Unser Autor: Dr. Walter Peinhopf-Petz, DR VET – Die Tierärzte, Jöss (Stmk.)

Das Drenchen von Kühen, auch bekannt als „Einschütten“, ist eine alte Praxis in der Viehwirtschaft, die ihren Ursprung in der Volksmedizin hat. Dabei wird eine Flüssigkeit, oft eine medizinische Lösung, direkt in den Magen der Rinder eingebracht. Diese Methode wird sowohl in traditionellen als auch in modernen Tierhaltungen angewendet, jedoch mit unterschiedlichen Techniken und Zielen.

Historisch gesehen war das Drenchen eine gängige Methode, um Krankheiten bei Nutztieren zu behandeln oder zu verhindern. Bauern nutzten verschiedene Pflanzenextrakte und Kräuterlösungen, die sie den Tieren oral verabreichten. Meist wurden einfache, aber effektive Werkzeuge wie lange Schläuche und Trichter verwendet, um die Flüssigkeiten in den Rachen der Tiere zu bringen.

Neue Technik und Zusätze

Mit dem Fortschritt der Veterinärmedizin hat sich auch das Drenchen weiterentwickelt.  Ursprünglich hauptsächlich in den USA verwendet, werden nun auch bei uns spezialisierte Geräte wie Drenchpumpen oder spezielle Drenchspritzen verwendet, um die Flüssigkeiten sicher und effizient zu verabreichen. Diese modernen Instrumente ermöglichen eine genauere Dosierung und verringern das Risiko von Verletzungen oder Stress für die Tiere.

Die Gründe für das Drenchen haben sich ebenfalls erweitert. Neben der Behandlung von Krankheiten wie Parasitenbefall oder Magen-Darm-Beschwerden wird das Drenchen heute auch zur Verabreichung von Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen und Mineralstoffen eingesetzt, z. B. Lebendhefe für Pansenstabilität, Elektrolyte, Puffersubstanzen oder den Leberstoffwechsel fördernde Kräuter.

Bei der Verwendung von Pumpsystemen steht aber vor allem das Einbringen großer Flüssigkeitsmengen im Vordergrund. Dies ist besonders in der intensiven Tierhaltung wichtig, wo die Tiere oft eine gezielte Ergänzung benötigen, um ihre Gesundheit und Produktivität zu erhalten.

Aber auch das Ausschwemmen von Giftstoffen (Toxinen), mit denen wir es z. B. bei schweren Euterentzündungen zu tun haben, wird dadurch verbessert.

Vorteile des Drenchens

Das Drenchen bietet zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht eine direkte und schnelle Aufnahme der benötigten Substanzen und kann besonders bei akuten Erkrankungen oder Mangelerscheinungen sehr effektiv sein.

• So spielen Drenchs mit Calcium-zusätzen in der Milchfiebervorbeuge eine Rolle.

• Aber auch Substanzen zur Unterstützung der Entgiftung nach E. coli-Mastitiden können rasch und effektiv verabreicht werden.

• Direkt nach der Geburt führt das Drenchen zu einer raschen Pansenfüllung und wirkt dadurch Labmagenverlagerungen entgegen.

• Auch die zusätzliche Energiezufuhr und Anregung des Appetits bei Ketosen, verminderter Futteraufnahme oder nach Operationen sind wichtige Indikationen zum Drenchen.

• Zudem ist die Methode relativ kostengünstig und einfach durchzuführen, insbesondere wenn moderne Geräte zur Verfügung stehen.

Allerdings gibt es auch Risiken und Nachteile. Eine unsachgemäße Durchführung kann zu Verletzungen des Tieres führen, insbesondere im Rachen und Speiseröhrenbereich. Es besteht zudem die Gefahr, dass Flüssigkeit in die Lunge gelangt, was zu schweren Komplikationen wie Lungenentzündungen führen kann. Allerdings kann man diese Probleme heutzutage bei richtiger Durchführung und Verwendung moderner Drenchpumpen ausschließen.

So funktioniert's: Anleitung zum Drenchen

Eine genaue Anleitung zum richtigen Drenchen, Schritt für Schritt und mit vielen Bildern, finden Sie hier: Anleitung zum Drenchen.

Fazit

Das Drenchen von Kühen ist eine Praxis mit tiefen historischen Wurzeln und einem wichtigen Platz in der modernen Tiermedizin und landwirtschaftlichen Praxis.

Es bietet zahlreiche Vorteile, die es zu einer wertvollen Methode in der Behandlung von Kühen machen. Mit fortschreitender Technologie und verbesserten Verfahren wird das Drenchen auch in Zukunft eine bedeutende Rolle in der Vorbeuge und Behandlung von Nutztieren spielen.