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Landwirt hat lieber Legehennen im Freilandstall als Sauen

Gestartet mit 200 Hühnern betreibt Hendrik Meier heute einen Freilandstall mit knapp 15.000 Tieren. Dieser Schritt bedeutete gleichzeitig das Ende für seine Sauenhaltung.

Lesezeit: 8 Minuten

Hendrik Meier ist zwar erst 26 Jahre alt, aber der junge Mann hat schon eine Reihe zukunftsweisender Entscheidungen getroffen. Angefangen damit, dass er in den Betrieb seines Onkels und seiner Tante im nordrhein-westfälischen Münster-Nienberge eingestiegen ist und diesen nun mit ihnen gemeinsam führt.

Und was darauf folgte, war nicht viel weniger bedeutsam, läutete es doch das Ende einer langen Tradition auf dem Hof ein. Nach mehreren Jahrzehnten aktiver Schweinehaltung stehen heute die Ställe für 280 Sauen inklusive Aufzucht leer. Stattdessen tummeln sich seit einigen Monaten auf einer 6 ha großen Fläche hinter den ehemaligen Schweineställen rund 15.000 Legehennen.

Vom Pferde- zum Hühnerstall

Hendrik Meier stammt nicht direkt vom Hof und dennoch war ihm dieser Weg vorgezeichnet. Schon als Kind und Jugendlicher verbrachte er viel Zeit auf dem Betrieb von Karl-Josef und Beatrix Stertmann im Münsterland. „Die Leidenschaft für diesen Beruf haben die Beiden früh an mich weitergegeben“, erzählt Meier.

Onkel und Tante bestärkten ihn auch darin, in der landwirtschaftlichen Ausbildung möglichst viele verschiedene Betriebszweige kennenzulernen. So verschlug es ihn zunächst auf einen hessischen Ackerbaubetrieb mit Sonderkulturen.

Dann folgte ein Milchviehbetrieb und im dritten Lehrjahr arbeitete er auf einem Schweinemastbetrieb mit Erdbeeranbau. „Auch wenn gerade das Melken mich nicht so begeistert hat, habe ich auf allen Betrieben tolle Erfahrungen gesammelt“, bereut er seine abwechslungsreichen Lehrjahre nicht.

Auffällig, dass ausgerechnet die Geflügelhaltung in dieser Auflistung fehlte. Doch das sollte sich schnell ändern. Zeitgleich zum Start seiner Weiterbildung zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt im Jahr 2018 baute er den alten Pferdestall auf dem Betrieb zu einem Hühnerstall für 200 Tiere um. „Wir betreiben auf dem Hof schon viele Jahre Direktvermarktung mit ­Kürbissen und einem Blumenfeld. Ich wollte was Neues ausprobieren und da boten sich Eier als beliebtes Nahrungsmittel, das auch gerne regional eingekauft wird, einfach an“, erklärt der junge Unternehmer.

Und damit setzte Meier auf die richtige Karte. Für seinen Eierverkauf in einem kleinen Büdchen auf dem Hof betreibt er heute zusätzlich noch zwei Mobilställe für jeweils 450 Tiere.

Krisenjahre gaben Ausschlag

Der umtriebige Landwirt freute sich über den flotten Eierabsatz. Und er merkte, dass ihm die Freilandhaltung von Hühnern mehr liegt als die Ferkelerzeugung. „Als ich dann über einen befreundeten Geflügelberater mehrere moderne Freilandställe besichtigen durfte, machte es Klick. Die Technik und das Management in den Festställen haben mich total begeistert“, blickt Meier zurück.

Mit diesen Eindrücken im Gepäck setzte sich der designierte Hofnachfolger mit der Familie an einen Tisch und man sprach über die Zukunft des Betriebes. „Das war vor circa vier Jahren. Die Preise und die Stimmung in der Schweinebranche waren zu der Zeit wirklich schlecht. Da fehlte uns die Überzeugung, für eine langfristige Perspektive den Umbau des Deck- bzw. Abferkelstalles ins Auge zu fassen“, erinnert sich der Westfale.

Anders sah es auf dem Markt für Schaleneier aus. „Mit einem Selbstversorgungsgrad von gut 70 % ist der Inlandsbedarf noch lange nicht gedeckt“, so der Junglandwirt. Diese Marktperspektive und dem Plan vor Augen, dass die Sauenhaltung zumindest noch für einige Jahre ein etablierter Betriebszweig bleiben wird, entschied sich die Familie für das Projekt Freilandhüh­nerstall.

Erst Verträge, dann Baustart

Für Hendrik Meier folgte darauf eine arbeitsreiche Genehmigungsphase, in der er sich intensiv mit Gutachten über Emissionen, Vogelvorkommen, Landschaftspflege oder Brandschutz auseinandersetzen musste. Mit Erfolg, denn rund anderthalb Jahre später hielt er die Genehmigung für seinen Freilandstall mit knapp 15.000 Tieren in den Händen.

Der Landwirt verlor keine Zeit und legte direkt los. Und zwar nicht mit dem Bau des Stalles, sondern mit der Vermarktung der Eier. Meier kontaktierte drei verschiedene Packstellen und alle Unternehmen zeigten Interesse. „Natürlich muss die Chemie passen. Es gibt aber auch eine Menge Vertragsdetails, die man im Blick haben sollte“, erläutert der Geflügelhalter.

Neben der Vertragslaufzeit, der Liefermenge, den Eiqualitäten und natürlich dem Preis spielen vor allem Zerti­fikate eine bedeutende Rolle. So entschied sich Hendrik Meier dafür, an den Labels des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und des Vereins für kon­trollierte alter­native Tier­haltungs­formen (KAT) teilzunehmen. Das bedeutet, dass er nur gentechnikfreie Futtermittel einsetzen darf und er in seinem neuen Stall besonders hohe Tierschutzauflagen erfüllt.

Darüber hinaus steht heute auf Schachteln mit seinen Eiern die Abkürzung OKT – Ohne Kükentöten. Die männlichen Brüder seiner Legehennen werden also nicht getötet, sondern aufgezogen oder bereits im Brutei vorselektiert. „Neben den ethischen Gründen grenzt uns diese Initiative auch von der ausländischen Konkurrenz ab. Die Niederländer, die viele Schaleneier nach Deutschland exportieren, setzen immer noch auf das Kükentöten“, erklärt der Agrarbetriebswirt.

Am Ende passten alle Rahmenbedingungen für Meier und er einigte sich mit einer Packstelle auf einen Liefervertrag für eine Legeperiode. Das sind in der Regel rund 80 Wochen ab dem Einstalltag der Junghennen. „Zwar gibt es Betriebe, die in Absprache mit ihrer Bank Lieferverträge über mehrere Legeperioden abschließen. Bei langen Vertragslaufzeiten lassen sich die Packstellen ihr Marktrisiko aber über einen niedrigeren Eierpreis bezahlen“, so der Münsterländer.

Wichtige Technikdetails

Nicht viel weniger detailreich verlief die Stallbauplanung. Der Grundaufbau eines Legehennenstalles ist durch das Volierensystem maßgeblich vorbestimmt. Insbesondere bei den Technikinstallationen sind aber viele individuelle Entscheidungen nötig.

So hat Meier z. B. bewusst LED-Lampen aus dem oberen Preissegment gekauft. „Einerseits wird die Elektrik durch Ammoniak und Feuchtigkeit stark beansprucht. Andererseits ist es gerade für die verschiedenen Lichtprogramme im Legehennenstall wichtig, dass die Beleuchtung einwandfrei funktioniert“, setzt der Tierhalter auf Betriebssicherheit. Und da er ansonsten auf Extras verzichtet hat, blieb er bei den Investitionskosten in der üblichen Spanne von 100 bis 115 € pro Hennenplatz.

Die Bauphase war natürlich mit viel Stress verbunden, verlief aber ansonsten reibungslos. Lediglich die nasse Witterung ab dem Baustart im vergangenen Herbst erschwerte auf den schweren Böden die Bauarbeiten. Dass dennoch der Zeitplan eingehalten wurde, war im Hinblick auf die Lieferung der Hühner von größter Bedeutung. Denn die Uhren in der Geflügelbranche ticken etwas anders als in der Schweinehaltung. „Die Kapazitäten in den Brütereien bzw. Aufzuchtbetrieben sind weit im voraus verplant. Wir hatten gerade angefangen die Baufläche abzuschieben, da musste ich schon die Legehennen bestellen. Da war mein Onkel etwas perplex“, lacht Meier.

Bei der Auswahl der Genetik entschied sich der Junglandwirt für die Lohmann LSL-Lite Europe. Diese neue Zuchtlinie zeichnet sich durch eine hohe Legeleistung bei etwas niedrigeren durchschnittlichen Eigewichten aus. „Durch die flachere Eigewichtskurve legen die Hennen signifikant mehr Eier in der Größe M. Die Tiere werden bei der Eimasse­produktion weniger stark gefordert, was sich positiv auf deren Vitalität und Widerstandsfähigkeit auswirkt. Das ist in der Freilandhaltung ein wichtiger Faktor für niedrige Verluste“, betont der Betriebsleiter.

Leere Schweineställe

Während der neue Betriebszweig immer mehr Gestalt annahm, reifte im Spätherbst vergangenen Jahres innerhalb der Familie der Gedanke, die Schweinehaltung doch früher als gedacht einzustellen. Ausschlaggebend waren nicht die Preise, die sich inzwischen deutlich erholt hatten, sondern die Arbeitsbelastung. „Mein Onkel wollte aus Altersgründen gerne etwas kürzer treten. Die Kürbisse, das Blumenfeld und unser Maislabyrinth machen zudem viel Arbeit. Und dann war abzusehen, dass der neue Legehennenstall weitere 1.000 Arbeitsstunden pro Jahr bindet“, erläutert Meier.

Dieser einschneidende Schritt fiel nicht leicht, zumal der Aufzuchtstall erst vor zwölf Jahren gebaut wurde und auch die anderen Stallungen noch in einem guten Zustand sind. Dennoch zögerte die Landwirtsfamilie nicht lange und kurz vor Weihnachten verließen die letzten Sauen den Stall. Wenige Wochen später waren alle Mastferkel vermarktet.

Super Start im neuen Stall

Für die Zukunft kann sich Meier vorstellen, die Schweineställe zumindest teilweise für die Legehennenhaltung umzubauen. Aktuell möchte er sich aber voll auf seinen neuen Freilandstall konzentrieren. Seit Mitte Januar sind Tiere aufgestallt und der Landwirt zieht ein sehr positives Zwischenfazit.

Die eingebaute Technik funktioniert bislang sehr zuverlässig und es mussten nur Kleinigkeiten nachgebessert werden. Noch mehr freut er sich aber darüber, dass sich die Tiere im Stall offenbar sehr wohlfühlen. „Wir sind jetzt etwa in der 47. Lebens­woche und liegen bei einer Legequote von 97 %. Die Soll-Kurve liegt bei 95 %“, zeigt sich Meier mit dem Leistungsniveau zufrieden. Genauso vorzeigbar ist seine Verlustquote, die bislang bei nur 1,7 % liegt.

Neben dem Umstand, dass die Tiere in einem neuen, erregerfreien Stall aufgestallt wurden, ist das auch auf sein intensives Stallmanagement zurückzuführen. Der ambitionierte Tierhalter schöpft alle technischen Möglichkeiten seines Stalles aus. „Über die zentrale Stallsteuerung kann ich genau nachvollziehen, wie viel Futter und Wasser die Tiere an einem Tag aufgenommen haben. Stelle ich Abweichungen von der Soll-Kurve fest, steuer ich sofort gegen“, erklärt Meier. Über eine vollautomatisierte Dosieranlage hat er die Möglichkeit, dem Wasser z. B. Vitamine, Säuren oder Calcium für die Schalenfestigkeit beizumischen.

Ausgerechnet gegen seine größte Sorge, die Einschleppung der hoch­infektiösen Vogelgrippe in seinen Bestand, kann ihm die Technik aber nicht helfen. Doch auch hier blickt Hendrik Meier gewohnt optimistisch nach vorne: „Wir achten penibel auf die Betriebshygiene und hoffen, dass der Kelch an uns vorüber geht.“

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