Das Thema Tierschutz hat in Wahlprogrammen in Belgien und den Niederlanden in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Edinburgh und der Universität Winchester. Die Wissenschaftler werteten insgesamt 2.600 Stellungnahmen zu dem Thema in Parteiprogrammen beider Länder aus.
So machten die belgischen Parteien im Jahr 2010 insgesamt erst 115 Aussagen zum Tierschutz. Vier Jahre später waren es bereits 454 und 2019 sogar 554. Dagegen war das Thema in den Niederlanden bereits bei den Wahlen 2012 mit insgesamt 462 entsprechenden Äußerungen sehr präsent. Für 2017 wurde ein Zuwachs auf 497 Statements zum Tierschutz festgestellt. Bei den niederländischen Wahlen im Jahr 2021 erhöhte sich die Zahl auf 573.
Tierschutzthema von Parteifarben abhängig
Darüber hinaus stellten die Forscher mit Blick auf den Tierschutz erwartungsgemäß deutliche Unterschiede zwischen den Parteien in Abhängigkeit ihrer politischen Ausrichtung fest. In den Niederlanden setzten sich linke Parteien für einen besseren Schutz von Wildtieren und der biologischen Vielfalt sowie für eine weniger intensive Landwirtschaft ein.
Indes fokussierten sich die rechten Parteien dort auf das Wirtschaftswachstum und den weiteren Ausbau des Agrarsektors.
Ähnlich war das Ergebnis für Belgien: Dort gaben linke Parteien ehrgeizigere Erklärungen für mehr Artenvielfalt und eine weniger intensive Nutztierhaltung ab. In beiden Ländern waren der Schutz der landwirtschaftlichen Nutztiere, der Wildtiere und der biologischen Vielfalt die wichtigsten Subthemen.
Partei für die Tiere belebt Debatte
Die Forscher vermuten, dass die zuletzt zunehmende Bedeutung von Tierschutzaspekten in der belgischen Politik vor allem auf die Dezentralisierung des Tierschutzes von der föderalen Ebene auf die Regionalregierungen im Jahr 2014 zurückzuführen ist.
Das Land führte damals als erster EU-Mitgliedstaat das Amt eines Tierschutzministers in Flandern und Wallonien ein. Derweil dürfte in den Niederlanden der Einzug der Partei für die Tiere (PvdD) in die Zweite Kammer des Parlaments im Jahr 2006 die Debatte über das Thema forciert haben.