Bis 2050 müssen 60 % mehr Nahrungsmittel her - und das, obwohl wir bereits heute die planetaren Ressourcen ausschöpfen. „Ohne KI wird das nicht funktionieren“, findet Digitalisierungsexperte Sascha Lobo. In seinem Impulsvortrag stimmte er die Besucher der Grünen Woche auf Fortschritt und Veränderung ein. Das vom Forum Moderne Landwirtschaft organisierte Event fand anlässlich der Verleihung des Innovationspreises Moderne Landwirtschaft statt.
Lobo konnte sich einen Namen als Publizist machen und referiert regelmäßig zu den Auswirkungen der digitalen Entwicklungen auf die Gesellschaft. Wer sich heute mit der Digitalisierung auseinandersetzt, komme an der Künstlichen Intelligenz nicht vorbei. Lobo zitierte in dem Zuge den Google CEO, der bereits 2018 sagte: „KI ist wichtiger als Feuer oder Elektrizität.“
Doch sind wir nicht im Silicon Valley, sondern in Deutschland. „Das Land, in dem auch in 2025 noch ein Artikel im Stern erscheint, der die sieben besten Faxgeräte vergleicht“, so Lobo. Er sprach von einer Ungleichzeitigkeit. Die einen seien bereits hyperdigital, die anderen – und damit meint er unter anderem den ländlichen Raum in Deutschland – noch nicht ganz. Doch für Lobo schien klar, dass KI die Landwirtschaft auch hierzulande radikal und rasend schnell verändern wird.
Automatisierung und Robotik
Als großes Stichwort nannte Lobo die Automatisierung. Er erklärte, dass nicht nur die Arbeitsabläufe im Stall und auf dem Feld, sondern auch die Pflanzenzüchtung von KI profitieren werden. Genetische Modifizierung sorge für Sorten, die den Klimaveränderungen trotzen und mehr Ertrag bringen könnten. Erntevoraussagen sowie die präzise Bewässerung, Unkrautbekämpfung und Düngung sind weitere Anwendungsfelder. So könne die Effizienz radikal gesteigert werden. Der Einzug von KI bringt die Landwirtschaft also ein deutliches Stück näher an das Plus von 60 % an Nahrungsmitteln.
Wir müssen uns genau darauf einstellen. KI und Robotik werden die bereits technisch sehr gut orientierte Landwirtschaft ordentlich durchpflügen.“
Als radikalen Ansatz der Automatisierung beschrieb Lobo die Einführung von mehr und mehr Robotern. „Elon Musk sagt: Bis 2040 haben wir 10 Milliarden humanoide Roboter“, so Lobo. Er ergänzte: „Wir müssen uns darauf einstellen. KI und Robotik werden die bereits technisch sehr gut orientierte Landwirtschaft ordentlich durchpflügen.“
Und wo bleibt dabei der Mensch? Unsere Rolle zwischen all den Maschinen liege laut Lobo bei der Sachkunde im Umgang mit den KI-Instrumenten. „Das bedeutet, dass man sich in der eigenen Arbeitssphäre perfekt auskennt, sodass man den Maschinen die richtigen Sachen zum richtigen Zeitpunkt sagen kann. Die Gedanken sozusagen für die KI übersetzen zu können“, so Lobo.
Landwirte sollten mutiger in die Debatte gehen
Der Fortschritt in der Landwirtschaft habe nach Ansicht von Lobo in der Gesellschaft ein negatives Image. „Die Öffentlichkeit neigt zu einer grotesken Überromantisierung der Landwirtschaft und Natur.“ Diese stehe wiederum im Konflikt mit der Effizienzsteigerung, zu der die Landwirte gezwungen sind. Lobo regt an zu einer intensiveren Debattenkultur: „Essen ist so emotional, dass der Sachverstand zu kurz kommt. Und Themen wie Nachhaltigkeit, Gesundheit und Umweltgifte werden immer größer. Die Landwirte sollten aktiv an dieser Debatte teilhaben."