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Fast alle Märkte betroffen

RTL-Team Wallraff deckt schwere Hygienemängel bei Kaufland auf

In 48 von 50 untersuchten Kauflandmärkten haben Journalisten teils heftige Hygienemängel entdeckt: Schmutz, Mäuse, Fäkalbakterien auf Hähnchenfleisch. Nun bleibt ein Laden zu, Manager sind gefeuert

Lesezeit: 4 Minuten

Verschimmelter Käse, schlechte Hygiene und starker Mäusebefall: Das entdeckten die RTL-Reporter vom "Team Wallraff“ in Kaufland-Filialen. Nahezu jeder Markt soll grobe Probleme aufweisen.

Anlass für die Recherchen waren demnach Fotos von Kunden und auch Mitarbeitern. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat daraufhin fast ein Jahr bundesweit recherchiert und insgesamt 50 Kaufland-Filialen in zwölf Bundesländern geprüft.

Laut RTL sind die Ergebnisse „erschreckend“. In über 80 % der Fälle fanden die Journalisten mit Schimmel befallene Kühltruhen vor. Darüber hinaus dokumentierten Reporterinnen in zwei Undercover-Einsätzen unter anderem, wie schimmlige Lebensmittel in den Verkauf gelangen, Kühlketten unterbrochen werden und mangelnde Hygienemaßnahmen die Lebensmittelsicherheit riskieren.

Lebensmittel unter fragwürdigen Bedingungen verkauft

So war eine Reporterin mit versteckter Kamera bei Kaufland in Bad Tölz unterwegs und ließ sich dort als Mitarbeiterin einstellen. Mehrfach sei sie von Kollegen dazu aufgefordert worden, anscheinend verdorbene oder abgelaufene Ware weiterzuverkaufen, hieß es in der Sendung am Donnerstagabend im TV.

Angeschimmelte Käselaibe sollte sie nur an den betroffenen Stellen abschneiden und anschließend zurück in die Theke legen. Außerdem habe die RTL-Reporterin die Anweisung erhalten, abgelaufene Produkte aus der Frischetheke, darunter Antipasti, für den Weiterverkauf in der Selbstbedienungstheke in Plastikbehälter umzufüllen und neu zu etikettieren – mit der Folge, dass auch neue Mindesthaltbarkeitsdaten ausgewiesen werden.

Schmutz in den Kühltruhen

Ein Problem in vielen Kauflandmärkten sind offenbar defekte Kühltruhen. Bei etwa 80 % der 50 Kaufland-Filialen stellten die Reporter Probleme fest. Viele Truhen waren undicht, Türen oder Glaswände beschlagen, vor etlichen lagen Auffangbänder und Wischlappen. Alles Anzeichen dafür, dass die Kühlung die nötige Temperatur nicht durchweg zu halten scheint. So können sie zur Quelle für gesundheitsgefährdende Keime werden, mahnen die Tester.

Unter den Gefriertheken der Kaufland-Filiale in Detmold etwa dokumentierten die Reporter Pfützen, die das Personal versucht, mit Papiertüchern aufzuwischen. Die Theken sind vermutlich undicht. Allein in 20 von 50 Filialen, in denen die Reporter waren, konnten sie Auffangbänder für Wasser dokumentieren. Im thüringischen Gera fanden die Reporter zwischen Regalen der Selbstbedienungstheke für Fleisch eine rotbräunlich eingetrocknete Flüssigkeit. In Köln entdeckten sie gelbe und rote Flüssigkeit neben Fleischwaren.

Darunter leiden die Produkte: Eine Probe aus einer bayerischen Filiale enthielt rund 3.000 koloniebildende Einheiten. Das ist 300-mal mehr, als laut dem Prüfverfahren erlaubt ist. Auf Hähnchenfleisch habe man außerdem Fäkalbakterien gefunden. 

Kaufland wirft Manager raus und schließt Filiale Homburg

Nach den Berichten hat das Unternehmen erste Konsequenzen gezogen und Führungspersonal in zwei Märkten ausgetauscht. Konkret geht es um Filialen im oberbayerischen Bad Tölz und im saarländischen Homburg, in denen es nach Recherche des Nachrichtenmagazins Stern und des Senders RTL Mängel gegeben haben soll. In den betroffenen Kaufland-Filialen sei man bereits mit einer neuen Führung im Einsatz.

Neben dem Austausch der Führungsriege hat die Kaufland-Filiale in Homburg weitere Konsequenzen gezogen. Ein Aushang informiert die Kunden am Freitag, dass die Filiale vorübergehend geschlossen ist. “Sehr geehrte Kundinnen und Kunden, die aktuelle Berichterstattung hat uns sehr betroffen gemacht. Deshalb möchten wir Sie informieren, dass wir unsere Filiale bis auf Weiteres schließen werden.” Gleichzeitig wurden die Kunden auf alternative Einkaufsmöglichkeiten in der Region hingewiesen.

Auf RTL-Nachfrage erklärt Kaufland: "Die Darstellungen zum Umgang mit Ware in der Theke entsprechen definitiv nicht unseren Vorgaben. Wir haben Ihre Fragen daher zum Anlass genommen, die Umsetzung unserer Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und sehr kritisch zu hinterfragen. Die Untersuchungen dazu dauern noch an."

Grund offenbar enormer Zeitdruck

Überlastete Mitarbeiter berichteten gegenüber "Team Wallraff" weiter, dass sie ständig das Gefühl von enormem Zeitdruck hätten, was oft auf Kosten der Hygiene gehe. Das deckt sich mit den Recherchen der Undercover-Reportern: Von besorgniserregendem Schimmelbefall in Kühlregalen bis hin zu Mäusen in einem Kaufland im saarländischen Homburg.

Eine Nachtsichtkamera nahm unter einem Keks- und Kuchenregal innerhalb von sechs Stunden nachts 48 Mal Mäusebewegungen auf. Zudem entdeckte das Team dort Mäusekot an Brotkörben und in der Nähe von Lebensmitteln.

Informanten schickten der Redaktion Fotos, die eine tote Maus auf einer Toastbrotverpackung dokumentieren sollen.

Kaufland kündigt Umbau an

Kaufland äußert sich auf Nachfrage von RTL wie folgt zu den Vorwürfen: "Wir werden die Filiale voraussichtlich ab Mai 2025 baulich als auch technisch auf einen aktuellen Stand bringen [...] Diese Modernisierung wird auch wesentlich dazu beitragen, Schädlingsbefall effektiv zu verhindern. Seit dem Schädlingsbefall im Jahr 2024 sind wir in enger Abstimmung mit der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde und Experten. Die umgesetzten Maßnahmen wirken, dies wurde uns bei den Nachkontrollen der Lebensmittelüberwachung bestätigt."

Wird nur gereinigt, wenn die Prüfer kommen?

Darüber hinaus berichtete das Team in der Sendung, dass eine wirklich intensive Reinigung der beiden überprüften Märkte offenbar nur bei angekündigter Revision, also einer internen Kontrolle, durchgeführt wurde. Das hätten auch ehemalige Mitarbeiter bestätigt.

Zum Vorwurf, dass den Angestellten unter normalen Umständen die Zeit für gründliche Hygienemaßnahmen und die Reinigung der Verkaufsflächen fehle und bei professionellen Reinigungskräften gespart werde, äußerte sich Kaufland nicht.

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