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Schwerpunkt Südtirol

Die Vielfalt der Südtiroler Direktvermarktung

Die nördlichste Provinz Italiens ist eine Region der kreativen Direktvermarkter. Auf steilen Hängen und kargen Böden braucht es viele Ideen, um ein Auskommen zu finden.

Lesezeit: 4 Minuten

Kommen Sie mit auf einen Streifzug zu spannenden Betrieben. Stefanie Jaisfeld hat darüber in HofDirekt berichtet.

Bergpanorama vom Feinsten, alpine Bodenständigkeit, Apfelplantagen, Wein und italienisches Dolce Vita: Sei es in der Sprache, in der Küche des Landes oder im Flair der Städte – Südtirol zeichnet sich durch eine Vielfalt aus, die begeistert.

Riesig ist auch der Ideenreichtum der zahlreichen Direktvermarkter. Wir waren in der Region unterwegs und stellen einige Betriebe und ihre Konzepte vor.

Schnell gelesen

Südtirol bietet eine Vielzahl landwirtschaftlicher Produktionsbetriebe. So vielfältig wie die Produktion ist auch der Ideenreichtum bei der Vermarktung.

Früchte werden auf dem Kandlwaalhof zu verschiedenen Leckereien verarbeitet.

Georg Aichner hat einen Betrieb mit nur 15 Milchkühen zukunftsfähig gemacht.

In Vöran bietet Franz Innerhofer einen ganz besonderen Speck an, der besonders lange gereift ist.

Südtiroler Direktvermarkter veredeln Ziegenmilch und produzieren Fruchtaufstriche vom Steilhang-Obst.

Bier, Polenta und Reis sind nur einige der kreativen Hofladen-Angebote.

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R E P O R T A G E

Die Fruchtveredler

Die Geschwister Nadja und Joachim Luggin vom Kandlwaalhof aus Laas im Vinschgau veredeln und vermarkten Biofrüchte und Kräuter, die auf den sonnigen Hängen Süd­tirols auf 900 m Meereshöhe gedeihen.

Als wir auf dem Kandlwaalhof in Laas eintreffen, ist die Aprikosen­ernte voll im Gange. Die tagesfrische Ernte von rund 100 kg wird sofort per Hand entsteint und mit einer Maschine geschnitten. Dann werden die Früchte auf Horden verteilt und kommen zum Lufttrocknen in einen der vier Trockenschränke. Getrocknet wird mit einer Niedertemperatur von maximal 56 °C.

Vielfalt vom Feld

„Die Ausbeute beim Trocknen von Marillen ist mit 13 % sehr gering“, erklärt mir Direktvermarkterin Nadja Luggin (43). Die fertige Ware verpackt die Familie nach dem Trocknen in geschlossene Kübel. Abgepackt und weiterveredelt wird je nach Bedarf und Anfrage.

Nadja Luggin und ihr zehn Jahre jüngerer Bruder Joachim verstehen sich als Team in Sachen Anbau und Verarbeitung von Bio­­­­obst. Neben ihrem 5 ha großen Hof bewirtschaften sie gemeinsam mit den Eltern Karl und Gertraud seit zwei Jahren einen 20 ha großen Betrieb in der Toscana. Während auf dem Heimathof der Fokus auf dem Anbau von Äpfeln sowie Erdbeeren, Aprikosen, Pflaumen, Birnen, Kräutern und Co. liegt, gedeihen in der sechs Stunden entfernt liegenden Toscana neben Äpfeln und Kartoffeln besonders gut Trauben, Feigen und Oliven. Künftig wollen die Geschwister ihren Anbau von Senf, Popcornmais und Hanf ebenfalls dorthin verlagern.

Die Vielfalt auf dem Feld lässt erahnen, wie umfangreich die Produktpalette im Hofladen ist. Neben Trockenfrüchten und Apfelsaft vermarkten die Fruchtveredler 20 Sorten Essig, Apfel-Balsamico und -wein, außerdem sieben Sorten Senf, süßes und pikant gewürztes ­­Popcorn in der Tüte sowie Kräutersalz und Konfitüre.

Sortenrein oder gemischt

Bis zu 60.000 l naturtrüben Apfelsaft verkauft der Betrieb pro Jahr, gemischt abgefüllt in 1 l-Flaschen und 5 l-Bag-in-Box-Kartons. Darüber hinaus hat sich die Familie auf die Vermarktung der alten Apfelsorte „Weirouge“ spezialisiert. Das rote Fruchtfleisch enthält zehnmal so viel Anthocyane wie herkömmliche Apfelsorten und viel Apfelsäure. Deshalb verbräunt die Frucht nicht.

„Der Saft glänzt natürlich rot und schmeckt wie Johannisbeersaft“, schwärmt Nadja Luggin. Aufs Jahr gesehen vermarktet der Familienbetrieb rund 20.000 l von dem edlen Saft. Die Nachfrage ist so groß, dass er in der Regel bereits im Frühsommer ausverkauft ist. Als getrocknete Frucht in der Tüte ist Weirouge ebenfalls ein Topseller im Sortiment.

90 % Wiederverkauf

Die Betriebsleiter haben schnell erkannt, dass die sonnige Höhenlage des Betriebes zwar gute Ernteerfolge bringt, nicht aber genügend Kunden. Der Hof liegt zu weit ab vom Schuss, deshalb vermarkten die Geschwister ihre Erzeugnisse zu 90 % über Wiederverkäufer. Mindestens einmal pro Woche füllt sich der 30 m2 große Gewölbe-Hofladen dennoch. Dann legt eine Reisegruppe mit bis zu 50 Personen hier einen Stopp ein und lässt sich von den vielen Fruchtideen verführen.

Am Montag stellen wir Ihnen weitere Südtiroler Direktvermarkter vor.

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