Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Trotz wirklich guter Erträge in der noch laufenden Rübenkampagne ist die Stimmung unter den Rübenanbauer nicht euphorisch gut, da zu viele Probleme Sorgen bereiten.
Rüben überraschend gut
Nach der eigentlich späten und immer wieder durch Regenfälle unterbrochenen Rübenaussaat war nicht zu erwarten, dass die Rübenanbauer Rekorderträge einfahren würden. Doch die Lieferanten der Zuckerfabrik in Wabern und mit ihnen die Rübenanbauer in der Soester Börde haben mal wieder gezeigt, dass sie wissen wie es geht. Wie der Verbandsvorsitzende des Anbauerverbandes Georg Koch in der vergangenen Woche auf einer Mitgliederversammlung stolz verkündete, haben sie mit einem bereinigten Zuckerertrag von 13,7 t/ha den höchsten Hektarertrag von allen Zuckerfabriken der Südzucker AG in Deutschland geschafft.
Doch die Freude darüber ist getrübt, da die Zuckerpreise auf dem Weltmarkt wie in Europa stark gesunken sind.
Angebot deutlich reduzieren
Der Grund dafür ist eine Überangebot von Zucker. Die EU-Kommission prognostizierte nach Koch im Januar 2025 eine im Vergleich zum Vorjahr um 6,0 % größere EU-weite Rübenanbaufläche. Dies führt zu einer um 6,8 % größeren Zuckerproduktion. In Deutschland wird die Zuckerproduktion wohl sogar um 10 % ansteigen.
Wegen des Zuckerpreises von unter 600 €/t wird der Rübenauszahlungspreis für die aktuelle Kampagne spürbar unter dem letztjährigen Preis liegen, auch wenn er aktuell noch nicht feststehen kann.
Dr. Gerald Corell, Zucker Division, Südzucker, geht zwar davon aus, dass in der Südzucker-Gruppe insgesamt in der Kampagne 2024 nicht mehr Zucker aus Rüben erzeugt wird, trotzdem kann sich auch sein Unternehmen nicht dem Marktgeschehen entziehen. Er erwartet, dass die Südzucker AG allein im Bereich Zucker nach einem sehr guten Vorjahresergebnis (558 Mio. €) im aktuellen Zuckerwirtschaftsjahr ein operatives Ergebnis von -150 bis -50 Mio. € einfahren wird. Gleichzeitig rechnet Dr. Correll damit, dass die Zuckernachfrage weiter sinkt:
Die industriellen Kunden reduzieren den Zuckeranteil in den Rezepturen,
der Handel fragt weniger nach,
die Schokoladenindustrie steht wegen hoher Kakaopreise unter Druck,
Länder wie Großbritannien und Polen haben eine Zuckersteuer eingeführt.
Abkommen mit der Ukraine und den Mercosurstaaten erleichtern deren Marktzugang in die EU. Um einen ausgeglichenen Markt mit auskömmlichen Zuckerpreisen zu erreichen, sollen die Rübenanbauer der Südzucker AG in der kommenden Saison die Rübenanbaufläche um 15 % reduzieren.
Kampagne in Wabern
Für Steffen Helm, Südzucker AG, lief die Kampagne in Wabern mit Ausnahme von wenigen Technikproblemen gut. Der Zuckergehalt der angelieferten Rüben hat allerdings nur 16,8 % erreicht. Da führte auch der durchschnittliche Rübenertrag von 92,2 t/ha nicht zu einem Rekordzuckerertrag/ha. Helm geht davon aus, dass die Rübenkampagne nach etwa 160 Tagen Mitte Februar endet.