Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Regierungswechsel US-Zölle auf Agrarprodukte Frauen in der Landwirtschaft

Eine Mahnung

Darum stürzte die Ökolandbau-Pflicht Sri Lanka in die Krise

Eine staatlich verordnete Pflicht zum Ökolandbau stürzte Sri Lanka und seine Landwirtschaft 2021 in eine schwere Krise und Abhängigkeit. Das darf sich in der EU nicht wiederholen, mahnt die WELT.

Lesezeit: 3 Minuten

2021 löste der damalige Präsident von Sri Lanka, Gotabaya Rajapaksa, sein Wahlversprechen ein und beschloss eine verpflichtende Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Die zwei Millionen Bauern im Land mussten zwangsweise ihren Anbau anpassen, Einfuhr und Einsatz von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wurden gleichzeitig verboten, erinnert Axel Bojanowski, Chefreporter bei der Zeitung Welt, in einer interessanten Kolumne.

Selbstversorgung und Exportgeschäft zusammengebrochen

Die Folgen waren verheerend: War Sri Lanka bis dahin Selbstversorger bei Reis, brach die Produktion nach der Umstellung ein. Der Staat musste plötzlich Reis für Hunderte Millionen Dollar importieren. Ebenso erging es dem Tee-Sektor. Die Blüten waren bislang wichtigstes Exportgut und Devisenquelle. Das Geschäft ging samt der anderen pflanzlichen Exportwaren den Bach runter, z.B. Kautschuk und Kokosnuss. Die Inflation nahm kräftig zu und Hunderttausende verarmten, Landwirte gingen Bankrott, so Bojanowski.

Die Landwirtschaft sei dann vollends zusammengebrochen, als der Tourismussektor in der Corona-Pandemie ausfiel. Im November 2021 zog die Regierung die Reißleine und hob das Düngemittelverbot für wichtige Exportkulturen teilweise auf und veranlasste Entschädigungszahlungen. Für viele Bauern allerdings nichts als ein Trostpflaster, schreibt er.

Ideologie statt Fakten

Laut dem Reporter zeigt das Experiment, was passiert, wenn sich Fachwissen nicht mehr durchsetzen kann. Denn Agrarwissenschaftler hätten zuvor dringend vor den Plänen gewarnt. Gehör bei Rajapaksa hätten jedoch „alternative Experten“ bekommen. 2016 habe er die, die für Bio-Landbau schwärmen, in seinen Beraterstab geholt.

Vergessen schien die Nahrungsknappheit der 1970er-Jahre gewesen, die nur dank synthetischer Düngemittel überwunden wurde und die Landwirtschaft Südasiens aufblühen ließ, so Bojanowski. Durch moderne Landwirtschaft stieg die Produktivität damals erheblich, sodass weniger Arbeitskräfte und Land benötigt wurden. Für 500 Mio. Dollar kaufte Sri Lanka zu besten Zeiten Düngemittel auf dem Weltmarkt ein. Diese Summe wollten der Staatspräsident und seine Einflüsterer sparen. Das ging nach hinten los, die Verluste durch das Ökoexperiment überstiegen den Betrag 2021 deutlich.

Ohne mineralischen Dünger geht es nicht

Auch das Versprechen der Regierung, mit Gülle und anderen organischen Düngemitteln den Ausfall zu kompensieren, konnte sie nicht erfüllen – für Wissenschaftler keine Überraschung. Synthetischer Mineraldünger lässt sich in großen Mengen herstellen, und es handelt sich dabei um hoch konzentrierte Pflanzennahrung mit Stickstoff, Phosphor und Kalium.

EU-Kommission schlägt ähnlich fatalen Weg ein

Die Zeitung mahnt nun, dass die EU nicht den gleichen Fehler machen dürfte. Bekanntlich ist eine Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes geplant und die verschärften Düngeregeln lassen Pflanzen vielerorts „hungern“. Bis 2030 will die EU-Kommission, dass mindestens 25 % der landwirtschaftlichen Flächen „ökologisch“ bewirtschaftet werden. Deutschland will sogar 30 % schaffen. Deutschland würde dadurch aber vom Selbstversorger zum Importland, mahnt die Welt-Kolumne.

„Bio“ befriedigt aus Sicht von Bojanowski nur das Bedürfnis einer kleinen Klientel, für die Mehrheit habe die technokratische Hybris nur Elend zu bieten.

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie darüber? Ist der Plan von Sri Lanka 2021 mit den aktuellen Bestrebungen der EU vergleichbar? Oder ist ein Miteinander von Naturschutz, Ökolandbau und konventioneller Produktion der goldene Weg? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

vg-wort-pixel
top + Wissen, was zählt.

Voller Zugriff auf alle Beiträge, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten - auch in der App.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.