Der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV), Friedhelm Decker, hat seine Kritik an der geplanten EU-Pflanzenschutznovelle erneuert. In einem Interview monierte Decker insbesondere, dass Pflanzenschutzmittel nach dem Willen der Mehrheit im Europäischen Parlament künftig nicht mehr nach ihren tatsächlichen Risikofaktoren bewertet und zugelassen werden sollten, sondern nach ihren Inhaltsstoffen. Danach werde allein auf die Gefährlichkeit des Wirkstoffes in Reinform abgestellt. Wirkstoffe mit bestimmten Eigenschaften würden damit automatisch von der Zulassung ausgeschlossen, erklärte Decker.
"Würde man dieses Prinzip auf die Humanmedizin übertragen, müsste ein großer Teil der Arzneimittel verboten werden", so der RLV-Präsident. Würden die Forderungen des EU-Parlamentes in der vorliegenden Form umgesetzt, könnten nach der Bewertung der englischen Zulassungsbehörde bis zu 92 % der Insektizide, 80 % der Fungizide und 91 % der Herbizide ihre Zulassung verlieren, warnte Decker. Nahezu alle Mittel, mit denen man im Getreide Pilzkrankheiten bekämpfe, würden vom Markt verschwinden. Auch bei Insektiziden gäbe es keine wirksamen Mittel mehr. Am härtesten wäre aber der gesamte Obst- und Gemüsebau betroffen. "Für den Apfelbau gäbe es dann beispielsweise keine Mittel mehr", betonte der RLV-Präsident.
Decker forderte in dem Interview die Europaparlamentarier auf, alle Aspekte des Pflanzenschutzes zu beachten. Man solle erkennen, dass man mit der jetzigen Position weit über das Ziel hinaus geschossen sei. Es dürfe nicht dazu kommen, dass in Europa kaum Pflanzenschutzmittel angewendet würden und sich die landwirtschaftliche Produktion von wichtigen Nahrungsmitteln ins Ausland verlagere.
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