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Regierungswechsel Gemeinsame Marktordnung der EU Umnutzung von Stall und Scheune

topplus Futterabsatz steigt

Mischfutterbranche fordert „Lizenz zum Produzieren“

Die Futtermittelbranche schaffte 2024 die Trendwende beim Mengenabsatz. Damit das keine Ausnahme bleibt, müssen sich einige Rahmenbedingungen ändern, mahnt der DVT.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) blickt auf ein herausforderndes Jahr 2024 zurück. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte die Mischfutterproduktion in Deutschland leicht zulegen. Dennoch fordert die Branche von der Politik eine klare Perspektive für die Zukunft der Nutztierhaltung und mahnt, ökonomische Aspekte bei den Nachhaltigkeitszielen nicht zu vernachlässigen.

Laut DVT-Präsident Cord Schiplage stieg die Mischfutterproduktion 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % auf 21,9 Mio. t. Während sich das Segment Schweinefutter nach den Einbrüchen der Vorjahre leicht erholt hat, bleibt die Verunsicherung in der Branche hoch. Die Zahl der Mischfutterbetriebe ist weiter um 12 auf nur noch 264 gesunken - ein Zeichen für den anhaltenden Strukturwandel.

Mehr Markt und Ökonomie

Hier forderte Schiplage mehr Rückdeckung durch die Politik. „Wir brauchen eine Lizenz zum Produzieren - für eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft in Deutschland und Europa“, betonte er. Dann könne man die Bestände in Deutschland auch stabilisieren. Die Futtermittelwirtschaft versteht sich dabei als Partner der Landwirte und setzt auf privatwirtschaftliche Initiativen für mehr Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz.

Ein zentrales Thema der Pressekonferenz waren die politischen Rahmenbedingungen nach der Bundestagswahl. Der DVT fordert von der neuen Bundesregierung eine pragmatische Agrarpolitik, die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit stärkt, statt mit überzogenen Vorgaben die Marktmechanismen zu behindern.

Anti-Dumping-Zölle verteuern Lysin

Besonders kritisch sieht der Verband die neuen Anti-Dumping-Zölle der EU auf Lysinimporte, die die Kosten für die Tierhalter deutlich erhöhen könnten. „Die bloße Erhebung von Zöllen bringt keine Bewegung in den Markt, sondern führt nur zu Preiserhöhungen“, betonte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung.

Nur für Deutschland könnten sich die Mehrkosten auf rund 80 Mio. € pro Jahr belaufen. „Für einen durchschnittlichen Schweinemastbetrieb summieren sich die Kosten schnell auf 4.000 bis 5.000 Euro pro Jahr“, rechnet Schiplage vor. Die zusätzlichen Produktionskosten pro Schwein liegen durch den Lysin-Zoll zwischen 1,10 € und 1,50 € pro Mastschwein ergänzte Baaken.

Handelsbarrieren gefährden Versorgungssicherheit

Neben den Zöllen auf Lysin verwies Baaken auf weitere Handelshemmnisse, die die Futtermittelwirtschaft zunehmend belasten. Dazu gehörten langwierige Zulassungsverfahren für Futtermittelzusatzstoffe und unklare EU-Regelungen, die die Unternehmen verunsicherten. Auch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt verändern die Warenströme und führen zu längeren Transportwegen: „Das ist vor allem ein Problem für eine Branche, die auf Just-in-time-Lieferungen angewiesen ist“, erklärt er.

„Wir sehen, dass Europa in eine gefährliche Abhängigkeit geraten ist. Lysin ist nur ein Beispiel - die Situation könnte sich bald auf andere Aminosäuren ausweiten“, so Baaken. Der DVT fordert daher, wichtige Futtermittelbestandteile als kritische Rohstoffe einzustufen und gezielte Strategien zur Reduzierung von Abhängigkeiten zu entwickeln. Der Verband unterstützt die EU-Kommission in ihrem Bestreben, nachhaltige Produktionsweisen weiterzuentwickeln, fordert aber gleichzeitig, dass eine sichere Eiweißversorgung für die europäische Landwirtschaft gewährleistet sein muss.

Bürokratieabbau dringend notwendig

Ein weiteres zentrales Thema war die ausufernde Bürokratie für die Branche. Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) müsse so gestaltet werden, dass sie praktikabel bleibe, ohne unnötige Belastungen für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen. Baaken betonte auch die Bedeutung der so genannten Omnibus-Verordnung, mit der die EU-Kommission Regelungen vereinfachen und harmonisieren will. „Wir müssen realistische Lösungen schaffen, statt Prozesse nur um ein Jahr zu verschieben“, mahnte er.

Auch auf nationaler Ebene sieht der DVT große Herausforderungen. Lange Genehmigungsverfahren erschweren Investitionen in Produktionsanlagen. „Wer schon einmal eine Baugenehmigung für eine Garage beantragt hat, kann sich vorstellen, wie lange es dauert, eine Genehmigung für neue Industrieanlage oder einen modernen Schweinestall zu bekommen“, so Baaken. Ohne den Abbau bürokratischer Hürden werde es schwierig, Innovationen und Investitionen in der Branche zu fördern.

Nachhaltigkeit richtig interpretieren

Der DVT unterstrich auch die Bedeutung der Klimaplattform, die derzeit koordiniert durch QS entwickelt wird. Ziel sei es, eine transparente und einheitliche Berechnung des ökologischen Fußabdrucks in der Futtermittelwirtschaft zu ermöglichen. Dies könne den Landwirten helfen, nachhaltige Produktionsmethoden weiterzuentwickeln und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Er rechnet im Laufe des Jahres 2025 mit konkreten Zahlen zu dem CO2-Fußabdruck, die auch vergleichbar seien.

Weitere Informationen: www.dvtiernahrung.de

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