In der Europäischen Union nicht zugelassene Pflanzenschutzwirkstoffe sollten auch nicht in Drittstaaten exportiert werden. Darin waren sich zumindest letzte Woche die Teilnehmer einer Konferenz einig, die von der Fraktion der Grünen im Europaparlament organisiert wurde.
Eingeladen war der brasilianische Politiker Renato Roseno. Er bezeichnete die aktuelle Exportpraxis als „eine perverse Form des Kolonialismus“.
Renato forderte auch von seiner eigenen Regierung einen Kurswechsel. Mit Blick auf das Mercosur-Abkommen warnte er vor einer möglichen Abschwächung von Standards. Es sei daher notwendig, die weiteren Entwicklungen genau im Blick zu behalten. Auch in der Präzisionslandwirtschaft sieht Roseno keine Lösung, sondern primär ein Einfallstor für Industrieinteressen.
Importländer handeln verantwortungslos
Diskriminierend nannte der UN-Sonderberichterstatter für Giftstoffe und Menschenrechte, Marcos A. Orellana, den Verkauf von in der EU verbotenen Wirkstoffen in Drittstaaten. Die Importländer handelten zudem verantwortungslos gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung.
Der langjährige EU-Agrarpolitiker Martin Häusling kritisierte, dass durch das Mercosur-Abkommen der Export von Pflanzenschutzmitteln erleichtert werde. Die Rückstände der aus Europa exportierten Wirkstoffe kämen danach durch den Import von landwirtschaftlichen Produkten wieder zurück in die EU. Er unterstrich, dass auch der europäische Zulassungsprozess zu schwach sei. Beispielsweise würde die Wechselwirkung von Wirkstoffgemischen nicht ausreichend untersucht.