Weltweit grassiert seit Jahren das Geflügelpestvirus H5N1 in der Natur und in Stallhaltungen. Schlagzeilen machten letztes Jahr Berichte, dass der Virustyp B3.13 von H5N1 auch bei Milchkühen gefunden wurde und in der Milch nachweisbar ist. Mindestens 959 Herden in 16 US-Bundesstaaten sind inzwischen betroffen.
Nun haben Kontrolleure des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) eine weitere beunruhigende Entdeckung gemacht. Denn auf einer Farm in Nevada haben sie in der Milch den Typ D1.1 gefunden. Bislang kam der ausschließlich bei Vögeln vor.
Laut dem Magazin Spiegel haben die Experten daraufhin genauer hingeschaut und D1.1 nun auf acht Betrieben festgestellt. Damit hat offenbar zum zweiten Mal ein H5N1-Virus den Sprung von Vögeln auf Kühe geschafft.
Dass nun auch D1.1 auf Kühe übergeht, führen Virologen auf die hohe Umweltkontamination zurück. Auf den Milchfarmen und in den Melkständen leben Tausende Spatzen. Die koten überallhin und scheiden das Virus aus.
Riskanter für Menschen
Bislang hätten sich in den USA Farmarbeiter mit der Variante B3.13 angesteckt, etwa über Rohmilch oder engen Kontakt mit erkrankten Tieren. D1.1 hingegen gilt als gefährlicher. Zwei Personen hatten sich zuletzt schwer mit Vogelgrippe infiziert, nachdem sie sich mit D1.1 angesteckt hatten. Anfang Januar starb im Bundesstaat Louisiana eine ältere Person an Lungenversagen; wir berichteten.
Ob der neue Virustyp insgesamt leichter auf Menschen übertragen wird, ist noch unklar. Experten halten es nach dem Fund von D1.1 in Kühen für wahrscheinlicher, dass sich die Vogelgrippe zur nächsten Pandemie auswachsen könnte. Fachleute sprechen nach dem Fund einem neuen Szenario. D1.1 lasse Menschen offenbar schwerer erkranken als B3.13. Unklar sei auch, wie schnell der Virustyp von der Kuh auf den Menschen oder von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
US-Behörden nehmen Gefahr nicht ernst
Und gerade jetzt, wo Maßnahmen und Aufklärung intensiviert werden müssten, hat die neue US-Regierung von Donald Trump der Seuchenschutzbehörde CDC und anderen staatlichen Gesundheitsbehörden eine weitreichende Kommunikationssperre auferlegt, erfuhr der Spiegel.
Und der designierte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy sei als Gegner von Coronamaßnahmen und Impfungen sowie als Rohmilchtrinker bekannt. Dass Rohmilch mit H5N1 verseucht ist, falls sie von infizierten Kühen stammt, scheint ihn nicht zu kümmern, Kennedy das Thema wenig ernst zu nehmen, heißt es.
Die Forscher warten nun darauf, dass das Landwirtschaftsministerium Proben von D1.1 zur Verfügung stellt. Der Virustyp muss isoliert werden und Studien müssen Auskunft geben, ob er eine höhere Infektiösität hat und Menschen stärker erkranken lässt als B3.13.
Die Sorge jedenfalls ist groß, dass D1.1 so mutieren könnte, dass der Erreger von Mensch zu Mensch übertragen wird. Sollte dies geschehen, stünde die Welt tatsächlich am Rande der nächsten Pandemie, warnt der Spiegel.