Im Sprachgebrauch geht die Verwendung der Begriffe Hanf, Nutzhanf und Cannabis oft durcheinander. Wer von Hanf spricht, meint meist Cannabis, also die Pflanze, die zu Rauschzwecken konsumiert wird und seit vergangenem Jahr in Deutschland teillegalisiert wurde. Wer von Nutzhanf spricht, meint meist die Industrie- und Faserpflanze, die keine berauschende Wirkung hat und aus ganz anderen Gründen angebaut wird.
Botanisch gesehen ist Hanf (lat. Cannabis) eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Hanfgewächse. Die Gattung umfasst hauptsächlich die Art Cannabis sativa, zu der auch der Nutzhanf gehört. Nutzhanf ist also eine Variante von Cannabis sativa, die speziell für Fasergewinnung usw. gezüchtet wurde.
Wir erläutern die wichtigsten Unterschiede zwischen Nutzhanf als Faserpflanze und Cannabis als Rauschpflanze.
Pflanzenbauliche Unterschiede Nutzhanf vs. Cannabis
Wuchshöhe und Struktur: Nutzhanf-Pflanzen wachsen in der Regel höher und haben eine stabilere Stängelstruktur, um für industrielle Zwecke wie die Faserproduktion geeignet zu sein. Cannabis-Pflanzen, die für den Konsum angebaut werden, sind tendenziell buschiger und kürzer.
Anbaubedingungen: Nutzhanf ist grundsätzlich relativ robust und anspruchslos, gedeiht aber am besten auf nährstoffreichen Böden mit einem pH-Wert von 6-7. Nutzhanf kann in einer Vielzahl von Klimazonen gedeihen und verträgt dank seiner tiefen Wurzeln auch Trockenheit gut. Er erfordert meist weniger Pflege in Bezug auf Düngung und Schädlingsbekämpfung.
Cannabis hingegen benötigt spezielle Anbaubedingungen, oft Indoor, wo eine kontrollierte Lichteinwirkung und Temperaturregelung für eine optimale Blüte sichergestellt ist. Im Indoor-Farming wachsen die (übrigens nur weiblichen) Cannabispflanzen in rund 10 Wochen heran, so dass bis zu fünf Ernten pro Jahr möglich sind.
Vielseitige Nutzung
Die Begriffe Nutzhanf, auch Industriehanf genannt, und Cannabis zielen im allgemeinen Sprachgebrauch darauf ab, die unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten der vielseitigen Pflanze hervorzuheben. Denn die Bestandteile der Pflanze (Fasern, Samen, Blätter und Blüten) lassen sich so unterschiedlich nutzen, dass sich Subspezies und Sorten herausgebildet haben, bzw. gezüchtet wurden.
Nutzhanf wurde für den industriellen Gebrauch gezüchtet und hat genetische Linien, die auf niedrige THC-Gehalte abzielen. Stattdessen lassen sich aus den Fasern des Stängels z.B. Seile oder Textilien bzw. Dämmstoffe, Papier oder Verpackungsmaterial herstellen.
Die Samen von Nutzhanf sind ebenfalls vielseitig nutzbar. Sie gelten als heimisches Superfood und lassen sich etwa zu Speiseöl verarbeiten oder dienen als Grundlage für Fleischersatzprodukte, weil sie als proteinhaltig gelten.
Im Gegensatz dazu wurden auch Cannabis-Sorten gezüchtet, um höhere THC-Gehalte zu erzielen, die berauschend wirken sollen. Man unterscheidet die Unterarten cannabis sativa und cannabis indica. Sativa-Sorten werden oft mit einem eher anregenden, energetisierenden Rausch assoziiert. Indica-Sorten werden eher mit einer beruhigenden, entspannenden Wirkung assoziiert.
Als Marihuana oder Gras bezeichnet man die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze.
Gesetzgebung
Die Anforderungen an den gesetzeskonformen Anbau von Nutzhanf sind vielfältig und erweisen sich in der Praxis oft als Hürde für Landwirte: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) überwacht den Anbau; eine Anbauanzeige und eine Erklärung von Aussaatflächen sind erforderlich. In der EU ist der Anbau auf zugelassene Sorten mit nicht mehr als 0,3 % THC und entsprechend zertifiziertes Saatgut beschränkt.
Cannabis mit höherem THC-Gehalt unterliegt in Deutschland strengen Regulierungen. Seit der Cannabis-Teillegalisierung im Jahr 2024 dürfen in Deutschland Privatpersonen bis zu drei Pflanzen anbauen sowie speziell genehmigte Anbauvereine Cannabis zum Eigenverbrauch ihrer Mitglieder anbauen.