Ende März hat die EU-Kommission ihre erste Vorschau auf den EU-Getreidemarkt 2025/26 veröffentlicht. Grundlagen sind die Anbauflächen und die Ertragserwartungen, die vom Agrarmeteorologischen Institut der EU mit Hilfe der Klimadatenauswertung in einer ersten Version vorausgeschätzt werden.
Mehr gesät, höhere Erträge erwartet
Die EU-Anbaufläche wird im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 % höher eingeschätzt. Die durchschnittlichen Hektarerträge sollen 5,6 t (Vorjahr 5,2 t) erreichen. Daraus errechnet sich eine vorläufige Erntemenge von 280,7 Mio. t bzw. um rd. 10 % höher als im katastrophalen Vorjahr. Das wäre mal wieder eine gute Durchschnittsernte, wenn die weitere Wetterentwicklung keinen Strich durch die Rechnung macht. Zum Vergleich: Die Coceral-Schätzung (Verband der europäischen Getreide- und Ölsaatenhändler) lag Anfang März 2025 nur bei 274,5 Mio. t.
Stabiler Verbrauch, wachsende Endbestände
Der EU-Getreideverbrauch 2025/26 soll sich nach der Einschätzung der EU-Kommission nur unwesentlich auf 257,3 Mio. t erhöhen. Die EU-Exporte werden wieder auf 45,4 Mio. t (Vorjahr 39,6 Mio. t) veranschlagt. Dabei wird von einem steigenden Einfuhrbedarf der nordafrikanischen Mittelmeerländer ausgegangen.
Die Importe sollen um knapp 17 % auf 25,6 Mio. t zurückfallen. Darin sind 18,3 Mio. t Maiseinfuhren enthalten, von denen ein großer Teil nach Spanien geht.
Die Endbestände errechnen sich auf 37,8 Mio. t bzw. um +10,5 % als im knappen Vorjahr. Damit wäre wieder von einer gut durchschnittlichen Versorgungslage - gemessen an mehrjährigen Mittelwerten - auszugehen. Aber: es bestehen noch beachtliche Wetterrisiken bis zur Ernte!
Weizenernte wieder "normal"
Die EU-Weizenernte wird aufgrund der gestiegenen Anbauflächen und gut durchschnittlichen Ertragserwartungen auf ein mehrjähriges Durchschnittsniveau von 134,4 Mio. t (Vorjahr 119 Mio. t) vorausgeschätzt. Der Verbrauch im Binnenmarkt bleibt unverändert bei rund 111 Mio. t.
Weizenexporte werden in Höhe von etwa 31 Mio. t erwartet, zwar höher als im Vorjahr, aber nur durchschnittlich im Mehrjahresvergleich. Die Importe fallen mit 5,4 Mio. t auf 60 % zurück.
Die Weizenvorräte - gemessen an den Endbeständen – fallen mit 8,4 Mio. t deutlich hinter den Vorjahreswerten von durchschnittlich 17 Mio. t zurück. Damit bleibt die Versorgungslage weiterhin knapp bemessen. Hintergrund ist das hohe Exportpotenzial aufgrund der knappen Lage auf dem übrigen Weltmarkt.
Mais, Gerste und Co. stabil
Das übrige Getreide mit Mais (65 Mio. t), Gerste (51,7 Mio. t), Triticale (10,9 Mio. t), Roggen (7,7 Mio. t) und Hafer (7,5 Mio. t) wird zusammen auf überdurchschnittliche Produktionsmengen in Höhe von 146,3 Mio. t veranschlagt. Der 5-Jahresdurchschnitt liegt bei rund 140 Mio. t. Der Inlandsverbrauch bleibt im Wesentlichen unverändert bei rd. 146,5 Mio. t. Die Endbestände in diesem Getreidesektor fallen höher aus als in den beiden Vorjahren und bewegen sich im oberen Mittelfeld der letzten 5 Jahre.
Die Erzeugungsschätzungen für das übrige Getreide sind kritischer zu beurteilen, weil die Aussaat der Sommerfrüchte noch nicht abgeschlossen und die Ertragsanfälligkeit für unkalkulierbare Klimaverhältnisse größer ist.
Rapsernte 2025 knapp unter 19 Mio. t. erwartet
In der jüngsten Mrz.-Ausgabe schätzt die EU-Kommission die EU-Rapsernte 2025 auf eine Größenordnung von 18,99 Mio. t. (Vorjahr 16,9 Mio. t). Die Grundlagen liefern eine um 3,7 % höhere Anbaufläche sowie eine Ertragserwartung von durchschnittlich 32 dt/ha (Vorjahr 29 dt/ha). Coceral (der Verband der Europäischen Getreide- und Ölsaatenhändler) kam beim Raps Anfang März auf eine Ernteschätzung von 19,22 Mio. t. Auf der Verbrauchsseite wird von 24,3 Mio. t ausgegangen. Zur Bedarfsdeckung ist ein Import von 5,8 Mio. t erforderlich.