In der Mitte der Gesellschaft und am unteren sozialen Rand ist die Sorge vor den Folgen von mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft groß. In diesen Milieus befürchten bis zu 43 %, dass die deutsche Landwirtschaft durch Klimaschutzmaßnahmen mehr verliert als gewinnt.
Darüber hinaus glaubt in diesem Teil der Gesellschaft nur jeder Dritte, dass Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz das Leben in der eigenen Heimat verbessern können.
Die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft wird vor allem in der gut situierten Bildungselite gesehen (74% Zustimmung). Das ergab eine Onlineumfrage des SINUS-Instituts im September 2024 unter 2.008 Personen. Auftraggeber war der gemeinnützige Verein heimatwurzeln. Die Bonner setzen sich nach eigener Aussage für bürgerlichen Klimaschutz ein.
Klimaschutz muss sich für alle lohnen
Geschäftsführer Florian Wagner betont, dass die Politik vor der zentralen Herausforderung steht, die gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Klimaschutz durch gezielte ordnungspolitische Rahmenbedingungen zu einem guten Geschäft für alle zu machen, wenn sie die Debatte befrieden will.
„Das heißt auch, dass man Landwirten Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen anbieten muss, die sich ohne viel Bürokratie flexibel in die Arbeit integrieren lassen und der Betrieb aus solchen Gemeinwohlleistungen zusätzliches Einkommen generieren kann.”
Der Verein setzt auf einen bürgerlichen Klimaschutz, der von den Menschen vor Ort ausgeht und auf Eigenverantwortung statt auf Verbote setzt. So will man die gesellschaftliche Polarisierung überwinden und Klimaschutz mehrheitsfähig machen.
Der Blick auf die bürgerlichen Milieus zeigt
Nur 3 % im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu (ältere Mitte) und 6 % in der Adaptiv-Pragmatischen Mitte (moderne Mitte) äußern Vertrauen in das Vorgehen der Politik beim Thema Klima- und Umweltschutz.
Es sind vor allem die Milieus am unteren sozialen Rand, die den Lebenshaltungskosten eine größere politische Priorität beimessen als dem Thema Klima- und Umweltschutz. Aber auch in den Milieus der Mitte haben die Lebenshaltungskosten eine höhere Relevanz als die ökologische Frage.
So sehen 61 % im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu in den Lebenshaltungskosten eines der fünf wichtigsten Themen, um die sich die Politik in Deutschland kümmern sollte. Umwelt und Klimawandel zählen dazu lediglich 27 %.
78 % der Befragten im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu glauben, dass Politikern das Volk gleichgültig ist. Darüber hinaus denken 59 % in diesem Milieu, dass der normale Bürger am besten wisse, was gut für Land und Gesellschaft ist und daher bei der Entscheidungsfindung ein größeres Mitspracherecht haben sollte.
„Die ökologische Frage wird in den bürgerlichen Milieus als Bedrohung des erreichten Lebensstandards empfunden“, erläutert Dr. Christoph Schleer, Director am SINUS-Institut. „Dass sich die Gesellschaft angesichts des Klimawandels auf veränderte Zeiten einstellen muss, ist den meisten Bürgern bewusst, aber Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz müssen auch Rücksicht auf die Anforderungen des Alltags nehmen. Daher plädiert die gesellschaftliche Mitte für einen Wandel in kleinen und planbaren Schritten.“