"Ich wünsche mir mehr Transparenz beim Milchpreis“, sagte Milchkuhhalterin Katharina Leyschulte beim Fachforum Milch des Deutschen Bauernverbands (DBV) am Rande der Grünen Woche. Thema der Veranstaltung war „Die Milchbranche im Hot Seat – Was bringt die Zukunft?“.
Sie kritisierte, dass Molkereien niedrige Grundpreise ausweisen und individuelle Zuschläge erteilen, die nur schwer nachvollziehbar sind. Auch die verschiedenen Kündigungsfristen bemängelte die Landwirtin. Heinz Korte, ebenfalls Milchkuhhalter und Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Milchkontors (DMK) begründete die einjährige Kündigungsfrist des DMK so: „Für eine bessere Planbarkeit der Menge und der Warenströme brauchen wir einen gewissen Vorlauf. Auch zum Schutz der Mitglieder, die in der Genossenschaft organisiert sind und dort bleiben wollen.“
Auf die Frage der Moderatorin, welche Unterstützung die Milcherzeugerin von der Regierung braucht, um wirtschaftlich arbeiten zu können, erklärte sie, dass ihr Anreizsysteme lieber sind als die aktuelle Verbotskultur. Als Beispiel nannte sie die 28 Tage-Regelung für Kälber, die sie pro Kalb 50 € koste, für die sie aber keinen Mehrerlös bekommt. „Besser wäre ein Anreizsystem, das Betriebe dazu veranlasst, die Kälber länger im Betrieb zu halten“, so ihr Plädoyer. Außerdem beklagte sie den bürokratischen Aufwand im Arbeitsalltag: „Ich muss Leute einstellen, die die Tiere versorgen, damit ich Zeit fürs Büro habe. Dafür bin ich keine Landwirtin geworden“, machte sie deutlich.
Smarte Lösungen sind notwendig
Prof. Dr. Holger Thiele von der Fachhochschule Kiel betonte, dass es ganz ohne Bürokratie nicht geht, räumte aber ein, dass mithilfe der Digitalisierung smarte Lösungen gefunden werden müssten. Dem stimmte die Praktikerin Leyschulte zu, denn sie müsse die gleichen Daten teilweise vier bis fünf Mal eingeben. „Programme müssen miteinander vernetzt sein“, forderte sie.
Gleichzeitig wünschte sie sich von Molkereien, den Lieferbetrieben mehr zu vertrauen: „Warum fragt die Molkerei so viel ab, wenn Betriebe schon QM geprüft sind?“ Das sei die Branche der Gesellschaft schuldig, erklärte Prof. Thiele. „An manchen Stellen ist die Dateneingabe einfach notwendig. Getreu dem Motto ‚Tue Gutes und rede darüber‘.“ Auch der Handel brauche Daten für die Vermarktung, was sich wiederum auf die Rentabilität der Milchviehbetriebe auswirkt.
Sie sagen Bürokratie, ich sage Transparenz." - Lorenz Maurer
„Sie sagen Bürokratie, ich sage Transparenz“, machte Lorenz Maurer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), in der zweiten Diskussionsrunde der Veranstaltung deutlich. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und dem Thünen-Institut arbeitet die LfL an einer Branchenlösung zur Erfassung des CO2-Fußabdrucks: „Wir gehen davon aus, dass wir die Branchenlösung in diesem Jahr an den Start geht“, erklärte er auf dem Podium.
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein und selbst Milcherzeuger betonte, dass eine deutsche Lösung nicht reicht. „Wir sind mit der Vermarktung der Molkereiprodukte international aufgestellt. Auch dafür brauchen wir Lösungen“, appellierte er.
Intensive Landwirtschaft ist effizient
In die Diskussion zur Vernetzung von Schnittstellen und zum Erfassen von Daten gab Wolfgang Scholz, Vorsitzender des Milcherzeugerverbands Bayern, zu bedenken, dass die Datenhoheit im Sinne der Landwirte in jedem Fall berücksichtigt werden müsse. Klaus-Peter Lucht positionierte sich deutlich: „Wenn wir die Ökonomie in den Vordergrund stellen, kann die Branche eigentlich nur gewinnen. Eine intensive Landwirtschaft ist effizient und gut fürs Klima.“