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topplus Südfrüchte in Deutschland

Junglandwirtin baut erfolgreich Wassermelonen an: „Das könnte jeder.“

Henrike Vorlop baut seit 2020 Wassermelonen in Niedersachsen an. Seitdem hat sie reichlich Erfahrung rund um geeignete Sorten, Anbautricks und Vermarktung gesammelt. Ihr Fazit zur Südfrucht.

Lesezeit: 6 Minuten

August ist Erntezeit: Mit einem Küchenmesser trennt Henrike Vorlop ihre Wassermelonen von den Ranken und legt sie in schwarze und grüne Obstkisten. Noch am selben Tag verkauft sie die Früchte im Hofladen. „Am Anfang wusste ich nicht einmal, woran ich die reifen Melonen erkenne“, sagt die 23-Jährige, während sie in ihrem Feld im niedersächsischen Gielde kniet. Seitdem hat sie fünf Jahre Anbauerfahrung gesammelt.

Die Anfänge: Regionale Melonen statt Äpfel und Birnen

Auf einer Fläche von knapp 0,1 ha baut Vorlop Melonen an – eine ursprünglich aus Afrika stammende Frucht, die durch Züchtung und Klimaerwärmung seit einigen Jahren auch auf deutschen Böden wächst. „Manche Kunden dachten anfangs, ich hätte spanische Melonen gekauft, das Etikett abgepult und würde sie hier als meine verkaufen“, erzählt sie. „Ich musste Beweisvideos von der Ernte zeigen.“ Die Melonen sind also wirklich von hier – ganz ohne weite Transportwege.

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Die angehende Landwirtin ist aktuell in ihrem letzten Studienjahr an der Hochschule Osnabrück. Zuvor absolvierte sie eine Ausbildung zur Obstbäuerin. Währenddessen inspirierte sie ein Azubi-Kollege aus Sachsen, doch Melonen in Niedersachsen anzubauen. „In der Schule beneidete ich außerdem meine Freundin, die oft exotisches Obst in der Brotdose hatte. Bei uns gab es regional und saisonal - also Äpfel und Birnen.“ Sie ergänzt: „Wie cool wäre es, wenn ich meinen Kindern irgendwann Melonen aus regionalem Anbau mitgeben könnte.“

Wissenswertes zur Melone

Melonen gehören botanisch zur Familie der Kürbisgewächse und stammen ursprünglich aus Afrika. Heute ist Spanien der größte Erzeuger für den europäischen Markt. Die zwei Hauptarten sind:

  • die grün-roten Wassermelonen

  • und die Zuckermelonen, zu denen die Honig-, Netz-, Ananas- und Cantaloupe-Melonen gehören.

Die harte dicke Rinde hat der Frucht auch den Namen Panzerbeere beschert. Sie umhüllt rotes, orangefarbenes, gelbes oder weißes Fruchtfleisch. Fun fact: Botanisch ist die Zuckermelone näher mit der Gurke als mit der Wassermelone verwandt.

Ob die einjährige krautige Pflanze auch auf deutschen Böden erfolgreich wächst, hängt von der richtigen Sortenwahl ab. Sie sollte Kälte gut abkönnen und früh reif sein. Wassermelonensorten wie die Conguita oder Gatinho eignen sich grundsätzlich gut. Netzmelonen neigen zu Fäulnis sind daher eher ungeeignet. Folgende Zuckermelonensorten eignen sich in Deutschland: Die Honigmelonensorte Blenheim Orange, die Cantaloupe Charentais oder die orangefarbene Sweet Granite.

Als sie ihrem Vater, der den Betrieb leitet, davon erzählte, war er sofort dabei und überließ ihr die Fläche. Die Experimentierfreude liegt also in der Familie. Eigentlich konzentriert sich der Betrieb auf den Marktfruchtanbau mit Zuckerrüben, Weizen und Raps auf rund 380 ha. Auf etwa 10 ha wachsen außerdem Erdbeeren für ihre Direktvermarktung. Hier merkt die Familie bereits seit ein paar Jahren, dass sich Probleme wie Wassermangel und Sonnenbrand häufen. Andere Kulturen müssen also her, um die Direktvermarktung zu stabilisieren.

Melonenanbau: So kann es funktionieren

Die Melonensamen bestellt Henrike Vorlop im Januar aus den Niederlanden und zieht die Pflanzen im Gewächshaus ihrer Cousine vor. Der Grund dafür: Die Keimtemperatur der Südfrucht liegt bei sommerlichen 24-30 Grad. Sobald die Keimlinge etwa 10 cm groß sind, etwa Ende Mai, sind sie bereit für den Acker. In einem Meter Abstand wachsen die Jungpflanzen am besten im Damm, den Vorlop vorher mit schwarzer Mulchfolie bedeckt. Sie erklärt: „Die Folie hilft dabei, den Boden schneller zu erwärmen und hält das Unkraut in Schach.“ Bei kalten Nächten unter 10 Grad sorgt ein Vlies für zusätzlichen Schutz. Durch das große Wurzelwerk der Wassermelone ist ihr Wasserbedarf - anders als der Name vermuten lässt - bescheiden. Lediglich zu Beginn musste Vorlop sie angießen, um den Bodenschluss zu gewährleisten. Im größeren Stil würde sie das mit Tropfschläuchen machen, auf ihren 0,1 ha gelingt das noch in Handarbeit.

Eine Herausforderung beim Anbau ist Mehltau, der vor allem bei feuchter Witterung auftritt. „Das könnte auch daran liegen, dass ich die Melonen direkt neben Kürbissen anbaue.“ Das größte Problem jedoch ist die späte Ernte. Denn erst ab Mitte August sind die Melonen süß genug. Ob die Früchte reif sind, erkennt sie an drei Indikatoren. Erstens: Das letzte Blatt vor der Melone muss braun und vertrocknet sein, denn das heißt, die Nährstoffzufuhr ist beendet. Zweitens: Beim Klopfen sollte sie hohl klingen. Drittens: Die Schale ist auf der Unterseite hellgelb.

Die richtige Sorte: Kernlos, klein, frühreif

Auch bei der Sortenwahl hat sie inzwischen viel dazugelernt: „Im ersten Jahr habe ich auch Netzmelonen angebaut, aber die wurden durch die weiche Schale und viel Regen faul. Wassermelonen haben eine härtere Schale und sind robuster“, erklärt Vorlop. Außerdem achtet sie darauf, dass sie kernlos und nicht zu groß sind. „Auf dem Wochenmarkt will niemand 5 kg-Melonen rumschleppen“, weiß sie. Sorten wie Conguita, Gatinho und Tigrinho haben sich an ihrem Standort bereits bewährt. Jedes Jahr nimmt Vorlop ein bis zwei neue Sorten dazu, um ihr Sortiment zu erweitern. Für je 100 Samen zahlt sie zwischen 17 und 25 €. Aus den 600 ausgesäten Samen sind in diesem Jahr etwa 350 Pflanzen gewachsen.

Späte Ernte verkürzt die Verkaufssaison

Die Verkaufssaison geht durch die Spätreife nur drei bis vier Wochen – einlagern kann sie die Melonen nur zwei Wochen. Doch so spät im Sommer stockt der Absatz. „Die meisten Leute wollen im Hochsommer Melonen essen.“ Um dieses Problem anzugehen, will die Obstbäuerin im nächsten Jahr zusätzlich einen Folientunnel errichten. „Damit könnte ich früher ernten und hätte eine längere Saison.“

Trotzdem rechnet sich der Anbau bereits heute. „Ich würde es nicht machen, wenn es eine Nullnummer wäre.“ Henrike Vorlop verkauft ihre Melonen für 1,50 € bis 3,50 € pro Kilo und die Kunden sind bereit, diesen Preis zu zahlen. „Viele schätzen die Qualität. Regionale Melonen sind vollreif geerntet und dadurch süß und aromatisch - anders als die oft wässrigen Importmelonen.“

Von jeder Pflanze kann sie bis zu zwei Melonen mit max. 3 kg ernten. Im Spätsommer fährt sie meist Donnerstags zur Melonenernte nach Hause, verkauft sie freitags im Hofladen und am Wochenende auf dem Markt. Danach geht es zurück nach Osnabrück, wo derzeit ihre Abschlussarbeit ansteht.

Das Fazit: „Das könnte jeder.“

Samen bestellen, vorziehen, einpflanzen, ernten. „Das könnte jeder“, sagt die Junglandwirtin. Für Landwirte, die über neue Anbaukulturen nachdenken, hat Vorlop einen klaren Tipp: „Melonen sind unkompliziert. Man braucht nicht viel Technik und kaum Pflanzenschutz. Die größte Herausforderung ist die Vermarktung. Aber für Direktvermarkter ist das eine tolle Nische.“

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