In einem Legehennenbetrieb in der Gemeinde Hoogstede in der Niedergrafschaft ist die hochansteckende Geflügelpest ausgebrochen. Betroffen ist ein Betrieb mit knapp 30.000 Tieren. Der Verdacht vom Freitag hat sich damit bestätigt. Konkret handelt es sich um die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) vom Subtyp H5N1.
„Den betroffenen Betrieb haben wir bereits am Mittwochabend gesperrt. In einem der Ställe zeigten zahlreiche Legehennen Geflügelpest-typische Symptome, etliche Tiere waren zudem verendet. Daher haben wir umgehend Schutzmaßnahmen eingeleitet“, berichtet Kreisveterinär Dr. Hermann Kramer.
Der gesamte Legehennen-Bestand des Betriebes wurde Freitagmorgen in enger Abstimmung mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Task Force Tierseuchen des LAVES und der Niedersächsischen Tierseuchenkasse tierschutzgerecht getötet. „Auch wenn sich der Verdacht auf Geflügelpest bereits am Donnerstag erhärtet hatte, konnte die Tötung der Tiere auf dem betroffenen Betrieb erst ab Freitag erfolgen. Für die Umsetzung dieser weitreichenden Maßnahme musste uns auch der amtliche Befund des FLI vorliegen“, erklärt Kramer. Der Betrieb in Hoogstede wird nun umfangreich gereinigt und desinfiziert.
Rund 2,3 Mio. Tiere und über 300 Betriebe von Maßnahmen in Restriktionszonen betroffen
Zur Bekämpfung der hochansteckenden Virus-Infektion werden rund um den Ausbruchsbetrieb eine Schutzzone mit einem Radius von drei Kilometern sowie eine Überwachungszone mit einem Radius von zehn Kilometern eingerichtet. Die Überwachungszone umfasst somit große Teile der Niedergrafschaft. Benachbarte emsländische und niederländische Gemeinden liegen ebenfalls in dieser Zone.
Der Landkreis Emsland ist seitens des Grafschafter Veterinäramtes umgehend informiert und in die Seuchenbekämpfung eingebunden worden. Über Landes- und Bundesebene wurden auch die niederländischen Behörden informiert. Eine tierseuchenbehördliche Allgemeinverfügung ist im Amtsblatt des Landkreises Grafschaft Bentheim eingestellt und tritt am Samstag, 25. Januar 2025, in Kraft.
Mitten im Hotspot der Geflügelhaltung
„Der Ausbruch der Geflügelpest in diesem Teil der Grafschaft ist besonders alarmierend, da der betroffene Betrieb inmitten eines Hotspots der Geflügelhaltung liegt. Im Radius von zehn Kilometern befinden sich über 300 Betriebe. Wir sprechen hier von rund 2,3 Mio. gemeldetem Geflügel, das potentiell gefährdet ist“, macht Kramer deutlich. Die Konkreten Zahlen: In der Schutzzone liegen 37 geflügelhaltende Betriebe mit insgesamt rund 385.000 Tieren. Im Bereich der Überwachungszone befinden sich weitere 285 Betriebe mit rund 1,9 Mio. Tieren.
Innerhalb der beiden Zonen gelten strenge Seuchenbekämpfungsmaßnahmen, um einer Verbreitung des Virus und damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden vorzubeugen. So ist u.a. die Teilausstallung von Geflügel in beiden Zonen untersagt. In der Schutzzone und der Überwachungszone ist zudem jeglicher Transport von lebendem Geflügel, Eiern und weiteren Erzeugnissen verboten. Weiterhin wurde die Aufstallung des Geflügels (Hühner, Truthühner, Perlhühner, Enten, Gänse, Wachteln, Fasane, Rebhühner oder Laufvögel) in den beiden Restriktionszonen verfügt.
Die besondere Beachtung von umfangreichen Desinfektions- und Hygienemaßnahmen wurde ebenfalls angeordnet. Kreisveterinär Kramer appelliert an die Geflügelhalterinnen und -halter, die Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben unbedingt einzuhalten. Wer Auffälligkeiten bemerkt – beispielsweise eine verminderte Futter- und Wasseraufnahme der Tiere, vermehrte Todesfälle im Tierbestand oder andere klinische Symptome – sollte umgehend das Veterinäramt des Landkreises informieren.
Untersuchung von Betrieben in Schutzzone hat begonnen
Die Ursache des Geflügelpest-Ausbruchs steht derzeit noch nicht fest, epidemiologische Untersuchungen dazu laufen. Die Tierärztinnen und Tierärzte des Veterinäramtes haben zudem bereits am Donnerstag damit begonnen, die Betriebe im Umkreis von drei Kilometern um den betroffenen Betrieb in Hoogstede zu untersuchen und zu beproben. Die Untersuchungsergebnisse des Lebensmittel- und Veterinärinstituts Oldenburg stehen noch aus.
Auch das gemeinsame Tierseuchen-Logistikzentrum der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim in Nordhorn-Klausheide hat seinen Betrieb aufgenommen. Dort werden die tierärztlichen Untersuchungsteams mit Material ausgerüstet, Proben entgegengenommen sowie Ausrüstung und Fahrzeuge gereinigt und dekontaminiert. Diese Aufgabe übernehmen erneut Ehrenamtliche des Ortsverbands Nordhorn des Technischen Hilfswerks mit einer eigens eingerichteten Dekontaminationsanlage.