Die polnische Geflügelfleischbranche plant für 2025 eine spürbare Ausweitung ihrer Erzeugung, um ihre Führungsposition in der EU zu festigen. Der Nationale Geflügelrat (KRD-IG) in Warschau peilt jetzt für das laufende Jahr eine Produktion von rund 3,4 Mio. t Geflügelfleisch an; das wären etwa 200.000 t oder 6 % mehr als 2024.
Außerdem soll der Export dieser Warengruppe um 9 % auf fast 2 Mio. t ausgeweitet werden. Neue Absatzchancen sieht der KRD-IG vor allem in Asien.
Philippinen und China sind interessante Märkte
Optimistisch sind die Warschauer Fachleute unter anderem mit Blick auf den künftigen Absatz auf den Philippinen; im vergangenen Jahr sei es nämlich gelungen, den dortigen Markt für polnische Ware zu öffnen. Die Branchenorganisation beziffert die betreffenden Geflügelfleischexporte für Januar bis Oktober 2024 auf insgesamt rund 25.000 t.
Priorität habe auch der Abschluss der laufenden Verhandlungen über Geflügelfleischlieferungen nach China. Die Volksrepublik hatte ihre betreffenden Einfuhren seit 2020 wegen der grassierenden Geflügelgrippe eingestellt, zeige sich aber seit Juni 2024 aufgeschlossen, ihr Embargo zu beenden.
Mercosur-Abkommen problematisch
Auch mit Blick auf den Geflügelfleischmarkt in Südkorea macht sich Polens Geflügelfleischindustrie Hoffnungen. Dem KRD-IG zufolge besichtigten Inspektoren aus Südkorea bereits vor wenigen Wochen die Werke polnischer Anbieter. Ihr positives Urteil könnte den Weg für Lieferungen von bis zu 30 Unternehmen freimachen. Außerdem liefen Gespräche mit den Behörden in Japan, um die Palette der dorthin exportierten Produkte zu erweitern.
Allerdings sieht sich der KRD-IG gleichzeitig einem harten Wettbewerb mit der Konkurrenz in der Ukraine und den Mercosur-Ländern ausgesetzt. Beispielsweise biete Brasilien als globaler Marktführer Geflügelfleisch zu Preisen an, die heimische Erzeuger nicht unterbieten könnten.
Höhere Drittlandimporte könnten EU-Markt destabilisieren
Indes werde die im Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Ländern vorgesehene zusätzliche Einfuhrquote von 180.000 t Geflügelfleisch den Markt beeinträchtigen. Immerhin entspreche diese Menge der gesamten Jahresproduktion von Dänemark, Schweden und Finnland, gibt der Nationale Geflügelrat zu bedenken. Bereits heute importiere die EU 25 % des Hähnchenbrustfleischs aus Drittländern. Rechne man das im Handelsabkommen mit dem Mercosur vorgesehene Kontingent hinzu, so ergebe sich eine Gesamtmenge von etwa 1,1 Mio. t, die den EU-Markt erheblich destabilisieren dürfte.
Zudem rechnet der KRD-IG mit Preisdruck durch ukrainische Geflügelfleischlieferungen in die EU. Diese würden zwar im Rahmen autonomer Handelsmaßnahmen (ATM) bis Juni 2025 auf 137.000 t begrenzt; das seien aber 32 % mehr als die durchschnittlichen Lieferungen vor 2022.
Außerdem sei unklar, wie es danach weitergehe. Die polnische Geflügelfleischbranche rechnet aber damit, dass die bis 2021 geltende Einfuhrobergrenze von 90.000 t Geflügelfleisch wieder eingeführt wird. Allerdings werde die Ukraine dann wegen ihrer größenbedingt deutlich geringeren Produktionskosten immer noch im Vorteil sein, selbst wenn dort Tierschutzstandards und die Grundsätze der nachhaltigen Produktion umgesetzt würden, so der Nationale Geflügelrat.