Ein Jahr nach den Bauernprotesten haben am Mittwoch Landwirte in Südbaden mit Mahnfeuern an die Forderungen aus dem Januar 2024 erinnert. Zudem wollten sie auf erreichte Fortschritte hinweisen.
Die Bauern möchten der Bevölkerung für ihren Rückhalt danken, erklärt der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV). Außerdem wolle man zum Jahrestag das "Wir-Gefühl" stärken und an das erinnern, was durch die Proteste erreicht wurde.
"Politisch haben wir wieder ein ganz anderes Gehör", resümiert BLHV-Präsident Bernhard Bolkart. Die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge sei wegen der Proteste zurückgenommen worden, wertet Bolkart im SWR als Erfolg. Auch die schrittweise Streichung der Vergünstigungen beim Agrardiesel statt einer sofortigen Abschaffung sei ein Teilerfolg.
Mit Blick auf die neue Regierung will Bolkart erstmal die Füße stillhalten. "Wir müssen die neue Regierung erstmal abwarten", sagt er. „Es ist wichtig, ein gewisses Druckpotential in der Hinterhand zu haben. Aber jetzt nicht einfach losfahren, weil man meint, es ist schön, Traktor zu fahren. Das werden wir nicht machen.“
Gemischte Bilanz
Ganz so positiv wie der Präsident sehen es aber nicht alle Berufskollegen. Landwirt Kurt Sehringer aus Schallstadt-Mengen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) etwa zieht eher eine gemischte Bilanz. Kleine Sachen seien durchgesetzt, andere wieder zurückgenommen worden, sagte er dem SWR.
"Man kann nicht sagen, es ist kein Erfolg, aber es ist lang nicht das Umdenken gekommen, das wir uns gewünscht hätten", gibt Sehringer zu. Konkret wünscht er sich ein Umdenken beim kürzlich unterzeichneten Handelsabkommen Mercosur zwischen der EU und Südamerika. "Wir produzieren gerne nach diesen Standards. Aber auch die Importware muss nach diesen Standards produziert werden", fordert er.
Hier brannten die Feuer
Mahnfeuer gab es unter anderem in Lörrach, Rheinfelden (Kreis Lörrach) und Freiburg, außerdem in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Bad Säckingen (Kreis Waldshut) und Lahr (Ortenaukreis). Die Veranstalter entzündeten die Feuer abends in der Nähe von Bundesstraßen. Lahr machte um 17 Uhr den Auftakt. Dort waren am frühen Abend rund 70 Landwirte und Landwirtinnen gekommen, so der SWR. Sie trafen sich an der B3 zwischen Kippenheim und dem Sulzer Kreuz.
Im Raum Donaueschingen/Bad Dürrheim wollten sich die Landwirte aus den umliegenden Gemeinden am Mittwochabend zu einer Sternfahrt treffen.
Saarlands Bauernverband zufrieden
Anlässlich des Jahrestages zu Wort gemeldet hat sich auch der Hauptgeschäftsführer des saarländischen Bauernverbandes, Alexander Welsch. Er zieht eine positive Bilanz.
Auch er sieht in der auf 2026 verschobenen Streichung des Agrardiesels, der abgewendeten Stilllegungsverpflichtung sowie in der fortgeführten Tarifglättung einen Erfolg, berichtet der Saarländische Rundfunk.
Generell hofft der Bauernverband, dass sich die Situation für die Landwirte mit einer neuen Bundesregierung verbessert. Gerade nach diesem sehr nassen und dadurch schlechten Jahr für die saarländischen Bauern, brauche es weniger Verbote, weniger Bürokratie und Verbesserungen, damit man auch mit den Landwirten aus dem Ausland konkurrieren könne.