Die Ukraine will neue Exportmärkte für ihre Agrarprodukte erschließen. Damit will das osteuropäische Land nach Angaben von Landwirtschaftsminister Vitaliy Koval vom Freitag (9.11) zur globalen Ernährungssicherheit beigetragen. Zuvor hatte Koval in einem Radiointerview von einer „guten Exportdynamik“ gesprochen.
Trotz des russischen Angriffs befänden sich die Agrarexporte der Ukraine auf Vorkriegsniveau, berichtete der Ressortchef. So hätten sich die jährlichen Deviseneinnahmen auch in den Kriegsjahren auf etwa 20,5 Mrd. Euro belaufen, was in etwa den Zahlen von 2019 und 2020 entspreche. Priorität habe nun, die Lieferkanäle weiter zu differenzieren.
Potenzial in Afrika und Südostasien
Zusätzliches Absatzpotenzial sieht Koval vor allem in Ländern Afrikas und Südostasiens. Länder wie Malaysia, Indonesien oder Bangladesch hätten Interesse signalisiert, insbesondere an Fleisch und Milchprodukten. Um im Export bestehen zu können, müssten Kostenvorteile in der Produktion konsequent genutzt, Verarbeitungskapazitäten erweitert und die Wertschöpfung im eigenen Land gehalten werden.
Dazu müsse aber beispielsweise der Veredelungssektor wieder aufgebaut werden. Wie Koval darlegte, gab es 1991 in der Ukraine noch rund 28 Mio. Kühe – gegenüber etwas mehr als 2 Mio. heute. Sollte die Restrukturierung gelingen, könnte die Ukraine zu einem „Agrar- und Milch-Eldorado“ werden, so die Einschätzung des Agrarministers.
Enorme Kriegsschäden
Dass sich das Land wegen des russischen Überfalls dennoch in einer überaus dramatischen Lage befindet, machte Koval aber ebenfalls deutlich. Die Schäden allein im Agrarsektor bezifferte er auf rund 75 Mrd. Euro. Davon seien 12 Mrd. Euro sogenannte indirekte Schäden, etwa wegen gestiegener Transportkosten durch die Blockade des Schwarzen Meeres.
Falsche Informationen über ukrainische Agrarexporte
Mit Sorge blickt er zudem auf Desinformationen über ukrainische Agrarexporte in die EU. „Der Feind verzerrt die Realität und verbreitet Mythen“, so Koval. Dass der europäische Markt mit Geflügelfleisch und Zucker aus der Ukraine „überschwemmt“ werde, wies er zurück. Beispielsweise betrage die Quote für den Export ukrainischen Zuckers in die EU für das nächste Jahr lediglich 109.000 t. Gleichzeitig importiere die EU jährlich insgesamt 3 Mio. t Zucker. AgE