Der baden-württembergische Landtag muss sich mit den Forderungen aus dem Volksantrag „Ländle leben lassen“ befassen. Am Freitag überreichten mehr als 20 Natur- und Landwirtschaftsverbände an Landtagspräsidentin Muhterem Aras gut 50.000 Unterschriften.
Der Geschäftsführer vom Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Martin Bachhofer, bekräftigte die Forderung nach einer verbindlichen Obergrenze für den Flächenverbrauch. Es brauche einen klaren Pfad zum Netto-Null. Kommunen müssten mehr auf Innenentwicklung setzen, anstatt immer weiter auf der grünen Wiese zu bauen, stellte Bachhofer klar. Er betonte: „Der Landtag steht in der Verantwortung, den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.“
Landwirte spüren Flächendruck
Die Landwirtschaftsverbände stellten den „enormen“ Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte in dem Bundesland in den Fokus. Aktuell werden demnach unter Verweis auf Daten des Statistischen Landesamtes täglich im Schnitt 4,6 ha Fläche bebaut und zu einem „erheblichen“ Teil versiegelt.
Die Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), Roswitha Geyer-Fäßler, unterstrich, dass die Landwirte den Flächendruck zu spüren bekämen. Wertvolle Äcker und Wiesen gingen verloren. „Dabei ist der Boden die Existenzgrundlage für unsere landwirtschaftlichen Familienbetriebe“, sagte Geyer-Fäßler.
Der Präsident vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV), Bernhard Bolkart, ergänzte, dass jeder durch Flächenfraß verlorene Hektar dazu führe, dass weniger Lebensmittel im eigenen Land produziert werden könnten. Gerade in Zeiten unsicherer Handelsbeziehungen sei dies wichtig.
Flächenverbrauch als drittes Umweltproblem
Der Vorsitzende vom Landesnaturschutzverband (LNV), Gerhard Bronner, sieht im Flächenverbrauch neben dem Klimawandel und dem Artenrückgang das dritte große Umweltproblem im Land. „Nach jahrzehntelangem Ausprobieren ’sanfter’ Maßnahmen wissen wir: Sie haben zwar eine Reduktion gebracht, reichen aber nicht aus“, hob Bronner hervor. Er verlangte ebenfalls verbindliche gesetzliche Obergrenzen. Der LNV-Vorsitzende warnte, dass die Konkurrenz zwischen den Kommunen sonst „die Verschwender“ begünstige.