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topplus Kommentar

Prof. Taube: „Wir müssen tierische Lebensmittel drastisch reduzieren“

Der Gunststandort Europa ist nach Auffassung von Prof. Dr. Friedhelm Taube gefordert, seine Potentiale für die nachhaltige Transformation des Agrar- und Ernährungssystems auszuschöpfen. Ein Kommentar.

Lesezeit: 3 Minuten

In einem eigenen Beitrag kommentiert Prof. Friedhelm Taube die Ausführungen von Prof. Matin Qaim im aktuellen Blick von außen „Gunststandort Europa muss sein Ertragspotential ausschöpfen“. Dieser Kommentar gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und muss nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

"Nicht die Landwirtschaft von vorgestern romantisieren"

Prof. Matin Qaim stellte jüngst in seinem Blick von außen die Produktivität der Landwirtschaft in Europa als durch eine ‚romantisierende Betrachtungsweise‘ gefährdet dar und postuliert als zentrale Botschaft: ‚mit neuen Technologien proaktiv die Landwirtschaft von morgen entwickeln und nicht die Landwirtschaft von vorgestern romantisieren‘.

Matin Qaim und ich hatten die Ehre und Freude, über viele Jahre im Wissenschaftlichen Beirat (WBAE) beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu wirken – einige Ergänzungen seien daher gestattet, um die Gewichtung notwendiger Maßnahmen einzuordnen: Unser letztes gemeinsames großes Gutachten 2021 mit entsprechenden Politikempfehlungen „Eine Politik für eine nachhaltige Ernährung“ beschrieb den notwendigen Pfad der Transformation des Agrar- und Ernährungssystems. Letzteres mit einer notwendigen drastischen Reduktion des Konsums von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft, wenn wir Gesundheit (Mensch-Umwelt) bei uns und die Sicherung der Welternährung ernst nehmen.

Acker für die Humanernährung statt für Futterbau

Das sind die zentralen Stellschrauben, die in der Rangierung für die Sicherung der Welternährung viel wichtiger sind als technologische Innovationen z.B. innerhalb des Pflanzenbaus in reichen Ländern. Denn der Hebel der gesteigerten Flächennutzungseffizienz durch primäre Nutzung der Ackerflächen für die Humanernährung statt derzeitig mehr als zur Hälfte für Futter ist gigantisch.

Die Kollegen an der Universität Wageningen haben kürzlich deutlich gezeigt, dass allein mit einer massiven Reduzierung des Fleischkonsums und einer Fleischerzeugung allein auf der Futterbasis biogener Reststoffe im Sinne einer zirkulären Landwirtschaft mehr als 700 Mio. Menschen außerhalb Europas zusätzlich zu heute mit pflanzlichen Nahrungsmitteln versorgt werden können!

Wir können Regenwald-Rodungen kaum verhindern

Wenn überhaupt, dann hat nur diese Strategie ein gewisses Potential, die Regenwälder auf der Welt zu schützen – wohl wissend, dass dafür primär die Staaten mit Regenwäldern selbst zuständig sind und solange dort Gewinnmaximierung und unzureichende Staatsführung dominieren, werden wir kaum zum Stopp der Rodungen beitragen – daher: das Narrativ ‚wir retten den Regenwald dort durch Technologie hier‘ trägt nicht!

Das anerkennend, ermöglicht in der Tat Politiken, die eine Landwirtschaft im Sinne von ‚Ökolandbau und mehr‘ – wie wir es gemeinsam im obigen WBAE-Gutachten formuliert haben - zur Sicherung aller relevanten Ökosystemleistungen nicht nur erlauben, sondern verpflichtend notwendig machen.

Resiliente Anbausysteme sind gefordert

Neue Technologien werden sicher notwendig werden für die Ansprüche der Bioökonomie und Dekarbonisierung und auch, um z.B. solche chemischen Pflanzenschutzmittel zu substituieren, die in der Ökotoxizität nicht mehr tragbar sind. Das ist unstrittig, aber das muss zusammen gehen mit viel besseren Anbausystemen als heute, welche die Resilienz biologischer Systeme in den Blick nehmen, sonst nützt alle Technologie nichts (Ackerfuchsschwanz und Kohlhernie trotz allem technischen Fortschritt lassen grüßen). 

Solange wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese primären Notwendigkeiten nicht viel deutlicher benennen und die Politik viel konsequenter auffordern als bisher, in diesem Sinne zu handeln, solange werden wir nicht vorankommen.

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