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topplus Wasser: Mehr als nur klar

Darum ist die Wasserqualität in der Geflügelhaltung so extrem wichtig

Wasser ist das wichtigste und gleichzeitig sensibelste Futtermittel. Dabei entscheiden die Herkunft des Tränkewassers, die Tränketechnik und das Management im Geflügelstall über dessen Qualität.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autoren: Siegbert Bullermann, Stalltuning GmbH; Thore Petersen, Trouw Nutrition Deutschland GmbH

Sauber und frisch fließt das Wasser aus dem Tränkenippel in den hochgereckten Schnabel des Kükens in Jan-Bernd Ahlers Stall. Hier in Vreden wachsen in zwei Ställen jeweils 30.000 Hähnchen in 42 Tagen auf 3 kg Lebendgewicht heran. Einmal wird ­vorgefangen.

Die Wasserqualität ist für den jungen Landwirt ein entscheidender Faktor, der über die Wirtschaftlichkeit seiner Hühnermast entscheidet. Von anfangs durchschnittlich 30 ml pro Tag erhöht sich die Tränkemenge eines Hähnchens bis zum Mastende um das Zehnfache – Grund genug, hier Wert auf höchste Qualität zu legen. Die tägliche Kontrolle der aufgenommenen Wassermenge ist für Ahler ein guter Weg, das Wohlbefinden seiner Tiere zu überprüfen. Sinkt dieser oder steigt unerwartet an, deutet das meist auf ein gesundheitliches oder technisches Problem hin.

Stadtwasser gibt Sicherheit

Es gibt viele Einflussfaktoren auf die Güte des Tränkewassers, einige davon liegen in der Hand des Geflügelhalters. Alles beginnt jedoch mit der Herkunft des Wassers. Laut GeflügelhygieneVO darf nur Wasser verwendet werden, das Trinkwasserqualität aufweist. Aus Kostengründen und manchmal auch, weil kein Anschluss an das öffentliche Trinkwassernetz erfolgen kann, verwenden einige Landwirte Wasser aus eigenem Brunnen. Davon hält Siegbert Bullermann nichts – auch wenn diverse Systeme das Filtern und Aufbereiten von eigenem Brunnenwasser ermöglichen.

„Das Wasserwerk liefert stabil gleichbleibende Qualität bis zum letzten Zapfhahn“, sagt Bullermann. Auch sind Vitamine und sonstige Zusätze auf die Trinkwasserqualität abgestimmt. Deren Wirkung könne bei Brunnenwasser abweichender Qualität beeinträchtigt sein. Stammt das Tränkewasser nicht aus öffentlicher Versorgung, muss es einmal im Jahr untersucht werden – das gilt bei Stadtwasser ebenso für Betriebe, die an der ITW teilnehmen.

Den Druck aufrechterhalten

Aus Sicht Bullermanns reicht das jedoch nicht zur Qualitätssicherung bei Brunnenwasser. „Es gibt tausend verschiedene Wasser“, meint er. Ein weiterer Aspekt: Die Aufbereitungsanlagen für Brunnenwasser arbeiten teilweise mit Salzen. Diese gelangen mit ins Tränkewasser und können damit den Durst der Tiere verstärken oder zu Ablagerungen führen – beispielsweise in den Düsen der Sprühkühlung.

„Es muss vorne Trinkwasserqualität hinein“, betont Bullermann. Für jede Wasserherkunft gilt: Je härter das Wasser ist, desto mehr Kalkablagerungen gibt es in den Leitungen. Auf dieser porösen Schicht können Keime gut anhaften.

Ein weiterer wichtiger Punkt für Bullermann ist ein konstanter Druck in der Tränkeleitung. Dieser ist umso schwieriger aufrechtzuerhalten, je länger ein Stall ist. Schwankt der Druck, können sich Ablagerungen in den Leitungen lösen und die Tränkenippel verstopfen oder zum Tropfen bringen. In diesem Biofilm sind zudem unzählige Bakterien enthalten, die Hühner krank machen können.

Sinkt der Druck zum letzten Tränkenippel hin ab, ist die Versorgung der Tiere mit ausreichend Wasser nicht überall gesichert. Deshalb schwört Bullermann auf den Einbau einer druckstabilen Pumpe. Diese bietet insbesondere dann Sicherheit, wenn nach der Dunkelphase alle Hähnchen gleichzeitig zu trinken beginnen und der Druck ohne entsprechende Pumpe abfallen kann. Die Größe der Pumpe muss auf die Anzahl der Tränkenippel im Stall abgestimmt werden. Ein weiterer Pluspunkt dieser Technik liegt darin, dass durch den konstanten Druck keine Stallluft und damit Keime in die Tränkenippel gesogen werden können.

Keine Chance für den Biofilm

Entscheidenden Einfluss auf die Qualität des Tränkewassers hat die Reinhaltung der Leitungen. Die größte Herausforderung besteht darin, die Bildung eines Biofilms zu verhindern. Ein Biofilm entsteht durch im Wasser gelöste Nährstoffe. Wärme und neutrale pH-Werte verstärken das Wachstum. Bakterien und andere schädliche Mikroorganismen können sich in dieser Schleimschicht ablagern.

Zunächst einmal ist es wichtig, dass an Tag eins sauber gestartet wird. Der Grundstein dafür wird in der Serviceperiode gelegt. Nach dem Ausstallen lösen in die Leitungen eingebrachte Reinigungsmittel Kalkablagerungen und Biofilme. Danach zugesetzte Desinfektionsmittel töten Keime ab. Thore Petersen empfiehlt, im Leerstand Wasserstoffperoxid mehrfach ein und wieder auszuspülen. So sollen Ablagerungen zwischen den in die Tränkeleitung hineinragenden Nippeln gut herausgelöst werden können.

Anschließend ist gründliches Spülen wichtig, denn zurückgebliebene Desinfektionsreste sind nicht nur ungesund fürs Tier, sondern können beispielsweise auch Impfstoffe inaktivieren. Ein wichtiger Hinweis von Petersen lautet, das gesamte Tränkesystem während der Stallreinigung komplett voll mit Wasser (inkl. Säure oder Desinfektionsmittel) stehen zu lassen. „Sonst können Keime von außen eindringen“, warnt der Berater.

Tränkeleitungen oft spülen

Unmittelbar vor dem Einstallen muss das abgestandene Wasser aus den Leitungen gespült werden. Gerade im Kükenalter bei wenig Durchfluss und hohen Stalltemperaturen erwärmt es sich in den Leitungen schnell und bietet somit möglichen Keimen ein optimales Wachstumsmilieu. Auch trinken die Tiere lieber frisches Wasser. Vor und nach der Gabe von Tränkezusätzen müssen die Leitungen ebenfalls gespült werden. Das ist von Hand machbar, allerdings aufwendig und zeitintensiv.

Jan-Bernd Ahler hat bereits seit zehn Jahren eine automatische Tränkespülung im Einsatz und hält sie für unverzichtbar. Sie erlaubt den gezielten Wasseraustausch und ein schnelles Anfluten von Wirkstoffen bis zum Leitungsende. Zur Stabilisierung des Tränkewassers setzt Ahler Säuren ein. Die automatische Spülung erlaubt ihm, diese bis unmittelbar vor dem Verabreichen der Zusätze beizumischen. Ohne eine Spülung vorab müssten Säuren und auch Chlor, das bei einigen Betrieben im Wechsel mit Säure dem Tränkewasser zugesetzt wird, zwei Tage vorher abgesetzt werden. Ansonsten können Rückstände die Wirkung von Vitaminen oder Impfstoffen vermindern.

Säuren fördern Gesundheit

Jan-Bernd Ahler verwendet zwei verschiedene Säuren im Tränkewasser. Mit Säure eins senkt er den pH-Wert des Wassers auf etwa 3,8 ab. So wird das Wachstum von Bakterien im Tränkewasser gehemmt. Thore Petersen erklärt eine weitere Wirkung: „Dieser pH-Wert bietet den Verdauungsenzymen im Magen ein optimales Milieu, so spart das Tier Energie für die Verdauung.“

Säure zwei kommt punktuell zum Futterwechsel hinzu. Außerdem an den Tagen, an denen erfahrungsgemäß die Futteraufnahme etwas zurückgeht. Säure zwei enthält mittelkettige Fettsäuren, die auch im Tier selbst wirken. So wird die Vermehrung von grampositiven Keimen wie Staphylokokken und Enterokokken als auch gramnegativen wie Colibakterien gehemmt.

Bei all diesen Keimen besteht die Gefahr, dass sie sich in den Gelenken der Tiere festsetzen. Dies sieht der Landwirt dann daran, dass diese Tiere humpeln. Petersen, der den Betrieb Ahler schon seit Jahren betreut, ist begeistert über das Engagement von Hofnachfolger Jan-Bernd. Um zu überprüfen, ob ausreichend Säure ins Tränkewasser dosiert wird, schaffte dieser sich ein pH-Meter an.

„Einige fragen erst einmal, ob das wichtig ist, die erfolgreichen Landwirte machen es sofort“, sagt Petersen. Seitdem Ahler das Zwei-Säuren-Prinzip fährt, konnte er die bereits schon hervorragenden Leistungen (Futterverwertung von 1 : 1,52) noch mal steigern. 97 % bezahlte Tiere bei einer Futterverwertung von 1 : 1,44 sprechen für sich. Ahler sagt: „Früher ging um Tag 21 bis Tag 23 die Futteraufnahme für einige Tage zurück. Durch den Einsatz der beiden Säuren können wir die Futteraufnahme gleichmäßig steigern.“

Mit Schall gegen Rückstände

Als gute Alternative dieses Trinkwassermanagements sieht Siegbert Bullermann eine Ultraschallbehandlung des Wassers an. Hierbei werden durch Ultraschallvibrationen Ablagerungen ver­hindert. Die „Behandlung“ erfolgt permanent. Ultraschall soll in jeder Spalte reinigen können und auch wider­stands­fähige Keimnester erreichen. Jan-Bernd Ahler hat ein Ultraschallgerät schon seit Jahren zusätzlich im Einsatz. Petersen hält das für ein sinnvolle Ergänzung in Ahlers umfassendem Hygienekonzept. „Wenn einzelne Bausteine miteinander arbeiten, können sich Vorteile multiplizieren“, sagt er.

Neben den hier aufgeführten gibt es weitere Möglichkeiten für den Geflügelhalter, seinen Tieren gutes Wasser anzubieten. Eine Verantwortung obliegt ihm allerdings auch gegenüber den Mitbürgern. Der Geflügelhalter muss einen Rückfluss des von ihm genutzten Wassers ins öffentliche Netz verhindern. Üblicherweise, so sagt Bullermann, wird dafür ein Rückschlagventil verbaut. Doch das könne unbemerkt kaputt gehen. Sicherheit biete hier nur ein 30 cm tiefer freier Fall des Stadtwassers vor der Einspeisung in den Stall.

„Wenn Rückstände aus dem Hähnchenstall im Stadtwasser nachgewiesen werden ist fraglich, ob die Haftpflicht des Landwirts eintritt, wenn eine solche Stufe fehlt“, gibt Bullermann zu bedenken. Hier kann auch wieder der Einsatz einer druckstabilen Pumpe helfen. Der dafür eingebaute Vorlaufbehälter verhindert ebenfalls einen Rückfluss des Tränkewassers.

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