Viele Rinderhalter am Green River im Süden des US-Bundesstaats Wyoming sind froh, 2024 überstanden zu haben. Es war ein Jahr mit einer Rekordzahl an Viehrissen durch Bären.
Seit den 1890er Jahren treiben Farmer ihre Tiere 58 Meilen weit zu den Sommerweiden in das Gebiet Upper Green rangeland complex im Bridger-Teton National Forest. Bekannt ist der historische Track als Green River Drift der Upper Green River Cattle Association ranchers. Und jedes Mal im Herbst kommen nicht alle Tiere aus dem 730 km2 großen Park zurück, berichtet wyofile.com.
Letztes Jahr fehlten 94 Rinder: 91 wurden vom Bär gerissen, drei vom Wolf, sagt Coke Landers, der vor einigen Jahren die Leitung der Upper Green River Cattlemen’s Association übernahm. „Das war der höchste Wert aller Zeiten“, sagt Landers. „Es war ein Rekord.“
Geschütze Bären werden geschossen
Das Upper Green ist in den letzten Jahrzehnten zum Epizentrum der Konflikte zwischen Grizzlybären und Rindern im Greater Yellowstone Ecosystem geworden. Er war auch Schauplatz eines noch nicht vollständig beigelegten Rechtsstreits um diesen Konflikt. Dieser geht auf eine bundesstaatliche Bewertung zurück, die die Tötung von bis zu 72 durch den Endangered Species Act geschützten Grizzlybären genehmigte. Seitdem sei auch eine Rekordzahl an Bären erlegt worden.
Dass die Bären soviele Rinder töteten, dürfte auch an dem Trockenjahr und den Waldbränden in Wyoming liegen. 800.000 ha stammen in Flammen. Die vertrocknete Vegetation und spärliche Beerenernte zwang die anpassungsfähigen Allesfresser dazu, nach alternativen Nahrungsquellen zu suchen.
Bären werden auf Privatland heimisch
„Die meisten dieser Konflikte ereignen sich auf Privatgrundstücken“, sagt Brian Debolt, der Koordinator für Großraubtierkonflikte beim Wyoming Game and Fish Department. Die Grizzlybären-Population wachse zwar nicht mehr. Dennoch befinden sich viele der heutigen Vorkommen außerhalb dessen, was die Behörden Wyomings als „geeigneten Lebensraum“ betrachten.
„Die Fläche des von Grizzlybären bewohnten Privatlandes im Yellowstone außerhalb geeigneter Lebensräume ist größer als die Fläche von New Jersey“, sagt Debolt. „Ehrlich gesagt, bin ich frustriert.“ Er hat ermittelt, das 60 % aller bestätigten Grizzly-Konflikte im Jahr 2024 auf Privatbesitz stattfanden.
Dabei gab es in 188 der 242 Fälle einen Zwischenfall mit Rindern, das sind 78 % aller bestätigten Konflikte mit Grizzlybären in Wyoming. Die nächstgrößten Konfliktquellen waren Tierfutter (13 Konflikte) sowie Sachschäden (11 Konflikte).
Eindruck: Niemand unternimmt etwas
Dan Thompson, Leiter der Abteilung für Großraubtiere bei Game and Fish, berichtet, dass die steigende Zahl der Rinderrisse definitiv der größte Konflikt sei.
„Es herrscht der Eindruck, dass niemand etwas dagegen unternimmt. Das stimmt nicht. Die Farmer tun ihr Möglichstes, um dieses Konfliktpotenzial zu reduzieren – genau wie wir.“
Rinder zusammentreiben hatte gegenteiligen Effekt
Fest steht aber auch, dass die Bemühungen, das Blutvergießen zwischen Grizzlybären und Rindern auf dem riesigen Gelände des Bridger-Teton National Forest einzudämmen, bisher ergebnislos verliefen. Vor fast einem Jahrzehnt versuchten Cowboys eine spezielle Hütetechnik, um die Rinder zusammenzudrängen und weniger anfällig zu machen. „Das Hüten verschlimmerte die Tötungen aber sogar noch“, so Landers.
Kürzlich testete die Upper Green River Cattlemen's Association dann bewegungsgesteuerte LED-Leuchten, sogenannte „Flasher Tags“, die an den Ohren der Kälber befestigt wurden. „Ich habe 250 Stück eingesetzt, und in diesem Jahr wurde kein einziges Kalb mit einem Flasher Tag getötet“, sagt Landers. „Aber als ich die Flasher Tags im Herbst entfernte, funktionierten von den 250 nur noch zehn.“
Neue Blinker scheinen zu funktionieren
Wyoming startete dann zwar einen Bundeszuschuss, der den Viehzüchtern von Upper Green River den Kauf haltbarerer Flasher Tags ermöglichen soll, aber die Fördermittel seien aus irgendeinem Grund wieder gestrichen worden.
Die Rinderhalter hoffen nun, mit dem Experiment dennoch fortfahren zu können. So wurde schon ein neuer Prototyp der Tags während der Weidesaison 2024 an 14 Kälbern eingesetzt. „Eines meiner Kälber mit einem Blinker-Tag wurde getötet“, sagte Landers, „aber alle Blinker-Tags funktionierten, als sie nach Hause kamen.“ 2025 werden sie ein anderes Design ausprobieren, nur nicht in großen Stückzahlen.
Nach dem schneereichen Winter hoffen die Tierhalter nun, dass es ein feuchtes Frühjahr gibt und viele Beeren wachsen, die das Konfliktpotenzial senken werden.