Die von US-Präsident Donald Trump am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit erlassenen Dekrete zur Abschiebung illegaler Einwanderer zeigt schon Auswirkungen auf die Landwirtschaft vor Ort. Erste Farmen schlagen Alarm.
In Kalifornien berichteten Medien beispielsweise, dass es um Bakersfield am Dienstag zu einem massiven Rückgang der Zahl der Feldarbeiter gekommen sei. Mitarbeiter der Immigration and Customs Enforcement (ICE) hätten Einwanderer in der Gegend aufgespürt und festgenommen. Das Rsultat seien „hektarweise ungepflückte Orangen“.
Einwanderungsbehörde darf in den gesamten USA suchen
Bislang durften Migranten „ohne Papiere“ nur dann wieder abgeschoben werden, wenn sie innerhalb von 100 Meilen (rund 160 km) zur Grenze aufgegriffen wurden. Nun sind die Mitarbeiter des ICE im ganzen Land nach einer Festnahme zur Abschiebung berechtigt. In einer Erklärung der neuen US-Regierung heißt es dazu, dass dies die nationale und öffentliche Sicherheit erhöhen und gleichzeitig die Kosten für den Staat senken werde.
Bakersfield liegt im kalifornischen Central Valley, und zwar im Kern County. Dieser gehörte in den vergangenen Jahren zu den drei erfolgreichsten Landwirtschaftsbezirken der USA, was Insidern zufolge vor allem auf die Nutzung von Arbeitern ohne Dokumente fußte. Diese machen geschätzt gut die Hälfte der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft dieses Bezirks aus.
Farmer in der Obsternte vor riesigem Problem
Geschockt vom Vorgehen des ICE zeigte sich der Präsident der Organisation California Citrus Mutual, Casey Creamer. „Die Leute gehen nicht zur Arbeit, und die Kinder gehen nicht zur Schule. Gestern war etwa ein Viertel der Belegschaft nicht da, und heute sind drei Viertel nicht erschienen“, beklagte Creamer gegenüber der Presse. Und dies mitten in der Zitrusernte.
Auch andere Obsterzeuger befürchten als Folge der Abschiebepolitik Trumps einen Arbeitskräftemangel und drastisch erhöhte Produktionskosten.
Gesamte Landwirtschaft von neuer Politik hart getroffen
Im Grunde trifft die strikte Antimigrationspolitik aber die gesamte US-Landwirtschaft, denn Einwanderer spielen für sie eine wichtige Rolle. Nach den jüngsten verfügbaren Daten stellten die Immigranten im Jahr 2022 gut 60% aller Landarbeiter in den USA. Und laut einer Erhebung des Washingtoner Arbeitsministeriums aus demselben Jahr waren 42% nicht berechtigt, im Land zu arbeiten, das heißt, sie waren ohne Papiere. Diese Arbeitskräfte sind nun von der Abschiebung bedroht.
Ein Teil der 58% an Einwanderern, die sich in den USA legal aufhalten, sind befristete Immigranten, die mit einem sogenannten H-2A-Visum eingereist sind, mit dem Landwirte Ausländer für saisonale Arbeiten einstellen können. Sie machen heute schätzungsweise 10% bis 15% aller landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus. Jedoch sind sie im Vergleich zu den illegal Beschäftigten deutlich teurer, denn die H-2A-Mindestlöhne basieren auf der Adverse Effect Wage Rate (AEWR), die vom US-Arbeitsministerium festgelegt wird.
Farmer bauten zu lange auf illegale Beschäftigung
Die AEWR beläuft sich beispielsweise für Kalifornien auf umgerechnet gut 19 € pro Stunde, und die Arbeitgeber müssen zudem für Verpflegung und Unterkunft sorgen. Die Kosten liegen im Mittel um mehr als die Hälfte über den staatlichen Mindestlöhnen.
US-Landwirte verweisen auf die deutlich niedrigeren Produktionskosten in Mexiko, mit denen sie dann nicht mehr mithalten könnten. Tatsächlich ist der Import von Frischobst und -gemüse aus dem südlichen Nachbarland kräftig gestiegen; zuletzt erreichte dieser einen Jahreswert von 9 Mrd. $ (8,7 Mrd. €).
Am Mittwoch meldete sich die American Farm Bureau Federation (AFBF) zu Wort. Der Verband stellte fest, dass der Arbeitskräftemangel ein drängendes Problem für die Landwirte im ganzen Land sei. „Es ist nicht hinnehmbar, dass wir nun schon seit Jahrzehnten über dieses Problem sprechen, ohne dass der Kongress eine Lösung für die gesamte Landwirtschaft gefunden hat“, monierte AFBF-Präsident Zippy Duvall.
Er betonte, der Verband werde nicht locker lassen, bis der Gesetzgeber mit einer Regelung an den Tisch komme, die den Arbeitskräftemangel behebe und das Gastarbeiterprogramm in einer Weise anpasse, die für die Landwirte und ihre Mitarbeiter funktioniere.