Das Landgericht Hagen hat einen 39-jährigen Landwirt aus Plettenberg im Sauerland wegen Freiheitsberaubung und Nötigung zu einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Zudem zahlte der Mann 2.000 € wegen unerlaubten Waffenbesitz.
Er soll 2019 einen heute 36-jährigen rumänischen Mitarbeiter wochenlang ohne Lohn zur Arbeit gezwungen und ihn an Ketten gefesselt haben, berichtet die Bildzeitung. Mehrere Nächte lang habe er den Tagelöhner nachts eingesperrt. Mit vorgehaltener Waffe soll der Angeklagte dem Mann dabei gedroht haben, ihn umzubringen und im „Gülle-Grab“ verschwinden zu lassen.
Der Arbeiter musste Kühe melken, füttern und Weidezäune reparieren; immer in Angst um sein Leben, so die Zeitung.
Der Beginn
Dabei habe sich der Landwirt anfangs als Gönner gezeigt: Über eine Anzeige hatte er 2018 den Helfer gefunden, der mit seiner Familie in Deutschland bei einem Schaustellerbetrieb beschäftigt war. Dem Arbeiter zahlte er für 3.000 € den Führerschein, erwarb ein Auto für 350 € und besorgte dessen Kind einen Platz in der Kita, heißt es. Von ausgemachten 1.000 € Lohn flossen zunächst 500 € schwarz. Das Verhältnis zwischen Chef und Bediensteten sei gut gewesen. Der Plettenberger habe der rumänischen Familie auch die Hälfte der Miete und Arztrechnungen gezahlt.
Die Wende
Dann soll die Familie unangekündigt zurück nach Rumänien gezogen sein. Später kam der Helfer allein zurück. Da sind dem Landwirt offenbar die Sicherungen durchgebrannt, weil er sich betrogen fühlte. Laut der Bild habe er den Hilfsarbeiter mit vorgehaltener Schusswaffe (Gaspistole) genötigt, seine Schulden mit Arbeit ausgleichen. Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, fesselte er den verängstigten Mann.
Über einen Monat lang habe sich der Gefangene gefügt. Als der Hofbesitzer danach weitere vier Wochen Arbeit forderte, konnte der Rumäne 14 Tage später in einen Wald flüchten und Anzeige erstatten.
Das Urteil
Vor Gericht gab der Angeklagte die Anschuldigungen zu, zeigte sich aber wohl nicht einsichtig, so die Bild weiter. Der Staatsanwalt forderte in seinem Plädoyer eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung, die Verteidigung ein Jahr und zwei Monate auf Bewährung – ein Jahr und zehn Monate wurden es dann. Für das Gericht sei es nicht mehr möglich gewesen zu entwirren, ob das Opfer tatsächlich noch Schulden bei dem Landwirt hatte.