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Cannabisanbau im Freiland: Dieser Schweizer Landwirt wagt Pilotversuch

Seit 2021 laufen in der Schweiz Pilotversuche mit Cannabis. Sie prüfen die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken. Ein Landwirt berichtet über die Herausforderungen beim Freilandanbau.

Lesezeit: 4 Minuten

Es riecht süßlich auf dem Feld im Solothurner Jura in der Schweiz. Mathias und eine Kollegin schneiden mit einer großen Schere reife Hanfpflanzen ab und legen sie in einen Anhänger: Es ist Erntetag. Anschließend bringt der Biobauer die Pflanzen in einen Trocknungsraum. Dort werden sie Pflanze für Pflanze aufgehängt. Große Luftentfeuchter und Lüfter sorgen für eine gute Trocknung.

Cannabisprodukte sind in der Schweiz nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich

Mathias ist Teil eines Pilotprojektes, das vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bewilligt wurde. Das BAG prüft in seinem Pilotversuch, der 2021 startete, die kontrollierte Abgabe von Cannabis zu "Genusszwecken".

Status Quo in der Schweiz

In der Schweiz ist es verboten, Cannabis anzubauen, zu importieren, herzustellen oder zu verkaufen. Trotz dieses Verbots ist der Konsum verbreitet, der Schwarzmarkt blüht und die Sicherheit der Konsumentinnen und Konsumenten ist so nicht gewährleistet.

Angesichts dieser unbefriedigenden Situation hat das Parlament beschlossen, im Betäubungsmittelgesetz für eine beschränkte Dauer von zehn Jahren die Möglichkeit zu schaffen, die Auswirkung von neuen Regelungsansätzen in Bezug auf den Umgang mit Cannabis zu prüfen. Die neue Gesetzgebung gestattet die Durchführung von Pilotversuchen zum nichtmedizinischen Konsum von Cannabis durch Erwachsene. Dieses Vorgehen soll eine fundierte wissenschaftliche Grundlage für mögliche Entscheide zur Ausgestaltung der Cannabisregelung liefern. (Quelle Bundesamt für Gesundheit, BAG)

Bis heute können Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz Cannabisprodukte nur vom Schwarzmarkt beziehen. Dies steht im Gegensatz zu Deutschland, wo im vergangenen Jahr eine Teillegalisierung von Cannabis beschlossen wurde (top agrar berichtete).

Beim Schwarzmarktbezug können Schweizer Kunden nicht verlässlich wissen, wie die Ware genau beschaffen ist. Oft werden die Drogen in der Praxis gestreckt mit anderen Stoffen, welche gesundheitsschädlich sind. Problematisch sind auch unbekannte THC-Gehalte oder Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Bei der kontrollierten Abgabe soll die Qualität des Cannabis im Labor untersucht und danach geprüft verkauft werden.

Ein Haufen Handarbeit

Für Mathias, der einen Biobauernhof im Nebenerwerb führt, ist die Teilnahme am Pilotprojekt ein interessanter Versuch. Vor drei Monaten erst hat er die jungen Cannabispflänzchen von einem Partnerunternehmen erhalten, das sich auf die Produktion von Bio-Cannabis spezialisiert hat. Es hat für den Anbau und die Züchtung von Cannabispflanzen vom BAG eine Sonderbewilligung erhalten und darf Cannabis daher für verschiedene Pilotversuche in der Schweiz liefern.

Die Aufgabe des Landwirts ist es, die Pflanzen im Freiland zu kultivieren, zu ernten und zu trocknen. Abgegeben wird das Erntegut in Form von getrockneten Blüten. Der große Teil der Arbeit fällt für Mathias also erst mit und nach der Ernte an: Von Hand werden die Pflanzen geerntet und aufgehängt. Ebenfalls von Hand entfernt er die Blätter von den Cannabispflanzen, schneidet die Blüten ab und überprüft sie auf Schimmelbefall. Ein Haufen Handarbeit also.

Qualität und Rückverfolgbarkeit kontrolliert

Im Rahmen der kontrollierten Abgabe von Cannabis werden die Lieferketten vom Saatgut bis zum Produktvertrieb überwacht und streng kontrolliert. Die Reglementierung: Es gilt ein THC-Wert von maximal 20% mit einer Toleranz. Die Rückverfolgbarkeit für die Cannabisprodukte muss gewährleistet sein.

Wetterbedingungen und Sortenwahl sind entscheidend

Gleichzeitig ist der Anbau von Cannabis auf dem Biohof ein Sortenversuch. Etwa zehn verschiedene Sorten baut Mathias an. Diese sind zu unterschiedlichen Zeiten reif für die Ernte.

Insgesamt haben Mathias und seine Helfer 830 Pflanzen gesetzt. Um das Hanffeld herum steht ein doppelter Gitterzaun mit Alarmanlage und Videoüberwachung. Zu groß ist das Risiko für einen Diebstahl.

Mit seiner ersten Ernte ist Mathias mittelmäßig zufrieden: "Da es mein erstes Anbaujahr war, kann ich es noch nicht vergleichen." Jedoch habe er durch den Versuch viele Erkenntnisse gewonnen, die er in der laufenden Ernte und Trocknungskampagne anwenden könne. Grundsätzlich sei Hanf sehr pflegeleicht. Jedoch sind weibliche Klone, also Stecklinge, anfälliger auf Schimmel.

"Wir haben in der Schweiz sehr unterschiedliche Wetterbedingungen, das kann von der Bodenvorbereitung über die Pflanzung bis zur Ernte der Reifen Pflanzen einen großen Einfluss haben", erklärt der Landwirt.

Den richtigen Erntezeitpunkt erwischen

Daher würde er darauf verzichten, nur eine Sorte anzubauen. Eine sinnvolle Vielfalt von etwa fünf Sorten ermögliche es, Spitzen zu brechen. "Es war eine große Herausforderung, bei den verschiedenen Sorten den richtigen Erntezeitpunkt zu erwischen", sagt Mathias.

Die Cannabissorten haben unterschiedliche Reifungszeiten. Die Sorte müsse zudem spezifisch an den Standort und die Produktion auf freiem Feld angepasst sein.

Konsumierende spielen Hauptrolle in den Versuchen

Neben den Produzentinnen und Produzenten nehmen Konsumierende an dem Versuch teil. Momentan laufen sieben bewilligte Pilotversuche in der Schweiz.

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