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ARGE Rind

Kritik vom Rinderverband: "Mercosur – Autos statt Rinder?"

Mercosur ist beschlossen. Die ARGE Rind eGen weist jetzt auf die massiven Konsequenzen für die österreichische und auch europäische Rindfleischproduktion sowie die nachgelagerten Betriebe hin.

Lesezeit: 5 Minuten

Auf die Konsequenzen aus dem heute in Uruguay abgesegneten Mercosur-Abkommen weist die ARGE Rind eGen (als Dachorganisation der 8 regionalen Erzeugergemeinschaften in Österreich) hin. Das Abkommen hat bedrohliche Konsequenzen – für weit mehr Menschen, Tiere und Bereiche, als es auf den ersten Blick ersichtlich ist, heißt es in einer Aussendung des ARGE Rind-Geschäftsführers Werner Habermann.

Fakten und Auswirkungen:

  • Ein zusätzliches Rindersteak pro EU-Bürger: Bei einer Selbstversorgung von knapp 100 % bei Rindfleisch in der EU kommen derzeit bereits ca. 300.000 Tonnen aus Drittländern herein. Im Vergleich dazu entspricht dies ca. dem 1,5-fachen der österreichischen Bruttoeigenerzeugung. Knapp 80 % der Drittland-Rindfleischlieferungen kommen bereits aus den Mercosur-Ländern (ohne Berücksichtigung von UK). Das geplante Abkommen betrifft etwa 100.000 Tonnen zusätzliches Rindfleisch aus Südamerika, hauptsächlich Edelteile (das entspricht in etwa einem Anteil von 15 % - 20 % des gesamten Edelteilaufkommens bei Rindfleisch in der EU). Umgelegt bedeutet dies: Auf jeden EU-Bürger kommt ein zusätzliches 200 g Rindersteak.

  • Zweierlei Maß bei Klima und Nachhaltigkeit: Offensichtlich spielen Klima und Nachhaltigkeit bei Mercosur keine Rolle! Betrachtet man die Klimabilanz von Rindfleisch aus Südamerika, liegt diese um ein Vielfaches höher als regional bzw. in der EU produziertes Rindfleisch. Rechnet man noch die Abholzung des Regenwaldes dazu, so ergibt sich beispielsweise bei brasilianischem Rindfleisch ein 107-facher höherer CO2-Abdruck als bei österreichischem Rindfleisch.

  • Paradoxon bei Qualitätsstandards- und Tierschutzstandards: Die Erzeugerpreise sowie Produktionskosten liegen z.B. in Brasilien in etwa bei 50% im Vergleich zu Österreich oder zu vielen EU-Ländern. Dementsprechend niedriger sind auch die Qualitäts- und Tierschutzstandards. Dies führt zu einer ziemlich paradoxen Situation! Wie lassen sich die in der EU beschlossenen Klimaziele und die Forderungen nach mehr Tierwohl mit dieser Entscheidung vereinbaren? Spielt hier plötzlich der CO2-Abdruck keine Rolle mehr? Kann das Tierwohl hier vernachlässigt werden?

  • Hofeigene Futtermittel versus Fertigfutter: Während in Österreich in der Rindermast ca. 90 % der eingesetzten Futtermittel aus hofeigener Produktion stammen, kann dies in den Feedlots anderer Länder wie z.B. in Südamerika zunehmend flächenungebunden mit Fertigfutter betrieben werden. Haben wir hier in Österreich deshalb diese Gesetze geschaffen, damit wir jetzt indirekt Fleisch aus Fertigfutter konsumieren dürfen?

  • Existenzbedrohung für die österreichischen Rinderbauern: Durch die um etwa 50% höheren Erzeuger- und Produktionskosten sind die österreichischen Bauern einem massiven Druck ausgesetzt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten die Erzeugerpreise für die Landwirte um etwa 1/3 reduziert werden – dies bedeutet: ein negatives Ergebnis. Anders ausgedrückt: „Durch ein negatives Einkommen werden noch mehr Rinderbauern aufhören (1970 gab es noch etwa 245.000 Rinderhalter in Österreich, am 1.6.2024 nur mehr 51.022). Der Eigenversorgungsgrad in Österreich ist dadurch massiv gefährdet, die Abhängigkeit von Importen in niedrigeren Qualitätsstandards zu fragwürdigen Nachhaltigkeitsbedingungen ist die Folge! Diesen Aspekt übersieht man oft!“ gibt Habermann zu bedenken.

  • Bio- und konventionelle Betriebe: Die Auswirkungen der aktuellen Situation und die damit verbundene existenzielle Bedrohung betreffen sowohl die Bio- als auch die konventionelle Rindfleischproduktion in Österreich gleichermaßen.

Wer ist nun tatsächlich betroffen?

Spricht man das Thema Rindfleischproduktion an, kommen einem meist nur die Landwirte in den Sinn. „Doch die gesamte Wertschöpfungskette ist davon in weiterer Folge betroffen: Schlachthöfe, Verarbeitungsbetriebe, Lebensmittelhandel sowie Futtermittel- und Stallbaufirmen, etc. Hier sollte es zu einem Bewusstsein kommen, dass wesentlich mehr Arbeitsplätze betroffen sein werden!“, betont Habermann.

Und wer denkt an die Auswirkungen im Tourismus? “Auf den ersten Blick hat die Landwirtschaft, im Speziellen die Rinderhaltung, nicht viel mit dem Tourismus zu tun, wenngleich die Kühe auf den Almen von unseren internationalen Gästen sicher geschätzt werden. Doch die tatsächliche Auswirkung besteht in der wegfallenden Landschaftspflege: Gibt es keine Rinder mehr, die im Sommer die Almen und Grünflächen abgrasen und somit diese Flächen vor dem Zuwachsen und Verwalden bewahren, wird es binnen weniger Jahre keine Almen und keine für unsere Touristen attraktiven Landschaftsbilder mehr geben. Mit welcher Folge?“ stellt Ing. Josef Fradler, Obmann der ARGE Rind eGen, die Fakten und die Frage in den Raum. Der Tourismus spielt in Österreich als Wirtschaftsfaktor eine wesentliche Rolle, mit einem direkten und indirekten BIP-Anteil von 6,2 % im Jahr 2022.

Nicht zuletzt müssen Kälber dann wieder mehr ins Ausland transportiert werden, da die Aufzucht in Österreich bei immer weniger werdenden Betrieben nicht mehr möglich ist. "Für uns gibt es hier keinen Spielraum mehr", meint Habermann. "Daher fordern wir vehement von der Wirtschaft folgende Unterstützung:

  • Alle politischen Möglichkeiten müssen genutzt werden, um das Zustandekommen des Mercosur Abkommens (auf dem Rücken der Bauern) zu verhindern.

  • Herkunftskennzeichnung: Nur durch eine konsequent geregelte Herkunftskennzeichnung können Konsumenten im Gasthaus nachvollziehen, woher das Fleisch stammt, und eine bewusste Entscheidung treffen. Derzeit kaufen Gastwirte das Fleisch häufig nach rein wirtschaftlichen Aspekten – Herkunft und Klima spielen hier oft eine untergeordnete Rolle.

  • Wir brauchen als Pilotprojekt eine Herkunftskennzeichnung bei Rindfleisch in der Gastronomie.

  • Entlastungsmaßnahmen für die Rindfleischproduzenten von Seiten der EU!"


 

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