Anders als das allgemeine Bild von Grönland vermuten lässt, finden sich im Süden grüne Wiesen mit saftigem Gras und einer langen Tradition an Nutztierhaltung – vor allem Schafe werden hier gezüchtet. Der Klimawandel hat sich im Süden positiv auf die Landwirtschaft ausgewirkt. Das schafft mehr Perspektiven für die Einwohner.
Doch der Rückgang der Eismassen Richtung Landesmitte birgt Streitpotenzial. Schwer zugängliche und zugleich seltene Erden können nun leichter gefördert werden. Der Konflikt: Ausländische Investoren versprechen nicht nur hohe finanzielle Vergütungen, sondern auch neue Arbeitsplätze für die Förderrechte. Damit könne sich Grönland finanziell von Dänemark unabhängig machen.
Doch die Vertragszeiten und die Umweltauswirkungen des Bergbaus spalten die Bewohner Grönlands. Eine neue Reportage von Arte zeigt den Konflikt zwischen Traditionen, lokaler Landwirtschaft, Arbeitslosigkeit und dem globalen Wettbewerb um seltene Rohstoffe.
Seltene Schätze unter dem Eis
Arte gibt an: In den letzten 40 Jahren hat sich die Arktis insgesamt viermal schneller erwärmt als der Rest der Erde. Die Folge ist ein deutlicher Rückgang der Eisschichten und die Freilegung seltener Bodenschätze. Darunter befindet sich Uran, seltene Erden und Gold. Ob Grönland zukünftig zu einem Bergbauparadies wird, entscheidet sich in der Hauptstadt Nuuk, im Süd-Westen der Insel.
Grönland ist die größte Insel der Welt und dennoch kein eigenständiges Land. Als autonomes Gebiet wird Grönland von der Regierung des Königreichs Dänemark verwaltet.
Bis ins 18. Jahrhundert wurde Grönland von indigenen Völkern bewohnt, bevor es unter die dänische Herrschaft kam. Seit 1953 ist Grönland keine dänische Kolonie mehr, sondern ein gleichwertiger Teil des dänischen Königreiches. Seit 1979 gilt das Gesetz der Heimregierung, das Grönland eine begrenzte Selbstverwaltung gewährt.
Grönland möchte das Gesetz der Heimregierung langfristig ausweiten und ein eigenes, unabhängiges Land werden. Bisher sei Grönland vor allem von der finanziellen Unterstützung der dänischen Regierung abhängig. Die Zusammenarbeit mit Investoren, die entsprechende Bergbaurechte fordern, könnte diesen finanziellen Anteil ausgleichen. Grönland könnte sich damit von Dänemark unabhängig machen, gibt Arte an. Außerdem: Der Bergbau schaffe neue Arbeitsplätze in Regionen mit wenig Arbeit für die Anwohner. Doch der Bergbau bliebe nicht ohne Folgen.
Politische Unabhängigkeit vs. Mehr Selbstversorgung
Die seltenen Erden sollen vor allem für die Entwicklung in den Bau von erneuerbaren Energieträgern auf der ganzen Welt eingesetzt werden, heißt es von den Investoren. In Zuge des Klimawandels könnte das die Energiewende deutlich vorantreiben.
Doch viele Bewohner Grönlands zeigen sich unsicher, heißt es im Beitrag. Der Bergbau würde zwar Arbeitsplätze schaffen, doch die Vertragslaufzeiten gehen nur bis zu 30 Jahre, beschreibt eine Anwohnerin. Das sei keine langfristige Lösung. Ein anderer Einwohner befürchtet, dass die Fjorde und Landschaften durch den Bergbau nachhaltig zerstört werden könnten. Mehr als die Hälfte der Anwohner sprachen sich deshalb bei der letzten Wahl gegen den Bergbau aus, heißt es im Video.
Grönland: Ein Paradies für Gemüseliebhaber
Doch Grönland möchte weiterhin unabhängig werden. Gelingen soll dies durch eine langfristige Stärkung der Infrastruktur und einen erhöhten Selbstversorgungsgrad. Vor allem die Landwirtschaft profitiere dabei vom Klimawandel.
In Grönland arbeiten und leben, Stand heute, insgesamt 37 Viehzüchter. Alle leben im Süden der Insel. In den lokalen Lebensmittelläden finden sich überwiegend importierte Lebensmittel aus Dänemark. Das soll zukünftig geändert werden.
Auch für den Acker- und Gemüsebau bietet der Süden Grönlands Potenzial. Wenig Krankheiten und Schädlinge beeinflussen die Ernte in einem sich immer milder entwickelnden Lebensraum. Das biete vor allem für das Wachstum der Selbstversorgung an frischen Lebensmitteln Potenzial, beschreibt ein Landwirt im Beitrag.
Was fehlt, sind genug geschulte Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Die bestehenden Viehbauern können den Aufwand des Ackerbaus nicht selber stemmen, heißt es im Beitrag. Doch bis auf den Tourismus zieht es nur wenige Menschen in ein vergleichbar einsames Leben. Auch die Infrastruktur müsse langfristig gestärkt werden.
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