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Fokus auf China

Panikattacken bei Hunden – Warum lösen Kauknochen das Werwolfsyndrom aus?

Seit Monaten berichten Tierärzte in Europa von plötzlichen Panikattacken und neurologischen Ausfällen bei Hunden. Die Gründe sind nun weiter eingegrenzt.

Lesezeit: 4 Minuten

Extremsituationen und Hilflosigkeit erleben einige Hundehalter in Europa, deren Vierbeiner plötzlich regelrecht durchdrehen. Betroffene berichten, dass ihre Hunde unter Panikattacken leiden, gegen Fenster springen, Bewegungsstörungen zeigen, orientierungslos sind und die Herrchen nicht mehr erkennen. Das Magazin Spiegel hat alles zusammengetragen, was über die mysteriöse Krankheit bekannt ist.

So beschreiben Fachleute das Verhalten so, als ob die Hunde auf einem LSD-Drogentripp sind. Schlimmste psychotische Anfälle und heulen wie Wölfe kennzeichnen das so genannte Werwolfsyndrom – wir berichteten. Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ist mit dem Thema befasst und weiß von 70 Fällen in Deutschland; die Dunkelziffer dürfte aber viel höher sein.

Sämtliche Untersuchungen unauffällig

Die Neurologen und Tiermediziner haben laut Spiegel sämtliche nur erdenkliche Untersuchungen gemacht, darunter Gehirnwasseruntersuchungen und Tests auf noch so seltene Erreger, Stoffe und Vergiftungen, etwa durch Pilze oder Schwermetalle. Sie haben nichts gefunden.

Fest steht aber, dass die betroffenen Hunde zuvor alle Kauknochen zu fressen bekommen hatten. Und auch wenn die aus dem deutschen Handel stammen und deutsche Händler auf der Verpackung stehen, so kommen die Rinderhautknochen doch meist aus China. Und da scheint irgendwo die Lösung des Rätsels zu liegen.

Was ist in den Knochen?

Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule berichtet: „Für mich sah das von Anfang an wie eine Vergiftung aus. In der Tat wirkten die Hunde wie auf einem LSD-Trip, als hätten sie irgendwelche psychoaktive Substanzen geschluckt.“ Für Drogen sprach zudem, dass die Tiere einen auffallend niedrigen Serotoninspiegel aufwiesen, was typisch für Rauschmittelkonsum ist. Doch der Verdacht auf Drogen erhärtete sich nicht, wohl aber auf eine Vergiftung.

So werden Rinderhautknochen aus Abfallprodukten hergestellt, die in der Lederindustrie anfallen. Die unteren Hautschichten der Kuh werden dabei in Streifen geschnitten und zu Rollen gedreht, so der Spiegel. Ein Verdacht richtet sich daher gegen die Schädlingsbekämpfungsmittel, mit denen Rinderherden in vielen Ländern eingesprüht werden. Die Pestizide sollen die Kühe vor Parasiten schützen, weil diese schwere Krankheiten übertragen können. Es könnte also eine zu hohe Dosis dieses Gifts in den Kauknochen enthalten sein.

Die Veterinärmediziner halten auch für denkbar, dass die Kauknochen erst während der Überfahrt aus Fernost verseucht wurden. Womöglich dienten die Schiffscontainer, mit denen die Hundesnacks transportiert wurden, auch zum Schmuggel psychoaktiver Substanzen wie LSD. Dafür spricht, dass sich die betroffenen Hunde wie im Drogenrausch aufführten.

Entsteht das Gift erst im Hundemagen?

Womöglich wird das verantwortliche Gift niemals gefunden, sagt Meyerhoff weiter. Denn möglich ist auch, dass die gesuchte Substanz selbst gar nicht giftig ist, sondern erst dadurch Toxine entstehen, dass der Stoff im Körper mit bestimmten Eiweißen oder Stoffwechselprodukten reagiert. „Für einen solchen Mechanismus spricht, dass die Hunde erst ein, zwei Tage nach dem Verzehr der Kauknochen erste Symptome zeigen“, erläutert die TiHo-Forscherin und verweist auf die mysteriöse „Hunde-Hysterie“ aus den 1940er Jahren. Die Tiere litten damals unter plötzlichen Krämpfen, Zitterattacken und Anfällen.

Erst nach jahrelanger Spurensuche entdeckten die Wissenschaftler, dass die erkrankten Hunde mit Brotresten gefüttert worden waren. Damals war es üblich, Mehl mit dem – hochexplosiven – Stoff Stickstofftrichlorid zu bleichen, weil dies die Schimmelbildung verhinderte und die Haltbarkeit verlängerte. Das Bleichmittel selbst war ungiftig, führte aber im Organismus von Hunden zur Bildung von Neurotoxinen.

Daher würde sich die Wissenschaft auch bei den Kauknochen gerne die Herstellungsprozesse ansehen, was in China aber nicht so ohne weiteres möglich ist. Daher gilt aktuell der Rat, Kauknochen zu meiden. Manche EU-Länder habe bereits Rückrufe bzw. Verkaufsverbote für bestimmte Knochen erlassen.

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