Auf dem europäischen Gasmarkt gehören die Füllstände der Gasspeicher zu den wichtigsten Taktgebern. Mit dem frühen Temperatureinbruch im November stiegen die Entnahmen aus den Gasspeichern deutlich an. Mit knapp 88 % liegen die Füllstände in der EU derzeit rund 10 Prozentpunkte niedriger als vor einem Jahr, berichten die Analysten von Commerzbank Research. Die Folge: Die Gaspreise sind zuletzt wieder deutlich gestiegen (siehe Übersicht). Das birgt indirekt die Gefahr, dass die Düngerpreise wieder kräftig anziehen.
Aber auch andere Faktoren halten die Energiebranche in Atem:
Ende des Jahres läuft ein Transitabkommen zwischen der Ukraine und Russland aus. Ob es in irgendeiner Form fortgesetzt wird, ist noch offen. Gespräche laufen.
Nach wie vor bezieht Europa rund 15 % seiner Gasimporte aus Russland. Dies betrifft sowohl Lieferungen über Pipelines als auch LNG per Schiff. Die Eskalation des Krieges in der Ukraine könnte die Lieferungen gefährden.
Zudem gibt es derzeit juristische Auseinandersetzungen zwischen dem russischen Gaslieferanten Gazprom und einem österreichischen Energieunternehmen.
Ein Aufwärtsrisiko ist eine weitere Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und Israel. Eine Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs durch die Straße von Hormus würde auch die LNG-Lieferungen aus Katar treffen. Diese gehen nach Asien, wo LNG dann verstärkt aus den USA bezogen werden müsste.
Mehr US-LNG entlastet
LNG aus den USA könnte den angespannten Gasmarkt in Europa entlasten. Dafür spricht auch, dass mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump vermutlich mehr US-Erdgas gefördert würde, das als LNG exportiert werden kann.
Preisdämpfend wirkt nach Meinung der Analysten auch ein drohender Handelskonflikt zwischen den USA und China. Falls China als Reaktion auf höhere US-Importzölle kein US-LNG mehr kaufen sollte, hätte Europa eine Nachfragekonkurrenz weniger.