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topplus Schauspieler vs. Landwirte

Wie stehts um die Böden? Umweltschützer Hannes Jaenicke für ZDF auf Spurensuche

Hannes Jaenicke hat mit dem ZDF den Zustand der Böden erforscht. Neben der Industrie erntet auch die Landwirtschaft Kritik des Schauspielers. Landwirte teilen ihren Unmut darüber.

Lesezeit: 6 Minuten

Wieder einmal war Schauspieler und selbst ernannter Umwelt-Aktivist Hannes Jaenicke für eine TV-Dokumentation in der Landwirtschaft unterwegs. Sein Ziel diesmal: erforschen, wie sich “der schlechte Zustand unserer Böden” auf die menschliche Gesundheit auswirkt. Dabei ließ er, wie auch schon in der Vergangenheit, kaum ein gutes Haar an der Landwirtschaft.

Jaenicke ist aktuell nicht der einzige Prominente, der mit seinem Auftritt in den Medien nicht gerade ein positives Bild auf die Landwirtschaft wirft. Auch Wissenschaftlerin und Moderatorin Mai Thi Nguyen-Kim sorgte mit der neuen Ausgabe ihres Wissenschaftsmagazins „Mai Think X“ – ebenfalls aus der Feder des ZDF – nicht unbedingt für Applaus aus den Reihen der Landwirte. Aufruhr brachte auch eine Veranstaltung von Schauspielerin Maria Futhwängler in die Branche, bei der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die Zukunft der Landwirte sprach.

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Aber worum geht es im aktuellen Fall genau? „Kranke Böden, kranke Menschen? Und wie können Böden verbessert werden?“, diese Fragen stellt sich der Schauspieler in seiner neuen ZDF-Dokumentation. Dafür sprach er u.a. mit Bodenexperten, Wissenschaftlern, „Glyphosat-Experten“, „Regenwurm-Profis“ – aber auch mit Landwirten.

Im Interview mit „Teleschau“, erklärt der “Boden-Experte” Hintergründe der Dokumentation und was zu tun sei, um die Lage zu verbessern. Denn “kaum jemand” habe das “höchst brisante” Thema Boden auf dem Schirm. Auch er selbst habe sich nie Gedanken über dessen Zustand gemacht.

Jaenicke: Agrarschulen lehren, dass ohne Glyphosat nichts geht

Für seine Dokumentation habe kaum jemand mit ihm sprechen wollen, so Jaenicke. Um genügend Landwirte vor die Kamera zu bekommen, habe es anderthalb Jahre gedauert. “Konventionelle Bauern wollten nicht vor die Kamera”, denn sie “wüssten, was sie an Chemie einsetzen”.

Das liege laut Jaenicke auch an der Ausbildung der Landwirte in Deutschland: “Auf den Agrarschulen wird den angehenden Landwirten beigebracht, dass ohne Pestizide wie Glyphosat nichts geht.” Es werde, so Jaenicke, “das unterrichtet, was der Chemieindustrie Geld in die Kasse spült“. Landwirte, die dagegen ankämpfen würden, werde das Leben und die Arbeit schwer gemacht, so der Schauspieler weiter. Das begründet er wie folgt: Die konventionelle Landwirtschaft werde massiv mit Subventionen gefördert. Dabei werde “auf Masse, nicht auf Qualität” produziert. Das sieht Jaenicke auch als Grund für das Höfesterben an.

Dennoch sei es falsch, “nur den Bauern den schwarzen Peter für den Zustand der Böden zuzuschieben”, denn viele hätten durch den Preisdruck der Industrie gar keine Zeit, sich mit der Bodengesundheit auseinander zu setzen.

Mineraldünger als Grund für steigende Krebsraten?

Für einen Vergleich zwischen Bio- und konventionellem Anbau und deren Auswirkungen auf den Boden, habe der Umwelt-Aktivist unter anderem zwei Winzer in Österreich besucht. Aus der Luft betrachtet “blüht und summt es auf der einen Seite (...). Auf der anderen Seite sieht der Boden nach der Lese aus wie eine Mondlandschaft, in der kein Grashalm wächst.” Um die Fläche erneut nutzen zu können, habe der konventionelle Winzer “eine dicke Schicht Düngekügelchen ausgelegt”, so Jaenicke und wirft bei seiner Aufzählung der Folgen einer Mineraldüngung auch steigende Krebsraten in den Raum.

Der Bio-Winzer habe im Gegensatz einen Grünstreifen angelegt, um eine “Pufferzone” zwischen seinen und den konventionellen Flächen zu schaffen. “Diese Leute geben sich wirklich Mühe”, schießt er nach.

Viele Lebensmittel landen in der Tonne

Auch das Argument eines konventionellen Landwirts, ohne Pflanzenschutzmittel könne die Ernährungssicherheit nicht gewährleistet werden, meint Jaenicke widerlegen zu können. Denn 50 % der produzierten Lebensmittel würden weggeworfen werden. Verbraucher sollten daher nur kaufen, was sie tatsächlich benötigen. So ließe sich das Problem der Produktivität abwenden.

Für die Zukunft brauche es daher laut Jaenicke ein neue Wachstumsmodell für die Wirtschaft, dass unter anderem auf Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Biodiversität ausgelegt sein sollte. Er selbst sei aktuell zum zweiten Mal an einer Klage gegen die Bundesregierung beteiligt. Nach einem „Sieg“ zur Verschärfung des Klimaschutzes, behandle die neue Klage nun Biodiversität und Artensterben.

Kritik von Landwirten über die sozialen Medien

Bereits zur Ankündigung der neuen Dokumentation über Facebook, ernteten sowohl das ZDF als auch Jaenicke selbst neben einigen zustimmenden Kommentaren auch starke Kritik.

So schreibt beispielsweise Landwirt Burkhard Scheper zum Post ZDF: „Jeder, der sich in der Landwirtschaft auskennt weiß, dass die Zusammenhänge sehr viel komplexer sind, als es das ZDF und Jaenicke in ihrer naiv populistischen Art darstellen. (…) Ich bin Landwirtschaftsmeister mit 20 Jahren Praxis und kaufe u.a. seit 14 Jahren Flächen für den Naturschutz. Ich kann das Gesagte und Gezeigte aus fachlicher Sicht einordnen und weiß, dass mind. 50 % falsch ist oder falsch dargestellt wird (…).“

Auch Silke Augst teilt die Aussagen Jaenickes aus der Dokumentation nicht: „Tja, schade! Vieles wurde angesprochen und nicht richtig zu Ende geführt. Wo bleiben die positiven Aspekte, was Landwirte alles mit verschiedenen Anbauformen und Maßnahmen für den Boden tun? Es gibt nicht nur Bio = gut und Konventionell = schlecht, es gibt so viel dazwischen. Jeder Landwirt will und muss Humus aufbauen! (…) Warum wurde nicht darauf eingegangen, dass Viehhaltung und eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung zusammen gehören? Konventionelle Ackerbauern düngen genau wie Biobauern auch mit natürlichem Dünger und nicht nur mit Mineraldünger (…). Könnte jetzt endlos so weiter machen hier, aber in der Zeit machen wir lieber die Felder für die Winteraussaat fertig…“

Und  Siegfried Habben empfiehlt den Zuschauern ein landwirtschaftliches Praktikum: „Ich glaube es wäre viel einfacher, wenn viele von denen die hier Kommentare gegeben haben, mal auf Betriebe gehen würden und sich das ganze Drum und Dran von den Landwirten vor der Tür erklären lassen. Viele würden sich sicher wundern, wie die Praxis wirklich läuft.“

Noch mehr „Expertenwissen“ von Hannes Jaenicke:

Vor zwei Jahren war der Schauspieler bereits „Im Einsatz für das Schwein“ und erntete schon damals herbe Kritik von Seiten der Landwirte (top agrar berichtete). Und auch an Rinderhaltern ließ er gemeinsam mit Schauspielkollege Sky Du Mont kein gutes Haar, als er in der Talkshow „3 nach 9“ über die „bestialische Industrie“ der Fleisch- und Milchproduktion berichtete. Auch damals berichtete top agrar ausführlich.

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