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topplus Unkrautbekämpfung Getreide

Eine Frage der Präzision

Bei der Unkrautbekämpfung in Getreide im Frühjahr sollten Landwirte die standortspezifische Verunkrautung mit der dafür notwendigen Behandlungsintensität abgleichen.

Lesezeit: 5 Minuten

Worauf es dabei ankommt, erklärt unser Autor Klaus Gehring, Institut für Pflanzenschutz-Herbologie, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising anhand langjähriger Versuchsergebnisse.

Schnell gelesen

Der Herbizideinsatz in Getreide ist aufgrund der hohen Ertragsabsicherung und Wirtschaftlichkeit eine unverzichtbare Produktionsmaßnahme im konventionellen Getreidebau.

Wirkstoffe sollten so kombiniert werden, dass keine Selektion von ALS-Resistenzen durch die regelmäßige Anwendung von Sulfonylharnstoffen (HRAC 2) verursacht werden kann.

Eine optimale Herbizidbehandlung erfordert den Abgleich zwischen der standortspezifischen Verunkrautung und der dafür notwendigen Behandlungsintensität.

Der präzise Pflanzenschutzeinsatz ist letztlich die Basis für den ökonomischen und ökologischen Erfolg bei der Unkrautregulierung im Getreidebau.

Bei der Unkrautregulierung in Wintergetreide erfolgt auf Ungras freien Standorten keine Herbstbehandlung (mit Ausnahme der Wintergerste). Im Frühjahr muss daher die vollständige dikotyle Verunkrautung ausreichend reguliert werden.

Auf Ungras-Standorten geht es dagegen um eine erforderliche Ergänzung von Herbst- und bzw. oder Frühjahrsbehandlungen zur Ungrasbekämpfung. In allen Fällen stellt sich die Frage, welche Unkräuter mit welchen Mitteln in einer notwendigen Intensität bekämpft werden sollen. Die Auswertung einer langjährigen Versuchsserie gibt wichtige Informationen zu dieser Fragestellung.

Die Prüfvarianten orientieren sich an dem jeweils verfügbaren Präparatespektrum und werden über drei Jahre auf jährlich wechselnden Standorten durchgeführt. Die Auswertung bezieht sich auf 162 Feldversuche im Zeitraum von 1991 bis 2023. Die Analyse von möglichst leistungsfähigen und praxisrelevanten Behandlungsvarianten berücksichtigt den Prüfzeitraum von 2000 bis 2023.

Drei Leitunkräuter

Das in den Feldversuchen aufgetretene Unkrautspektrum setzt sich im Schwerpunkt aus den Leitunkräutern Klettenlabkraut, Ehrenpreis-Arten und Acker-Stiefmütterchen zusammen. Im Weiteren traten Vogelmiere, Kamille-Arten, Taubnessel-Arten und Vergissmeinnicht häufiger auf.

Unter den vorrangigen Leitunkräutern waren Ehrenpreis und Stiefmütterchen mit mittleren Wirkungsgraden von ca. 80 bis 85 % am schwierigsten zu regulieren. Kornblume und Taubnessel waren mit durchschnittlich 90 % Wirkung in der Regel noch ausreichend zu bekämpfen. Die weiteren Leitunkräuter, einschließlich Klettenlabkraut, waren mit einem Wirkungsniveau von rund 95 % ausreichend sicher zu regulieren.

Mehr als 90 % bekämpft

Im Vergleich der Prüfvarianten konnte ein Unkrautbesatz mit einem vorrangigen Deckungsgrad von 20 bis 80 % mit einer durchschnittlichen Bekämpfungsleistung von > 90 % reguliert werden. Das bestätigt die erfolgreiche Konzeption der Prüfvarianten und führt zu Leistungsunterschieden auf einem hohen Niveau.

Im Vergleich der Wirkstoffe dominierten Florasulam und Fluroxypyr als Leistungsträger für eine sichere Regulierung von Klettenlabkraut. Metsulfuron, Carfentrazone und Tribenuron wurden häufig für eine ausreichende Breitenwirkung mit eingesetzt. Der ebenfalls häufiger verwendete Wirkstoff Tritosulfuron (Biathlon 4 D) hat inzwischen die Zulassung verloren und kann im Frühjahr 2025 letztmalig eingesetzt werden. Das weitere Wirkstoffspektrum setzt sich neben Bifenox und Diflufenican aus verschiedenen Sulfonylharnstoffen und synthetischen Auxinen bzw. Wuchsstoffen zusammen.

Die Kombi machts

Bei der Konzeption der geprüften Behandlungsvarianten wurde angestrebt, Wirkstoffe aus der Gruppe der ALS-Hemmer (HRAC 2) mit Wirkstoffen aus anderen Wirkungsbereichen zu kombinieren, um eine Selektion von ALS-Resistenzen zu vermeiden. Dieser Aspekt hat durchaus praktische Relevanz, da es in Nord-Ostbayern bereits Gebiete mit ALS-resistenter Vogelmiere gibt, die nicht mehr mit Sulfonylharnstoffen bekämpft werden kann.

Das ebenfalls verfolgte Ziel von Anwendungen mit begrenzten Aufwandmengen wird anhand des Behandlungsindex (BI) der Prüfvarianten deutlich. Im Schwerpunkt lag der BI im Bereich von 1,0 – 1,75. Es handelte sich hierbei vorwiegend um Tankmischungen mit zwei Präparaten in jeweils reduzierter Aufwandmenge.

Im Mittel der über 441 beernteten Prüfvarianten erzielten die Herbizidbehandlungen eine relative Ertragsabsicherung von 138 % (± 29 %). Die chemische Unkrautregulierung erzielte mit einer durchschnittlich bereinigten Marktleistung von rund 400 €/ha eine hohe ökonomische Effizienz. Die hohe Schwankungsbreite (Standard Abweichung +/- 210 €/ha) zeigt allerdings, dass es Unterschiede im Kostenaufwand der Behandlungsvarianten gibt, die die Wirtschaftlichkeit deutlich beeinflussen können.

Unter der Vielzahl der im Versuchsprogramm geprüften Behandlungen konnten die zehn besten Varianten hinsichtlich einer hohen Bekämpfungsleistung von Klettenlabkraut und einer guten bis sehr guten Breitenwirkung identifiziert werden (Übersicht 3). Die Spitzenvarianten zeichnen sich durch eine gleichwertige Klettenlabkraut-Wirkung von 97 bis 99 % aus. Abgesehen von der Solo-Anwendung von Biathlon 4 D kann bei einer Gesamtwirkung von 94 bis 97 % ebenfalls von Leistungsgleichheit unter praktischen Anwendungsbedingungen ausgegangen werden. Damit besteht eine Differenzierung dieser Behandlungsvarianten hinsichtlich der Herbizid-Kosten und der Behandlungsintensität (BI).

Antarktis früh anwenden

Unter diesen Aspekten ist die einfache Anwendung von Antarktis (Bifenox + Florasulam) besonders vorzüglich. Aufgrund der Wirkstoffkombination eignet sich das Präparat speziell für frühe Anwendungen bei noch kühlen Bedingungen. Bei dem sehr preisgünstigen Präparat ist aber leider die Marktverfügbarkeit vonseiten des Herstellers nicht gewährleistet.

Nicht immer verfügbar

Hinsichtlich Kosten und Aufwand liegen die Variante Biathlon 4 D (70 g/ha + Dash), Artus + Primus (40 g + 50 ml je ha) und Starane XL + Pointer (1,0 l + 20 g/ha) auf gleichem Niveau (rund 30 €/ha, BI 1,0 – 1,3). Bezüglich Marktverfügbarkeit muss bei diesen Varianten teilweise auf gleichwertige Alternativen zurückgegriffen werden, wie z. B. Saracen (50 g/l Florasulam) statt Primus, Tomigan XL (Fluroypyr + Florasulam) statt Starane XL, oder Pointer SX anstelle von Pointer als gleichwertiges, neuformuliertes Präparat.

Eine weitere kostengünstige Variante ist Omnera LQM mit einer Standardaufwandmenge von 1,0 l/ha. Die Wirkstoffkombination aus Fluroxypyr + Thifensulfuron + Metsulfuron gewährleistet eine gute und sichere Breitenwirkung gegen die Mehrzahl der typischen Leitunkräuter (Übersicht 2). Lediglich Standorte mit hohem Besatz an Kornblume und Ehrenpreis sind für diese Behandlungsvariante weniger geeignet.

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