Ende Oktober hatten zwei Landwirte einen großen Auftritt im Fernsehen. Bei der Gründershow „Die Höhle der Löwen" stellten Johannes Grenzebach und Simon Weiss ihr Start-up „Mudda Natur" vor (top agrar berichtete). In der TV-Show suchten sie Investoren und hatten Erfolg. Nun wollen sie ihre Quinoa-Produkte groß rausbringen. Das Besondere: Das Quinoa stammt aus Deutschland und soll Importe aus Südamerika reduzieren.
top agrar hat nachgefragt, wie sich interessierte Landwirtinnen und Landwirte beteiligen könnten.
Das Interview mit Mudda Natur zu Quinoa aus Deutschland
top agrar: Wenn Sie Ihr Unternehmen groß aufziehen möchten, brauchen Sie entsprechend viel regional angebautes Quinoa. Wie können interessierte deutsche Landwirtinnen und Landwirte mitmachen und für Sie Quinoa anbauen?
Johannes Grenzebach: Ganz einfach. Interessierte Landwirtinnen und Landwirte können sich gern erstmal per E-Mail melden und eine kurze Betriebsbeschreibung mitschicken, also Infos dazu, ob der Betrieb konventionell oder Bio ist, wie groß der Betrieb ist und welche technische Ausstattung vorhanden ist. Im Anschluss nehmen wir telefonisch Kontakt für ein erstes Beratungsgespräch auf.
Auf wieviel ha müsste kommendes Jahr in Deutschland denn Quinoa angebaut werden, um die geplanten Erträge zu erzielen? Wieviel Tonnen brauchen Sie für die Produktion des Sortiments?
Grenzebach: Wir planen perspektivisch eine Gesamtfläche von über 1.000ha mit einem Bio-Anteil von mindestens 60 % zu erreichen. Für 2025 ist der Ausbau der Fläche auf 500ha geplant mit einer ähnlichen Verteilung von etwa 60% Bio- und 40 % konventionellem Anbau.
Gestaltung der Vertragspartnerschaft und Logistik
Welche Voraussetzungen gibt es von Ihrer Seite, die die Landwirte erfüllen müssten?
Grenzebach: Der Anbau ist hervorragend mechanisierbar, insbesondere wenn der Landwirt über einen Striegel oder eine Hacke verfügt. In diesem Fall empfiehlt sich eine Reihenweite von 30cm, obwohl auch eine Reinsaat problemlos funktioniert.
Die Ernte erfolgt mit einem Mähdrescher. Nach dem Drusch muss die Quinoa jedoch unverzüglich und schonend auf eine Restfeuchte von 13% getrocknet werden – beispielsweise durch (Gas-)Trocknung oder mithilfe einer Biogasanlage.
Das getrocknete Erntegut wird anschließend in Bigbags abgefüllt und auf Euro-Paletten per Spedition zum Abgabeort transportiert.
Wie wollen Sie die Zusammenarbeit gestalten? Denken Sie über eine Art Vertragsanbau nach?
Grenzebach: Ja, wir schließen mit unseren Landwirten jährliche Anbauverträge ab, die die Anbaufläche, den Saatgutbedarf, die Verrechnung der Ernte und andere Aspekte regeln.
Können Sie feste Preise zusagen?
Grenzebach: Ja, wir setzen jedes Jahr feste Einkaufskonditionen für den Anbau unserer Quinoa fest. Die Abrechnung mit unseren Erzeugern erfolgt nach der Reinigung im Spätherbst entsprechend der Vereinbarung mit den Landwirten. Um hierbei maximale Transparenz zu gewährleisten, erhält jeder Landwirt chargenspezifische Reinigungsberichte, die Endprodukt, Qualitäten und Ausputzanteil ihrer abgelieferten Ernte aufführt.
Wohin müssten die Landwirte liefern und wie läuft das logistisch?
Grenzebach: Nach der Ernte und Trocknung der Rohware erfolgt die Lieferung des Erntegutes zu festgelegten Zeiträumen direkt zu unserer Reinigung im Allgäu durch den Landwirt. Dies hat den Vorteil, dass unsere Landwirte mit ihrer „Haus & Hof“-Spedition die Lieferung beauftragen können, da „unbekannte“ Speditionen oftmals Probleme haben, Abholungen bei landwirtschaftlichen Höfen korrekt durchzuführen.
Weiterhin wird jede Charge zur Qualitätsprüfung im Labor untersucht, bevor es zur weiteren Verarbeitung kommt.
Standortansprüche Quinoa
Welche Standortansprüche hat Quinoa?
Grenzebach: Quinoa bevorzugt lockere, feinkrümelige Böden mit guter Wasserführung und niedriger Staunässe. Es ist empfindlich gegenüber Verdichtungen und Verkrustungen und benötigt ein trockenes, mildes Klima ohne extreme Temperaturen. Ein Stickstoffbedarf von 80–100 kg N/ha ist optimal. Quinoa toleriert leichte Fröste bis –4 °C, jedoch können starke Fröste während der Blüte zu Wachstumsstillstand und Kümmerpflanzen führen.
Ein feinkrümeliges Saatbett ist entscheidend, da Quinoa auf eine flache Aussaat (1–2 cm) angewiesen ist. Eine Saattiefe von 1–2 cm und der Einsatz von Spinatsämaschinen mit Andruckrollen sind empfehlenswert. Die Aussaat sollte in milden Lagen von Mitte März bis Ende April erfolgen; in frostgefährdeten Gebieten von Mitte April bis Anfang Mai. Eine Saattiefe von 1–2 cm und eine Saatstärke von 10 kg/ha sind ideal, wobei der Reihenabstand zwischen 16–25 cm liegen sollte. Die Saatstärke hängt vom Tausendkorngewicht und den Bedingungen ab.