Vergangene Woche trafen sich Landwirte, Gründer und Interessierte aus Deutschland und Dänemark zum Deutsch-Dänischen Landwirtschaftsdialog im ICO, dem Innovations Centrum Osnabrück. Eingeladen hatten die Dänische Botschaft und das AgroTech Valley Forum, um den gegenseitigen Wissensaustausch zu fördern. Im Fokus standen die Themen Agrardaten und Feldrobotik, ergänzt durch einen Impulsvortrag zur dänischen Klimapolitik. Der Austausch fand im Vorfeld der innovate! Convention statt.
Dänische Klimasteuer ist beschlossene Sache
In seiner Einstiegsrede gab Hans Roust Thysen, Leiter für Klima und Energie im dänischen Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Einblicke in die Verhandlungen über das sogenannte Green Tripartite Agreement (Grünes Dreiparteien-Abkommen). Dänemark hat damit am vergangenen Montag, den 18. November, als erstes Land weltweit eine CO₂-Steuer auf Emissionen aus der Nutztierhaltung eingeführt. Ab 2030 sollen Landwirte pro Tonne CO₂ eine Abgabe von 40 € zahlen, die bis 2035 auf 100 € steigt. Steuererleichterungen und Subventionen sollen die wirtschaftlichen Folgen für die Betriebe abfedern.
Darüber hinaus umfasst das Abkommen Maßnahmen zur Umgestaltung der Landnutzung: 10 % der landwirtschaftlichen Fläche werden in Wälder umgewandelt, eine Milliarde neue Bäume sollen gepflanzt werden. Ziel ist es, die dänischen Treibhausgasemissionen zu senken und die Qualität der Gewässer zu verbessern und einen nachhaltigen Agrarsektor zu fördern. Dafür fließen rund 5,76 Mrd. € aus der Staatskasse.
Die politische Strukur ist hier anders, die Wege sind kürzer und unbürokratischer.“
Was Deutschland davon mitnehmen kann? „Solche Vereinbarungen erfordern Kompromisse und enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten“, so Thysen. Er verwies darauf, dass kurze Entscheidungswege in Dänemark solche Projekte überhaupt ermöglichen. Ein Vorteil, den Deutschland mit seinem föderalen System nicht hat. „Die politische Struktur ist in Dänemark anders, die Wege sind kürzer und unbürokratischer. Deshalb sind solche Vereinbarungen nicht übertragbar. Aber sie können als Inspiration dienen."
Thysen war bei den Verhandlungen als Vertreter für die dänische Agrarbranche dabei - und trägt das Ergebnis genau so mit, wie die Umweltgruppen oder Gewerkschaften. Ihm sei wichtig, dass sich am Ende alle Beteiligten um einen Kompromiss bemühen.
Wie Akteure in Deutschland zur Klimasteuer stehen, lesen Sie hier:
Welchen Mehrwert bieten Smart Farming-Daten für Landwirte?
Solche politischen Großprojekte könne ein Staat außerdem nur implementieren, wenn Landwirte genug valide Daten erheben, um die Umsetzung messen zu können. Nach der Keynote durch Thysen drehte sich daher in den beiden anschließenden Paneldiskussionen, die u.a. von top agrar-Redakteurin Malin Dietrich moderiert wurden, alles um Agrardaten und Smart Farming-Technologien.
Johannes Sonnen, CEO von DKE Data, stellte als Impuls für das erste Panel den Agrirouter vor. Dabei handelt es sich um eine Plattform, die Maschinendaten herstellerübergreifend vernetzt. Alle großen Landtechnikfirmen sind inzwischen daran beteiligt. Den großen Vorteil für Landwirte, die auf Smart Farming setzen, sieht er vor allem im Management: Denn Daten bieten Landwirten die Möglichkeit, Betriebsentscheidungen fundierter zu treffen und effizienter zu wirtschaften, so Sonnen. Gleichzeitig zeigte er auf, dass Daten in Zukunft zur Voraussetzung für Förderungen, Zertifikate und Abnehmeranforderungen werden könnten - also zwingend zur Auflage werden. Den größten Hemmschuh sieht er in der Aus- und Weiterbildung.
Auch Nicolai Fog Hansen vom Danish Technological Institute verwies darauf, dass Landwirte in Deutschland oft zögern, digitale Technologien zu nutzen. Er ist der Meinung, dass die fehlende Offenheit für Neues vielen Landwirten im Weg stünde. „Ich habe den Eindruck, in Deutschland werden mehr die Probleme gesehen, als die Chancen. Es gibt mehr Wut.“ Er ergänzte: „So etwas wie die Bauerndemos, Traktoren in Kopenhagen im großen Stil, gibt es bei uns nicht.“
Roboter auf dem Acker: „Autonome Maschinen müssen sicher sein.“
Im zweiten Panel präsentierten dänische Start-ups Lösungen für autonome Feldarbeit. Henrik Lynge, Mitgründer von AgriRobot erklärte, wie trainierte Sensoren es ermöglichen, Roboter ohne ständige Überwachung einzusetzen. Sie sollen ihr Umfeld und Hindernisse erkennen und so Unfälle oder Fehlentscheidungen der Maschine verhindern. „Damit Landwirte die autonomen Technologien akzeptieren, müssen sie Vertrauen in die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Roboter entwickeln“, so Lynge. Seiner Ansicht nach ist es die fehlende Bereitschaft, Kontrolle abzugeben, was die Nutzung von autonomen Robotern in Deutschland am meisten ausbremst.
Simon Georgsen von FarmDroid stellte den gleichnamigen solarbetriebenen Roboter vor, der selbstständig Felder beackert. Er hob hervor, dass in Dänemark vor allem der Fachkräftemangel die Nachfrage nach Automatisierung treibt: „Autonome Maschinen können Landwirte entlasten und zeitintensive Arbeiten übernehmen.“
Die Experten beider Panels betonten, dass die Nutzung smarter Maschinen mehr Bildung und praktische Unterstützung erfordert. So soll Landwirten bewusster werden, welchen Mehrwert Smart Farming Technologien bringen können. Gerade für kleine oder mittelständische Betriebe sei es wichtig, dass Hersteller die Einstiegshürden senken und zuverlässige und benutzerfreundliche Maschinen bauen.
Über das AgroTech Valley Forum
Das AgroTech Valley Forum, Mitorganisator der Veranstaltung, setzt sich für die Entwicklung und Verbreitung digitaler Technologien in der Landwirtschaft ein. Ziel ist es, Forschungsergebnisse schnell in die Praxis zu bringen und Landwirte bei der Einführung moderner Technologien zu unterstützen. Mit Veranstaltungen wie dem Deutsch-Dänischen Dialog schafft das Forum Plattformen für Vernetzung und Wissensaustausch.