Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, hat heute ablehnend darauf reagiert, zu den Gesprächen von Land schafft Verbindung (LsV) mit dem Lebensmittelhandel (LEH) zu stoßen.
„Wir brauchen keinen Moderator, um mit dem Lebensmitteleinzelhandel Gespräche zu führen, diese führen wir direkt, diese führen wir im Moment im Hintergrund“, sagte Rukwied heute bei der Auftaktpressekonferenz zur digitalen Internationalen Grünen Woche in Berlin.
DBV will Deutschland-Bonus erreichen
Rukwied sagte, der DBV befinde sich in laufenden Gesprächen mit dem LEH auf verschiedenen Ebenen. Darin gehe es unter anderem um die Umsetzung und Einführung des vom DBV geforderten Deutschland-Bonus. Dieser solle dazu führen, dass ein Mehr an Tierwohl und Nachhaltigkeit auch bezahlt werde, sagte er.
Voraussetzung für den Deutschland-Bonus sei die Einführung einer Herkunftskennzeichnung, so Rukwied weiter. Er setze insbesondere auf weitere Kooperationen mit dem Handel. Als positives Beispiel nannte Rukwied die Initiative Tierwohl (ITW). „Wir setzen auf das Miteinander in der Wirtschaft“, so Rukwied. Er wolle „gemeinsam etwas auf den Weg bringen“.
Neben der Forderung nach dem Deutschland-Bonus verwies Rukwied auf weitere Maßnahmen. „Wir arbeiten an der Umsetzung des Papiers aus der Präsidentenrunde von vor Weihnachten“, so Rukwied weiter. Dazu gehörte unter anderem ein Verhaltenskodex, an dem auch das Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet. Zudem fordert der DBV in dem Papier den Aufbau langfristiger und verlässlicher Liefer- und Vertragsbeziehungen.
Handel ruft alle Landwirte Organisationen an einen Tisch
Der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) machte unterdessen deutlich, dass er lieber mit dem DBV und LsV gemeinsam verhandeln möchte. „Separate Gesprächsrunden und Parallelstrukturen führen uns in der Sache nicht weiter. Übereinander haben wir genug gesprochen, wir sollten endlich alle gemeinsam miteinander reden“, sagte ein Sprecher des Lebensmittelhandelsverbandes gegenüber top agrar. Die Verbände und Unternehmen des Lebensmittelhandels hätten die feste Absicht, ihren Teil dazu beizutragen, dass Landwirtschaft in Deutschland Zukunft habe. Aus diesem Grund führten Handelsunternehmen und der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) seit Wochen intensive Gespräche mit Teilen der deutschen Landwirtschaft, wie man zu tragfähigen Lösungen kommen kann. „Das wird uns aber nur gelingen, wenn alle, Verarbeiter und die Landwirtschaft in ihrer gesamten organisatorischen Breite, zu Gesprächen zusammenkommen“, so der Sprecher weiter.
LsV und Handel wollen neutrale Moderation einsetzen
Erst gestern hatte sich der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) mit Land schafft Verbindung (LsV) darauf geeinigt, ihre Gespräche mit Hilfe eines neutralen Moderators fortzusetzen. Mitte Dezember hatten die beiden Organisationen sich auf ein gemeinsames 5-Punkte Papier geeinigt, welches das Verhältnis von Handel und Landwirtschaft verbessern soll.
Dazu gehörte eine Ombudsstelle, eine Herkunftskennzeichnung, Werbeaktivitäten für deutsche Lebensmittel sowie einen Sofort-Hilfsfonds für Landwirte, an dem sich auch der Staat beteiligen soll. Dem Sofort-Hilfsfonds hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner allerdings bereits eine Absage erteilt. Der Handel solle nicht mit der Forderung ablenken, der Staat solle in einen Fonds einzahlen, um die Bauernproteste vor den Lebensmittellagern abzuwenden, hatte Klöckner gesagt. Ein Mischfonds aus Wirtschaft und Steuerzahlergeld sei rechtlich problematisch und mit dem gerade erst verabschiedeten Haushaltsgesetz nicht vereinbar.
Klöckner wartet auf Vorschläge vom LEH
Klöckner sagte zu Jahresbeginn, sie warte weiter auf konkrete Vorschläge seitens des LEH für einen Verhaltenskodex mit der Landwirtschaft. Diesen sollten die Unternehmen gemeinsam noch im Januar vorlegen, hatte Klöckner gefordert. Im Bundestag bereitet die CDU/CSU-Fraktion derweil eine weitere Verschärfung des Gesetzes gegen unfaire Handelspraktiken vor. Es soll mehr Unternehmen als bisher geplant einschließen und schützen. Außerdem soll die Liste an verbotenen Handelspraktiken ausgeweitet werden.