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topplus Ohne Kükentöten

Geschlechtsbestimmung im Ei - MRT-Scan setzt sich durch

Für die Geschlechtsbestimmung im Ei sind in den Brütereien verschiedene Verfahren im Einsatz. Die Kombination von Künstlicher Intelligenz und Krankenhaus-Technik kann mit einigen Vorteilen punkten.

Lesezeit: 4 Minuten

In der Brüterei in Dorum, Landkreis Cuxhaven, die vom Unternehmen Lohmann Deutschland betrieben wird, ist gerade Schlupftag. Beim Blick in die Schlupfhorden wird sofort deutlich, wo Cheggy einen Fehler gemacht hat.

Zwischen den braun befiederten Hennenküken wuseln auch einige gelbflauschige Hähne herum. Diese wurden am zwölften Bruttag von der Geschlechtsbestimmungstechnik Cheggy Zoom fälschlicherweise als Henne bestimmt, offenbaren sich nun aber als Hähne. Diese sogenannten Bruderhähne werden aufgezogen.

Cheggy beleuchtet Federn

Trotz des gerade so vielfach beschriebenen Trends zum weißen Ei ist die Hälfte der von Lohmann Deutschland verkauften Legehennen noch braun. Dies erzählt Geschäftsführer Tobias Ferling. „Es gibt nach wie vor eine Verbraucherpräferenz für braune Eier“, sagt er.

Bei braunen Legehybriden zeigt sich die unterschiedliche Federfarbe der weiblichen und männlichen Tiere bereits im Brutei. Hier setzt das Cheggy Zoom Verfahren vom Unternehmen Agri Advanced Technologies an. Dessen Kameratechnik wurde jüngst optimiert. Die intakten Eier werden dabei einzeln von unten mit einer LED beleuchtet. Eine von zehn parallel geschalteten Kameras von oben erfasst jeweils fünf Eier gleichzeitig und ermittelt durch eine Hyperspektralanalyse das jeweilige Geschlecht.

Verbessert wurde auch, dass die zuvor als unbefruchtet erkannten Eier für die Geschlechtsbestimmung nicht mehr von unten angeleuchtet werden. Das habe die Lichtreflektion beeinträchtigt und damit die Genauigkeit verschlechtert, sagt Ferling. Mittlerweile liege die Fehlerquote von Cheggy Zoom nur noch bei 0,8 bis 1,2 % falsch bestimmten Eiern.

Die Leistung ist mit 24.000 Eiern/Stunde dem Bedarf einer großen Brüterei angemessen. Der Nachteil jedoch: Das Verfahren funktioniert nur bei braunen Herkünften.

Bei der Respeggt-Technik muss ein Loch gebohrt werden

In der ebenfalls von Lohmann Deutschland betriebenen Brüterei in Ankum, Landkreis Osnabrück, laufen zwei Anlagen der Respeggt GmbH. Hierbei muss ein Loch in die Eischale gelasert werden, um einen Tropfen Allantoisflüssigkeit zu entnehmen.

28 PCR-Maschinen ermitteln am neunten Bruttag, ob in der Flüssigkeit ein bestimmter DNA-Strang vorhanden ist oder eben nicht. Das dauert – erst 90 Minuten später ist das Ergebnis abzulesen. Damit ist die Leistung der Technik begrenzt.

Mit jeder Anlage können gut 3.000 Eier pro Stunde untersucht werden. Die PCR-Analyse ist sehr präzise und diese Methode weist mit nur 0,5 % Fehlern die höchste Genauigkeit auf. Allerdings fällt einiges Verbrauchsmaterial wie Pipetten und PCR-Platten an.

MRT: Schnell, aber teuer

Seit Kurzem ist in Dorum auch das von Orbem aus München entwickelte Magnetresonanztomografie (MRT)-Verfahren im Einsatz. Die dafür verwendete Technik nimmt einen erheblichen Platz in der Brüterei ein. Drei MRT-Module arbeiten parallel.

Das Prozedere: Jedes Ei wird automatisch und einzeln einer Magnetresonanz-Röhre zugeführt. Diese Technik ist aufgrund des hohen Magnetfeldes in einem separaten und aus Sicherheitsgründen für die Mitarbeiter nicht unmittelbar zugänglichen Bereich untergebracht.

Zuerst erfolgt in der Röhre ein sogenannter Quickscan, damit wird die Position des Embryos im Ei ermittelt. Danach bildet ein Detailscan die Keimdrüsen ab. Innerhalb einer Sekunde wertet eine KI-gestützte Bildanalyse aus, ob es sich dabei um Hoden oder Eierstöcke handelt. „Das ist schon ein sehr ausgeklügeltes System“, sagt Ferling. Das MRT-Verfahren arbeitet mit einer Genauigkeit von 98 %, könnte aber bei weiterer Optimierung noch besser werden.

Wenig Arbeitskraft nötig

Auch Alex Janssen, Verkaufsleiter bei Hendrix Genetics in den Niederlanden, wird in der zum Unternehmen gehörenden Brüterei in Bad Bentheim in Kürze eine Geschlechtsbestimmung im Ei durchführen können. Zuvor waren hier nur Masthähnchen geschlüpft. Aktuell wird umgebaut.

In Bad Bentheim sollen zukünftig alle KAT und „ohne Kükentöten“ ausgelobten Hennenküken für Betriebe in Deutschland und den Niederlanden schlüpfen. Auch in dieser Brüterei wird bald das MRT-Verfahren angewandt. Drei Module sind bereits geliefert worden. „Sie müssen nun sechs Wochen lang kalibriert werden und sind deshalb schon an Strom angeschlossen“, erläutert Janssen.

Die unkomplizierte Technik überzeugt ihn. Eine Person kann die Anlage bedienen. Besondere Kenntnisse sind nicht nötig. Die MRT-Technik ist mittlerweile in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden im Einsatz. Ab 2025 wird sie als erste Technik der Geschlechtsbestimmung im Ei auch in Norwegen angewandt, teilt Orbem mit.

Die moderne Technologie hat ihren Preis. „Die Respeggt- sowie MRT-Verfahren kosten etwa doppelt so viel wie das Cheggy-System“, erklärt Tobias Ferling. Die Geschlechtsbestimmung des Respeggt-Verfahrens ist den anderen Methoden zeitlich voraus. Ferling glaubt aber nicht, dass der frühere Zeitpunkt mittelfristig zum Verkaufsargument wird. „Laut des Gutachtens zum Schmerzempfinden des Embryos sind alle Verfahren, die bis einschließlich des zwölften Bruttages durchgeführt werden, gleichgestellt“, sagt er.

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