Nach 25 Jahren Verhandlungsdauer hat die EU-Kommission mit den vier Mercosur-Ländern ein Freihandelsabkommen abgeschlossen - trotz starker Widerstände aus der Landwirtschaft und einigen EU-Mitgliedstaaten. Damit das Freihandelsabkommen in Kraft tritt, müssen jetzt noch das Europaparlament und die 27 EU-Mitgliedstaaten zustimmen.
In den sozialen Netzwerken geht es seitdem heiß her: Da kursieren Videos von Rindern klauenhoch im Schlamm, es gibt Karikaturen von EU-Prüfern, die mit geschlossenen Augen die Tür für niedrigere Standards aus Südamerika öffnen und gleichzeitig unsere Bauern penibel zurechtweisen und Bilder der feiernden Lebensmittelhersteller in Argentinien.
Die Leserstimmen dazu
Auch die Meinung der top agrar-Leser ist eindeutig, eine Auswahl.
Alle folgenden Meinungsbeiträge in diesem Artikel stammen von unseren Leserinnen und Lesern. Sie geben nicht unbedingt die Meinung unserer Redaktion wieder. Wir behalten uns vor, die Einsendungen gekürzt in diesem und ähnlichen Formaten zu veröffentlichen.
"Man fasst sich doch nur noch an den Kopf. Auf der einen Seite Entwaldungsverordnung beschießen und auf der anderen Seite vertreibt man unsere landwirtschaftliche Erzeugung mit Auflagen ja sogar Rauskaufprogrammen ins außereuropäische Ausland. Was will man der Kommission eigentlich noch durchgehen lassen!" (Markus Abt)
"Man denke nur an die Endwaldungsauflagen(Bürokratie) hier in der EU!! Das importierte Fleisch wird schon den Rindfleischmarkt durcheinander bringen! Die Auflagen sind nicht kontrollierbar, das sollte auch der Verbraucher wissen. Die Herkunftskennzeichnung ist bisher mangelhaft gewesen, und wird wahrscheinlich nicht deutlich sichtbarer sein! Es gibt Gewinner und Verlierer, auch bei den landwirtschaftlichen Betrieben. Unterm Strich wird aber die Europäische Landwirtschaft leiden. Irgendwann kommt auch noch die Ukraine dazu, wo soll das hinführen?" (Willy Toft)
"Die Entscheidung beflügelt nochmals die Afd, die bei Landwirten ohnehin schon viel Zustimmung erfährt. Wie man so kurzsichtig vor der Bundestagswahl agieren kann, erschließt sich mir nicht." (Renate Schüler)
Die Politik hat die Bürger verraten
"Die Mengen im Verhältnis zum Verbrauch in der EU scheinen verschmerzbar. Jedoch ist das ein Türöffner und nach und nach werden die Kontingente sicher erhöht werden. Sinnvoller/wichtiger als Mengenbegrenzungen wäre gewesen, die Mindeststandards an Produkte und Produktion einzufordern, die auch die Erzeuger hierzulande erfüllen müssen. Flankiert von wasserdichten Kennzeichnungspflichten der Herkunft, Inhaltsstoffe und Erzeugungsweise. Diese Forderungen würden bestimmt nahezu 100% der Verbraucher/Bürger/Wähler unterstützen.
Bezeichnenderweise haben deren gewählte Vertreter anders entschieden. Die Gier und die Hoffnung auf Plätze in Aufsichtsräten haben offenbar gesiegt. Die EU Politik hat also ihre Bürger mal wieder verraten. Obendrein den Klimaschutz, Umweltschutz, Tierschutz uvm. Ist ja weit weg und was kümmert uns der Regenwald dort? Soll halt das Fußvolk den Fraß essen. Der Aufschrei der Verbraucherschützer ist seltsamerweise ausgeblieben oder zu leise gewesen. Was kommt wohl als nächstes?" (Andreas Gerner)
"Fazit Nummer eins: Wegen "Mercosur" werden wir unsere Bullenmast und den Mutterkuhbetrieb sicherlich nicht aufgeben müssen. Fazit Nummer zwei: Die Produktionsbedingungen, unter denen südamerikanisches Rindfleisch erzeugt wird, interessieren keinen Menschen! Wahrscheinlich haben EU-Kommission wie Verbraucher eine idyllische Pampa vor Augen, nicht die feedlots der harten Realität. Womit man zu Fazit Nummer drei käme: Der Hype, den Verbände und Handelsketten um höhere Haltungsstandards machen, ist nicht wirklich ernst zu nehmen, solange Mercosur-Fleisch problemlos in der EU abzusetzen ist!" (Ludger Hengelsberg)
"Es mag ja sein, das die Mercosurstaaten Europa nicht mit Rindfleisch überschwemmen. Aber das wir hier in Europa mit teils indiskutablen Bedingungen, die jedem Tier- und Umweltschutz spotten, ist eine bodenlose und ignorante Unverschämtheit der EU-Kommission gegenüber uns Landwirten." (Georg Nordendorf)
Erst kommt das Fressen, dann die Moral
"Bertold Brecht ist noch immer aktuell: Erst kommt das Fressen, dann die Moral - Und deshalb wird Mercosur verabschiedet. Die angeblich so notwendige Transformation unserer Landwirtschaft zu mehr Tierwohl und mehr Umweltverträglichkeit, von der Politiker und einige Berufsvertreter reden - es ist Geschwätz! An den Fakten des Marktes und nicht am Wunschdenken müssen Bäuerinnen und Bauern sich orientieren." (Ludger Hengelsberg)
"Ich beurteile die Situation aus Sicht der Verbraucher, ich selbst bin einer! Ich finde es sonderbar, aber auch beunruhigend, dass Verbraucherschutz überhaupt kein Thema ist, allenfalls fürs Papier, auf dem Erklärungen abgegeben und Versprechungen gemacht werden. Während der deutsche Tierhalter einer ständigen, teils übertriebenen staatlichen Kontrolle unterliegt, sich darüber hinaus auch freiwilligen unterzieht, bleibt die Tierhaltung in den südamerikanischen Staate eine Black-Box. Deutlich wird es, wenn man Google bemüht, Bilder von dort und von Deutschland zu zeigen." (Martin Fries)
"Im Internet kursieren schon die ersten Berichte, dass Mercosur Fleisch, Obst, Kaffee und Zucker endlich für den Verbraucher billiger machen werde. Da guckst du!" (Erwin Schmidbauer)
Und wir werden mit Auflagen und Verordnungen überschüttet
"Die heimische Landwirtschaft ist Spielball der Politik und wird es bleiben, wer sich auf die Politik verlässt ist verlassen! Wir werden mit Auflagen und Verordnungen überschüttet, wenn es aber dann um "höhere" Interessen geht, wie hier bei Agrarimporten gelten andere einzuhaltende Standards!" (Wilfried Maser)
"Ich habe das Gefühl Brasilien wurde übervorteilt, die abgeschafften Steuern werden dem brasilianischen Haushalt fehlen. Wir brauchen die Importe, um den Preisauftrieb für die Verbraucher zu bremsen." (Christian Mau)
"Herr Rukwied ist interessengeleitet und verkennt die Bedeutung des Freihandelsabkommens für die europäische Wirtschaft. Wir haben keine Handhabe, den Mitgliedsstaaten von MERCOSUR unsere Produktionsweise aufzuzwingen. Ohne den Vertragsabschluss würde China und Indien den Vorzug erhalten." (Günter Schanné)
Es geht Herrn Rukwied um Gewinninteressen
"Was ist eigentlich mit brasilianischem und argentinischem Soja? Das wird auch zu Konditionen hergestellt, die in Europa so nicht zulässig sind. Hat sich der DBV darüber schon einmal beklagt? Nein, weil der überdimensionierte Tierhaltungssektor in Deutschland von diesen Sojaprodukten abhängig ist. Es geht Herrn Rukwied nicht um Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder soziale Fragen, sondern um Gewinninteressen. Es ist legitim Gewinninteressen zu vertreten, aber es ist anrüchig, dies unter dem Deckmantel der Sorge um die Umwelt zu verstecken." (Philipp Dümig)
"Na dann schickt denen doch gleich mal alle Auflagen von uns rüber, damit diese die auch Einhalten. Und in den Anfangsjahren sogar noch mit noch strengerer Kontrolle. Bis hin zu unseren QS Tandlern. Der Lebensmittelindustrie dort wird es nicht schnell genug mit der Abschaffung von Mercusor gehen können, wenn die alles machen müssen wie wir es machen. Und nicht nur die Papiere so gestalten das es passt. Aber wahrscheinlich werden dort auf einmal viele Kontrolleure nicht mehr da sein. So wie viele Aktivisten der Umweltseite verschwunden sind...." (Karlheinz Gruber)
"So war es doch schon immer wenn es dem Export von Industrieprodukten dient, spielen die Auswirkungen für die Landwirtschaft keine Rolle!" (Wilfried Maser)
"Wir benötigen die gleichen Spielregeln, das ist doch klar. Aber das ist der grün-roten-schwarzen Politik und der arroganten deutschen Industrie egal." (Wilhelm Grimm)
"Es stellt sich die Frage, ob die wegfallenden Zölle der Industrieprodukte den zu erwartenden Schaden für Landwirtschaft, die angegliederten Gewerke und nicht zuletzt die Umwelt wirklich aufwiegen können. Es hat nicht umsonst 20 Jahre gedauert, eine Entscheidung zu treffen. Wäre es nur um Konkurrenzneid der vielgescholtenen Landwirtschaft gegangen, hätte sich kaum jemand gekümmert. Nicht zuletzt muss sich die Gesellschaft die Frage stellen lassen, ob sie auch bereit ist zu den Standards der Mercosurstaaten zu konkurrieren, im Lohn, in der Arbeitszeit, in allen anderen Bereichen, mit der sich die deutschen Landwirte befassen müssen." (Hella Schünemann)
Wie immer täuschen und tricksen was das Zeug hält
"Wenn Lebensmittel jetzt unterhalb des europäischen Standards eingeführt werden, wie will man dann begründen, dass für die Landwirte bei uns höhere Standards weiterhin gelten sollen?" (Wilfried Maser)
"Das kann dann ja noch heiter werden. Wer war auch noch von den Mitgliedsländern dagegen? Frankreich, Polen? 196.000 t Rindfleisch in 2023. Wer garantiert denn, dass es jetzt nicht wesentlich mehr wird? Wer gewinnt bei der Sache? Die Industrie, die möchte verkaufen und womit wird es dann bezahlt?" (Gerd Uken)
"Wie immer täuschen und tricksen was das Zeug hält und sich dann beschweren, wenn ihnen Verachtung und Missachtung entgegengebracht werden. Ich bin für eine sofortige Aufhebung der Immunität aller Abgeordneter, wenn die sich nicht an Gesetze und Verordnungen halten oder umgehen, wie können sie das dann vom Normalbürger verlangen?" (Norbert Schiele)
"Versagen auf ganzer Linie. Die nächste Wahl wird es zeigen." (Christian Kraft)
"Tja jetzt hat die Flinten Uschi auch noch die Landwirtschaft in Europa beerdigt!!!! Als Verteidigungsministerin wurde von ihr die Bundeswehr beerdigt. Bin mal gespannt, wie viele Landwirte in der EU die nächsten 15 Jahre an den Nagel hängen müssen? Hat das noch was mit Demokratie zu tun wenn eine Person über Europa entscheiden kann?" (Hermann Kamm)
"Von der Leyen: "Bedenken der Landwirte gehört". Das geht ihr aber am Arsch vorbei! Undemokratisch, ein Sieg des Großkapitals. Erst wenn alles am Boden liegt, wird man sich wundern." (Helmut Wehr)
Jetzt müssen wir beim Agrarexport weltweit aufdrehen
"Vielleicht sollten die Landwirte eine ganz andere Lehre aus Mercosur ziehen: Wenn es so toll ist, dass nun Autoindustrie, Maschinenbau, Chemie- und Pharmaindustrie und viele andere Industrien exportieren können, dann kann es doch nicht falsch sein, wenn Agrarprodukte in die ganze Welt exportiert werden. Schweinefleisch, Geflügelfleisch und was auch immer: dieser Export kann mit Verweis auf die Begründung von Mercosur mit vollem Selbstbewusstsein vertreten werden." (Erwin Schmidbauer)
"Auf jeden Fall wird es den Bauern mehr schaden, als was es uns einbringt. Die Brandrodung wird gefördert, und unser Markt für Produkte geöffnet, die bei Weitem nicht unseren Standards entspricht! Die EU drangsaliert die Bauern hier mit überbordenden Auflagen und Vorgaben, und lässt sie "Markttechnisch" im Regen stehen!" (Willy Toft)
"Die deutschen Landwirte sollen nach strengsten Kriterien Lebensmittel produzieren und die von der Leyen will unkontrollierte Lebensmittel, die auch noch mit schon lange nicht mehr in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden, nach Europa/Deutschland importieren. Das alles nur, damit die deutsche Industrie exportieren kann" (Fritz Haseloff, via Facebook)
"Regenwaldabholzung, verbotene Pflanzenschutzmittel, etc. alles wird in Kauf genommen, nur um einen neuen Markt zu erschließen. Was soll besser werden auf dieser Welt? Klimaschutz steht nur auf dem Papier. Und wie steht es mit der Lebensmittelsicherung für unsere Bevölkerung? Die südamerikanischen Waren müssten die gleichen Standards erfüllen wie in Europa und Regenwaldabholzung muss auch verboten sein!" (Georg Brandstetter)
Sicher haben die Südamerikaner ihren Pflanzenschutz schon längst halbiert.
"Reicht es noch nicht das so viele Landwirte ihren Beruf an den Nagel gehängt haben und mit diesen Abkommen wird es noch mehr Betriebsaufgaben geben. Vielleicht sollten wir Landwirte in der EU einen Urwald pflanzen, der leider in Südamerika für Europa abgeholzt wird." (Hermann Kamm)
"Das ist dann wohl der Green Deal. Sicher haben die Südamerikaner ihren Pflanzenschutz schon längst halbiert, verzichten auf Atrazin und Glyphosat und haben das gesamte Amazonasgebiet freiwillig zum roten Gebiet erklärt. Ihre Rinder produzieren selbstverständlich kein Methan und weiden friedlich auf ihren insektenfreundlichen Blümchenwiesen. Um die Bevölkerung in den Mercosurstaaten muss man sich keine Sorgen machen, denn sie sind alle wohlgenährt und alle freuen sich, dass sie bald auch Europa mit hochwertigen Bioprodukten beglücken dürfen. Danke Ursula!" (Erwin Imschloss)
"Seit Generationen belohnt die Menschheit nur die Plünderung unserer natürlichen Umwelt. V.d.Leyen weiß es, aber sie plündert mit. Du willst verschmutzen - du zahlst." (Wilhelm Grimm)
Freier Handel und das Mercosurabkommen sind ein Segen
"Ich glaube, für unsere Volkswirtschaft insgesamt sind freier Handel und das Mercosurabkommen ein Segen. Und wenn die Landwirtschaft nicht nur die Gefahren sieht, sondern auch die Chancen, die das Abkommen bietet, dann kann man der Sache viel gelassener entgegentreten. Im Moment legitimieren und profilieren sich grad nur die Bauernverbände samt Oberboss mit diesem Thema, ohne ihre Verantwortung für die gesamte Volkswirtschaft zu sehen." (Bernhard Stehlin)