Biomasse-Paket, so wie es jetzt gestrickt ist, könnte tatsächlich eine Chance für die Branche sein, wenn es an verschiedenen, fast an allen Zahlen Änderungen gibt. Leider fehlt uns an der Stelle die Zeit“, sagt er mit Blick auf die anstehende Neuwahl der Bundesregierung und dem noch sehr kurzen verbleibenden Zeitraum der Restregierung.

Wo das BMWK noch Probleme sieht

Warum das Biogaspaket so strenge Vorgaben an die Bioenergie macht, erläuterte Staatssekretär Dr. Philipp Nimmermann aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): „Wir geben uns wirklich Mühe mit der Integration der Bioenergie. Die Frage ist: Wie schaffen wir es, die Bioenergie so zu nutzen, dass sie hilfreich ist?“  An Tagen wie den 15. Januar mit enorm hohen Börsenstrompreisen müsse die Bioenergie am Start sein und nicht fossile Kraftwerke. „Deswegen ist die Flexibilisierung der Bioenergie enorm wichtig. Am Ende ist es aber ein Preismengengerüst: Je mehr wir ausschreiben, je mehr wir für eine Flexibilisierungsprämie zahlen, desto weniger Volllaststunden können wir fördern, weil sonst das System gesprengt wird“, begründet er das Biomassepaket. Wenn jetzt im Bundestag noch eine Lösung gefunden werde, sollte aus seiner Sicht auch dieser Kostenaspekt berücksichtigt werden.

Klima-Union sieht Chance auf Lösung

„Wir haben de facto von heute an noch zwölf Tage, um die letzten politischen Beschlüsse zu fassen“, bestätigt Thomas Heilmann, CDU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Klima-Union. Zu fast allen Themen des BMWK sieht er die Chance und die Bereitschaft der CDU, sich zu einigen. „Aber ich kann hier heute nicht versprechen, dass wir das in der letzten Sitzung, in der das noch geht, hinkriegen. Die Chance gibt es, aber es wäre sehr schade, wenn wir jetzt alles ein halbes Jahr schieben würden.“

Heilmann macht dabei deutlich: „„Es gibt keine Alternative zu den erneuerbaren Energien. Das gilt heute und gilt selbstverständlich auch in der nächsten Legislaturperiode, auch dann, wenn die CDU an einer Bundesregierung beteiligt ist.“

Er plädiert dafür, in der Öffentlichkeit mehr darüber zu reden, warum der Klimawandel ein riesiges Problem und ein riesiges Kostenproblem sei und warum sich Deutschland einen Umstieg auf ein neues Stromsystem leisten müsse. „Die Erzählung der Ampelregierung, dass sich alles von alleine rechnet und irgendwann der Bundesbürger aufwacht und wir einen großen Aufschwung haben, weil es eine Transformation gegeben hat, ist leider ein bisschen verkürzt“, warnt er.

Insofern sei es keine Alternative, zurück zu den fossilen Energien zu kommen. Trotzdem werde die nächste Legislaturperiode von der Frage geprägt sein, wie man die Systemkosten senken kann. „Dazu gehört auch die Frage, ob wir wirklich so viele Gaskraftwerke brauchen, die dann auch noch wasserstoffwürdig sind, aber nur 800 Stunden im Jahr laufen sollen. Das wird sehr teuer“, mahnt er.

Als günstigere Alternative schlägt Biogaskraftwerke vor, die nur dann laufen, wenn  Energie knapp ist. „Dafür müssen wir das System umstellen und überlegen, ob wir uns auch Wasserkraft aus Österreich oder der Schweiz holen können, wenn wir Strom brauchen.“

Bioenergie als „heimischer Schatz“

BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter sieht in steuerbaren erneuerbaren Energien wie Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie plus Speicher, grüne Kraft-Wärme-Kopplung und Power-to-X einen „heimischen Schatz“. „Die können die Dunkelflauten und die Stromspitzen entsprechend abfedern und als sicheres, dezentrales Backup zur Verfügung stehen.“

Mit der Flexibilisierung und der Überbauung der Bioenergieanlagen ließen sich Speicherpotenziale schaffen, die genau in diesen wenigen Stunden, in denen wir sie brauchen, die Energie liefern. „Und das wird schneller, das wird günstiger und das wird sauberer sein als die H2-Ready-Gaskraftwerke, die das Bundeswirtschaftsministerium plant“, bestätigt sie auch die Aussage von Thomas Heilmann.

Auch Peter drängt auf eine Umsetzung in den letzten zwölf Tagen: „Das könnte mit diesem Gesetzesentwurf jetzt noch in dieser Legislatur passieren, dass wir die Flexibilitätsprämie und die Ausschreibungsvolumina so gestalten, dass die Flexibilisierung auch von der Branche umgesetzt werden können.“

Weitere Zitate vom Energiedialog

  • Dr. Simone Peter, BEE-Präsidentin: „Wer plant, Windräder abzureißen, die ein Drittel der deutschen Stromversorgung ausmachen, ist keine Alternative für Deutschland, sondern es ist ein Armutszeugnis für dieses Land. Wir brauchen den Wind und den Solarstrom als Energiebooster, auch um in der Sektorenkopplung weiterzukommen mit grünem Wasserstoff, Wärmepumpen, E-Autos. Sie machen die Stromversorgung günstiger. Jetzt muss auch der Süden ran und die Windkraftanlagen stärker zubauen.“ 

  • "Ich lese immer wieder, es kommt jetzt der Batterie-Tsunamie. Das ist auch richtig und wichtig. Wir brauchen die Speicher. Einige Anbieter bieten jetzt Batteriecontainer für nur 100 €/kWh an. Das sind bei 3000 Vollzyklen nur 3,3 Cent Speicherkosten je Kilowattstunde. Das ist wirklich ein enormer Erfolg.“

  • Thomas Heilmann (CDU, Klima-Union): "Wenn ich mir um etwas Sorgen mache, dann um Klimaleugner, um die AfD. Wie wir alle wissen, haben sie in den Umfragen 20 %. Sie sind die einzige Partei, die schlicht bestreitet, dass das CO2 in der Luft aus fossiler Verbrennung stammt. Dabei lässt sich das relativ einfach nachvollziehen. Wer im Physikunterricht aufgepasst hat und Isotope in der Luft zählen kann, der weiß: Der erhöhte CO2-Gehalt in der Luft basiert auf fossiler Verbrennung."

  • "Wichtig ist, dass wir die Leute darauf hinweisen, was der Klimawandel auslöst, und nicht nur das Narrativ, dass in Los Angeles gerade Häuser brennen, sondern systematisch erklären, was der Anstieg des Meeresspiegels langfristig für Deutschland und den Rest der Welt bedeutet – mit Migration und für Afrika und so weiter. Ich glaube, da haben wir Nachholbedarf."

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