Die niederländische Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma muss nach Ansicht der Mehrzahl ihrer Wählerklientel mehr für die Landwirte tun als bisher. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung „EenVandaag“ Ende Oktober unter rund 1.100 Wahlberechtigten durchgeführt hat, die bei den vergangenen Unterhauswahlen für die Bauern-Bürger-Bewegung (BBB) gestimmt haben.
Demnach ist das Vertrauen in die BBB-Politikerin Wiersma in den vergangenen Monaten stark gesunken. Dagegen vertrete BBB-Parteichefin Caroline van der Plas die Stimme der ländlichen Räume gut.
Deutlicher Vertrauensverlust für Wiersma
Der Sendung zufolge hat die Bauern-Bürger-Bewegung seit ihrer nun gut viermonatigen Kabinettsbeteiligung nach Ansicht von 56% der Befragen in der Landwirtschaft nichts erreicht. Nur 29% der Umfrageteilnehmer zeigten sich zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. Ferner gaben immerhin 15% an, dazu keine Meinung zu haben.
Vor allem für Wiersma, die seit Anfang Juli Chefin des Agrarressorts ist, ergab die Umfrage deutliche Vertrauensverluste. Im Juli äußerten noch 75% der befragten BBB-Wähler, der Ministerin zu vertrauen. Im September waren es nur noch 68%. Im Oktober verringerte sich der betreffende Anteil auf nur noch 55%. Gleichzeitig erhöhte sich der Anteil derjenigen, die Wiersma wenig bis gar nicht vertrauten, nämlich von 7% im Juli auf 30% im Oktober.
Die Kritik der Wähler an der Landwirtschaftsministerin betrifft laut „EenVandaag“ vor allem die Ungewissheit über den „katastrophalen“ Gülleüberschuss. Außerdem habe Wiersma den Stickstoffplan der Vorgängerregierung gestrichen, ohne eine andere Lösung anzubieten. Negativ bewertet wird auch die Abschaffung der Regierungskonsultationen mit den Provinzen. „Man muss mit den Betroffenen diskutieren und dann handeln“, hieß es.
Van der Plas „redet keinen Unsinn“
Die BBB-Parteivorsitzende Caroline van der Plas schnitt beim Wählervertrauen deutlich besser ab als Wiersma, musste aber ebenfalls einen kräftigen Rückgang hinnehmen. Der Anteil der Befragten, die ihr vertrauten, belief sich Ende Oktober dieses Jahres auf immerhin 87%. In der ersten Junihälfte waren es allerdings noch 96% gewesen. „Sie ist ehrlich, redet keinen Unsinn und interpretiert, was viele Menschen fühlen und vielleicht nicht in Worte fassen können“, schrieb ein BBB-Wähler.
Die populistische und europaskeptische Bauern-Bürger-Bewegung ist mit sieben Mandaten im niederländischen Parlament vertreten. Bei den Wahlen zu den Provinzparlamenten im März 2023 wurde sie landesweit zur stärksten Partei. Damals profitierte die BBB von der Stickstoffdebatte und den Zugewinnen bei den Provinzialratswahlen. Doch mit dem Sturz der damaligen Regierung unter Mark Rutte verlagerte sich die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mehr auf das Thema Asyl, erklären Beobachter des politischen Geschehens in den Niederlanden.