Ursula von der Leyen hat den ehemaligen Europaparlamentarier Christophe Hansen als EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung in ihr Kabinett berufen.
Erstmals Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung
Von der Leyen stellte ihre Personalauswahl am Dienstag Vertretern des Europaparlamentes in Straßburg vor. Zuvor wurden die jeweiligen Kommissare von den Regierungen der Mitgliedstaaten nominiert.
Bislang war das Amt des Agrarkommissar offiziell als „EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung“ benannt. Ob Hansen weiterhin die Fragen des ländlichen Raums behandelt oder ob diese in die Zuständigkeit eines anderen Kommissars wandern, erklärte von der Leyen am Dienstag nicht.
Hansen soll in den ersten 100 Amtstagen eine Strategie für die EU-Landwirtschaft vorlegen, so von der Leyen. „Dafür wird der Bericht des Strategischen EU-Dialogs zur Landwirtschaft die Basis sein“, so von der Leyen am Dienstag.
"Hand in Hand" mit Landwirten
Wenn das EU-Parlament mich im Amt bestätigt, werde ich Hand in Hand mit den Landwirten für eine erfolgreiche und nachhaltige Landwirtschaft arbeiten“, schrieb Hansen auf X.
Thank you President @vonderleyen for entrusting me with the responsibility of the Agriculture & Food portfolio. If confirmed by @europarl_EN, I will work hand in hand with our farmers for a thriving and sustainable agriculture sector, ensuring safe&healthy food for our citizens.
— Christophe Hansen (@CHansenEU) September 17, 2024
Neuer Tierwohlkommissar
Der Ungar Olivér Várhelyi soll EU-Kommissar für Gesundheit und Tierwohl werden. Várhelyi war in der vergangenen Legislatur als EU-Kommissar zuständig für Fragen der EU-Erweiterung.
Einen „offiziellen“ Tierwohlkommissar gab es bislang nicht, allerdings behandelte die scheidende Gesundheitskommissarin ebenfalls Fragen des Tierwohls.
Die Schwedin Jessika Roswall soll EU-Kommissarin für Umwelt, Wassersicherheit und eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft werden.
Hansen mit landwirtschaftlichem Hintergrund
Der Luxemburger sitzt seit 2023 für die Christlich-Soziale Volkspartei in der luxemburgischen Abgeordnetenkammer. Der Landwirtssohn studierte Geo- und Umweltwissenschaften sowie Risikomanagement. Im Europaparlament widmete er sich Fragen des internationalen Handels und war Mitglied im Umweltausschuss.
EU-Abgeordnete prüfen Kommissare
Hansen muss sich nun den Fragen der Abgeordneten im Agrarausschuss des EU-Parlamentes stellen. Die stimmen nach der Anhörung darüber ab, ob er das Amt antreten kann.
EVP bestand auf Agrarkommissar
Hansen wurde in den vergangenen Wochen immer wieder mit dem Amt des EU-Agrarkommissars in Verbindung gebracht. Für ihn sprachen seine landwirtschaftliche Prägung und die Parteizugehörigkeit EVP.
Die hatte den Posten des Agrarkommissars immer wieder für sich reklamiert – gerade nachdem sie den Vorsitz im Agrarausschuss des Europaparlaments an die rechts von ihr stehende Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) abtrat.
Italienischer „Chef“ für Hansen
Im Kreise der EU-Kommissare bekommt Hansen einen Chef. Ursula von der Leyen hat fünf sogenannte Exekutiv-Vizepräsidenten bestellt. Einer davon ist der Italiener Raffaele Fitto.
Die Exekutiv-Vizepräsidenten sollen zentrale, strategische Themen ressortübergreifend vorantreiben. Im Fall von Fitto einen „sauberen, gerechten und wettbewerbsfähigen Übergang“ sowie den Green Deal.
Weisungsgebunden ist der neue Agrarkommissar ihm zwar nicht direkt. Der ehemalige Exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, legte seine Rolle jedoch sehr streng aus. Er zog immer wieder agrarpolitische Themen zu sich – ohne den amtierenden Agrarkommissar Janusz Wojciechowski einzubinden.
Fitto dürfte sich politisch vom Sozialdemokraten Timmermans unterscheiden - er gehört der rechtspopulistischen Frattelli di Italia an.
In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, dass Terese Ribera aus Spanien die landwirtschaftlichen Themen als Exekutiv-Vizepräsidentin vetreut. Das wird künftig jedoch Fitto übernehmen.
