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Schwere Krise

Baywa-Aktie fällt auf tiefsten Stand seit über 20 Jahren

Die Baywa meldet einen Nettoverlust von 641 Mio. €. Die Aktien fielen anschließend auf den tiefsten Stand seit 2003.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Lage beim Baywa-Konzern bleibt angespannt. Der Nettoverlust summierte sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf knapp 641 Mio. €. Das war mehr als das Sechsfache des Verlusts im gesamten Jahr 2023.

An der Börse wurden die Zahlen und aktuellen Nachrichten mit weiteren Kursverlusten quittiert. Das Papier büßte bis zu 3 % auf 8,01 € ein und fiel damit auf den tiefsten Stand seit 2003. Vor zwei Jahren hatte die Aktie noch 49,20 € gekostet. Nach den heftigen Kursverlusten in den vergangenen Monaten ist das Unternehmen an der Börse gerade mal noch 300 Mio. € wert.

Sanierungssituation prägt Geschäftsverlauf der Baywa

Die Geschäftszahlen der Baywa AG für die ersten neun Monate dieses Jahres standen unter dem Einfluss der im Halbjahresbericht ausführlich erläuterten Wertberichtigungen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Bei einem Umsatz von 16,0 Mrd. € (Vorjahr: 18,2 Mrd. €) betrug das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ohne Wertminderungen minus 77,6 Mio. € (Vorjahr: 214,6 Mio. €).

Nach Berücksichtigung der Wertminderungen lag das Konzern-EBIT zum Ende des dritten Quartals bei minus 299,8 Mio. €.

Während das Segment Technik abermals ein ordentliches Ergebnis erzielte, wirkte sich vor allem die Geschäftsentwicklung im Segment Regenerative Energien negativ auf das Konzern-EBIT aus. Im Handel mit Photovoltaikkomponenten kämpfte der Markt weiterhin mit massiven Überkapazitäten und einem Preisverfall bei Solarmodulen. Hinzu kamen Verzögerungen im Projektgeschäft und geringere Erlöse im Energiehandel aufgrund gesunkener Strompreise.

Entwicklung in den einzelnen Segmenten

Das Segment Agrar verzeichnete nach neun Monaten einen Umsatz von 3,6 Mrd. € (Vorjahr: 3,9 Mrd. €). Das operative Ergebnis blieb mit 16,4 Mio. € (Vorjahr: 46,5 Mio. €) hinter dem Vorjahresergebnis zurück.

Nach Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 lag das EBIT bei 5,6 Mio. €. Die Geschäftsentwicklung im Segment war von diversen negativen Einflüssen geprägt: widrige Witterung während der Anbausaison, eine unterdurchschnittliche Getreideernte in Deutschland, geringere Durchschnittspreise für Agrarerzeugnisse, aber auch temporäre Zurückhaltung bei einzelnen Geschäftspartnern Getreide anzuliefern, aufgrund der finanziell angespannten Lage der BayWa während der Erntemonate.

Die Baukrise am Wohnungsmarkt hat das Segment Bau weiterhin im Griff: Bei einem Umsatz von 1,4 Mrd. € (Vorjahr: 1,5 Mrd. €) verzeichnete das Segment auch nach neun Monaten ein negatives operatives EBIT in Höhe von minus 8,2 Mio. € (Vorjahr: 5,8 Mio. €). Nach Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 lag das EBIT bei minus 9,5 Mio. €.

Der Nachfrageeinbruch im deutschen Wärmemarkt hat den Geschäftsverlauf im Segment Energie geprägt. Bei einem Umsatz von 1,9 Mrd. € (Vorjahr: 2,0 Mrd. €), ging das EBIT deutlich zurück und lag zum Ende des dritten Quartals bei 4,3 Mio. € (Vorjahr: 13,5 Mio. €). Unter Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 betrug das EBIT minus 0,2 Mio. €.

Ursächlich für den operativen Ergebniseinbruch waren eine anhaltende Verunsicherung rund um das Gebäudeenergiegesetz und die dadurch gedämpfte Investitionsfreude in Bezug auf neue Heizungssysteme wie Wärmepumpen und Pelletheizungen. Auch Wärmeenergieträger wie Holzpellets und Heizöl wurden weniger nachgefragt. Aufgrund des milden Winters 2023/24 sind die Verbraucher gut bevorratet und warten speziell bei Heizöl auf weiter sinkende Preise. Lediglich der Handel mit Kraft- und Schmierstoffen verzeichnete im Berichtszeitraum ein leichtes Absatzplus.

Abermals positive Entwicklungen gab es im Segment Technik: Die BayWa legte sowohl im Umsatz mit 1,8 Mrd. € (Vorjahr: 1,7 Mrd. €) als auch im operativen EBIT mit 68,0 Mio. € (Vorjahr: 52,6 Mio. €) zu. Nach Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 lag das EBIT bei 66,5 Mio. €. Ursächlich für die gute Geschäftsentwicklung im Berichtszeitraum waren ein hoher Auftragsbestand zum Jahresende 2023, der vor allem im ersten Halbjahr des laufenden Jahres umgesetzt wurde, sowie Investitionsanreize durch das Wachstumschancengesetz der Bundesregierung.

Entwicklung bei bedeutenden Tochterunternehmen/Beteiligungen

Bei einem Umsatz von 3,6 Mrd. € (Vorjahr: 3,9 Mrd. €) erzielte der internationale Agrarhandel im Segment Cefetra Group ein überdurchschnittliches operatives Ergebnis von 33,4 Mio. € (Vorjahr: 50,6 Mio. €). Nach Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 betrug das EBIT 19,6 Mio. €. Cefetra Group profitierte von einem stabilen Handel mit Standarderzeugnissen wie Getreide und Ölsaaten.

Das Segment Global Produce hat sich im Berichtszeitraum deutlich erholt. Das Segment profitiert in diesem Jahr in beiden Hemisphären von guten Apfelpreisen. Der Umsatz nach neun Monaten betrug 781,1 Mio. € (Vorjahr: 749,7 Mio. €). Das Ergebnis lag bei 1,1 Mio. € (Vorjahr: minus 4,7 Mio. €).

Das Segment Regenerative Energien litt weiterhin unter schwierigen Marktbedingungen, die sich auf alle Bereiche im Segment auswirkten. Bei einem Umsatz von 2,9 Mrd. € (Vorjahr: 4,3 Mrd. €) verringerte sich das EBIT im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf minus 164,8 Mio. € (Vorjahr: 105,8 Mio. €). Nach Berücksichtigung der Wertminderungen nach IAS 36 lag das Ergebnis im Segment bei minus 336,3 Mio. €.

Der Preisverfall bei Solarmodulen führte zu hohen Abschreibungen bei den Vorräten und Preisabschlägen im Abverkauf. Die Verkäufe im Projektgeschäft zogen zwar an, blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück: 600 Megawatt Gesamtleistung an Projekten und Projektrechten wurden im Berichtszeitraum verkauft. Im Ergebnis enthalten sind die Kosten für die Restrukturierung der Baywa r.e. AG, in der das Geschäft mit erneuerbaren Energien gebündelt ist.

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