Die EU-Umweltpolitikerin und Fernsehköchin Sarah Wiener wird sich im Sommer 2024 nicht mehr zur Wahl für das Europaparlament stellen. Das gab die österreichische EU-Abgeordnete am Dienstagvormittag mit einer Presseerklärung bekannt.
Wiener ist seit der EU-Wahl 2019 parteiloses Mitglied des Europäischen Parlamentes. Dort gehört sie der Gruppe der Grünen an und ist unter anderem Mitglied des Umweltausschusses im des EU-Parlamentes.
Wiener trennt sich auch von Landwirtschaftsbetrieb
„Nach fast 10 Jahren Engagement, Transformation und Austausch trenne ich mich auch von meinen Anteilen auf Gut Kerkow“, schrieb Wiener ebenfalls in der Presseerklärung. Dem 900 ha-Biohof "und meinen Partnern, mit denen wir ihn entwickelt haben“, bleibe sie verbunden, so Wiener.
Arbeit im EU-Parlament für Wiener „großes Privileg wie harte Arbeit“
Die Arbeit im Europäischen Parlament waren für Wiener „großes Privileg wie harte Arbeit“, schrieb sie. „Die Herzstücke meiner bisherigen politischen Arbeit waren die Farm to Fork Strategie, die Reduktion von chemischen Pestiziden (SUR), der Schutz unseres vielfältigen Weltenerbes Saatgut, die Rettung unserer Böden, wesensgemäße Tierhaltung, Lebensmittelqualität und Transparenz im Supermarkt“, so Wiener weiter.
Immer wieder im Clinch mit Landwirten
Vor allem Wieners Arbeit an der EU-Pflanzenschutzverordnung (sustainable use regulation, SUR) rückte Wiener in den Fokus der europäischen Agrar- und Umweltpolitik. Mit ihren Vorschlägen zog sie immer wieder den Zorn vor allem konventionell wirtschaftender Landwirte und ihrer Interessenvertreter auf sich.
Im Europaparlament scheiterte Wiener mit ihren Vorschlägen zur SUR. In einer beispiellosen Abstimmung wiesen die EU-Abgeordneten die SUR vollständig zurück.
Was folgt für Sarah Wiener?
2024 werde für sie ein Neuanfang, so Wiener. „Ich möchte mich gerne intensiver um die gemeinnützige Sarah-Wiener-Stiftung kümmern“, skizziert sie ihre Pläne. Gemeinsam mit der Barmer Krankenkasse habe sie mit ihrer Stiftung über 1 Million Kinder das Kochen beigebracht.
Wiener freue sich darauf, „wieder Herrin meines selbstgestalteten bunten Lebens sein zu dürfen“. Sie habe noch lange nicht vor in Rente zu gehen und werde auch weiterhin für ihre Überzeugungen einstehen. „Es braucht in diesen Zeiten eine Allianz der Vernünftigen, die auf die Wissenschaft hört und eine zukunftsfähige Vision für Mensch, Natur und Tier verfolgt, die berücksichtigt, wer wir sind und wer wir sein wollen“, so Wiener.
Das sagt Wiener zum Agrardiesel
Am Montag äußerte sich Wiener zur Aktionswoche der Deutschen Bäuerinnen und Bauern gegen die Kürzungen der Subventionen für Agrardiesel. Sie forderte sie auf „nicht über Maß und Ziel hinausschießen“.
Die eigentlichen Probleme des „agrarindustriellen Systems“ lägen viel mehr im „Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen chemischen Pestiziden und Kunstdünger, um immer billiger zu produzieren“.
„Ein allgemeines Verständnis für die Proteste gegen die Kürzung ist daher angebracht“, so Wiener, doch „die Dieselsubventionen lindern am Ende nur die Symptome eines kaputten Systems“.